
Stell dir vor, du schreibst einen Artikel, er geht viral und du bekommst hunderte von Zuschriften: positive und auch negative. Genau das ist mir passiert mit meinem Gastbeitrag im Handelsblatt zum Thema Fachkräftemangel und Generationen, der die Nation aufrüttelte. Das Thema ist also mehr als relevant und in jedem Fall wert, auch dich, als Teil der Generation Z, die auf dem Arbeitsmarkt erwartet wird, anzusprechen. Seit geraumer Zeit befasse ich mich mit New Work und dem Fachkräftemangel und hierbei kommen auch die Generationen am Arbeitsmarkt ins Spiel. Mittelständische Unternehmen und Konzerne, die ich berate, sind verzweifelt, weil sie kaum noch neue MitarbeiterInnen finden.
Die Arbeitswelt unterliegt einem stetigen Wandel, und mit jedem Generationenwechsel treten neue Wertvorstellungen und Erwartungen hervor. Die Generation Z, diejenigen, die in den späten 1990er und frühen 2000er Jahren geboren wurden, macht da keine Ausnahme. Aus Recruiting-Abteilungen, Teams und Führungskräftereihen ist immer wieder ein heftiges Kopfschütteln zu vernehmen, wenn es um die Neuankömmlinge am Arbeitsmarkt geht: „Nicht motiviert, zu undiszipliniert und keine Arbeitsmoral, mit der jungen Generation ist in der Arbeitswelt einfach nichts anzufangen.“ Doch wie viel Wahrheit steckt wirklich hinter diesen Vorwürfen?
„Work-life Balance?
– Ja bitte! Disziplin?
– Nein Danke!“
Die Generation Z setzt verstärkt auf Flexibilität und Work-Life-Balance. Mit einer Abneigung gegenüber starren Hierarchien und einer Sehnsucht nach Freiheit und Selbstbestimmung hinterfragt sie konventionelle Arbeitsmuster. Dieser Ansatz spiegelt den zunehmenden Einfluss digitaler Arbeitsmodelle und die Möglichkeit zur eigenständigen Wissensaneignung wider.
Flexibilität, das Zauberwort! Die Gen. Z möchte Remote-Arbeit, flexible Arbeitszeiten und am besten auch gleich den Pyjama als Dresscode. Klar, Flexibilität hat Vorteile – wer will schon im Stau stehen, wenn man auch gemütlich von zuhause aus arbeiten kann? Flexibilität kann jedoch auch Stress bedeuten. Ständige Erreichbarkeit, kaum noch klare Grenzen zwischen Job und Freizeit – das kann zu einem echten Burnout führen. Und dann gibt es da auch noch das Team. Wie kann ohne Beziehung untereinander erfolgreiche Zusammenarbeit funktionieren, wenn jeder seinen eigenen Weg geht?
Work-Life-Balance, die heilige Kuh. Die Gen. Z legt Wert darauf, dass nicht nur Arbeit im Leben vorkommt. Guter Ansatz, wer will schon ausgebrannt sein? Aber halt, Stopp! Immer nur relaxt in der Hängematte liegen? Das kann auch nach hinten losgehen. Manche Herausforderungen erfordern Extra-Einsatz. Wenn du dich nur auf deine Freizeit verlässt, verpasst du vielleicht die Karrierechance deines Lebens.
Anforderungen an Führung:
„Ich will keinen Chef, Ich will einen Coach!“
Solche Aussagen sind längst keine Einzelfälle mehr. Sich von oben herab kritisieren und zurechtweisen lassen? Nicht mit dieser Generation.
Die Generation Z bringt einen fundamentalen Wandel in Bezug auf Führung und Arbeitsverständnis mit sich. Das Motto: „Ich will keinen Chef, ich will einen Coach“, unterstreicht ihren Ansatz, der weit über traditionelle Hierarchien hinausgeht. Statt Autorität und Anweisungen sucht sie nach einer unterstützenden Begleitung, einem Coach, der sie auf ihrem Level mit den richtigen Fragen und Techniken abholt und weiterbringt, sowie Inspiration und Raum für Kreativität bietet. Dieser Paradigmenwechsel fordert traditionelle Führungskonzepte heraus und setzt auf Vertrauen, offene Kommunikation und individuelle Förderung.
Ein Coach ermutigt zur Eigenverantwortung und eröffnet Möglichkeiten zur Mitgestaltung. Diese Herangehensweise spiegelt die intrinsische Motivation der Generation Z wider, die danach strebt, nicht nur einen Job zu haben, sondern auch einen Beitrag zu leisten und sich persönlich weiterzuentwickeln.
Die Vorstellung von einem Coach statt einem Chef geht Hand in Hand mit der agilen und digitalen Arbeitswelt, die die Generation Z prägt. Diese Generation ist mit einer Fülle von Informationen und Lernressourcen aufgewachsen und es daher gewohnt, eigenständig Wissen zu erwerben und sich kontinuierlich weiterzubilden. Ein Coach kann als Mentor fungieren, der wertvolle Ratschläge gibt und dabei hilft, die individuellen Ziele zu erreichen.
„Wo bleibt der Sinn?“
Sinnvolle Arbeit, das ist das Motto. Die Gen. Z will nicht nur Geld scheffeln, sondern auch die Welt retten. Klingt super, oder? Aber da gibt's 'nen Haken. Nicht jeder kann Bio-Farmer oder Klima-Aktivist sein. Manchmal steckt man in Jobs fest, die nicht gleich die Welt verändern. Und was ist mit der Kohle? Sinnvoll ist toll, aber der Kontostand will auch beachtet werden. Geld regiert nun mal die Welt und das müssen viele Neuzugänge am Arbeitsmarkt wohl erst noch lernen.
„Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte.“
Schon Sokrates beschrieb, wie auch heute ältere Semester die Generation Z wahrnehmen. Gegenwind zu den Ansichten und Verhalten der Jungen gibt es also schon seit jeher. Doch aus welchem Grund haben gerade so viele Ztler ein solches Arbeitsverständnis und stellen hohe Ansprüche?
Zum einen lässt die derzeitige Situation am Arbeitsmarkt zu, sich den „meistbietenden“ Arbeitgeber auszusuchen und auch schnell einmal zu wechseln, wenn Erwartungen nicht erfüllt werden. Zusätzlich haben viele Kinder von Generation X oder Boomern gelernt, dass Arbeiten sehr wichtig ist oder gar an erster Stelle steht, lange Arbeitswege zurückgelegt werden, Urlaub oder Freizeit stark begrenzt sind und Chefs mit ihren Angestellten umgehen können, wie es gerade beliebt. Genau dieser Vorstellung von „richtiger Arbeit“ stellen sich viele entgegen, denn es geht ja auch anders, wie uns unter anderem die Corona- Pandemie gezeigt hat, wobei hier besonders die Technik enormen Einfluss hat. Ztler sind digital natives, Smartphones und Internet sind ihr Zuhause. Klar, dass sie Flexibilität und ständige Erreichbarkeit erwarten. Außerdem haben sie den Klimawandel vor der Nase – da ist es nicht verwunderlich, dass sich besonders die Generation Z damit befasst und die Welt retten will.
Weniger ICH, Mehr WIR!
Am Ende des Tages ist es wichtig, die Forderungen der Gen. Z ernst zu nehmen. Ja, sie bringen frischen Wind in die Arbeitswelt. Aber man darf nicht vergessen, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Die Arbeit muss laufen, Teamarbeit ist oft essenziell, und auch mal Überstunden können dazugehören. Die jungen Wilden haben tolle Ideen, aber manchmal müssen Träume auch der harten Realität standhalten. Die Balance zu finden, das ist die Herausforderung für Unternehmen und die Gesellschaft insgesamt. Es geht darum, Vorurteile untereinander und zwischen den Generationen auszumerzen. Voneinander und miteinander zu lernen und eine Kultur der offenen Kommunikation zu fördern, um persönlich zu wachsen und wirtschaftliche sowie
Unternehmensziele zu erreichen. Und wenn alle an einem Strang ziehen, schaffen wir das auch!
Packen wir es an, Susanne