„Ich habe in meinem Leben von nichts so viel profitiert“
Vom lohnenden Spagat zwischen Ehrenamt und Prüfungsstress.
Egal, ob Partei, Verein oder Studenteninitiative: Neuer Nachwuchs ist überall willkommen. Trotzdem hat natürlich nicht jeder die Muse oder auch Zeit, um sich neben dem Studium zu engagieren. Wenn du vielleicht auch schon einmal überlegt hast, dich irgendwo einzubringen, dir aber unsicher warst, dann können wir dir hiermit vielleicht die Entscheidung erleichtern. Denn unsere Interviewpartnerin ist nicht nur erfolgreich bis ins letzte Studienjahr gekommen, sie war auch Bundesvorstand bei einer Studieninitiative.
Tutku Büyük engagierte sich gleichzeitig in zwei Hochschulgruppen, bevor sie ein Jahr lang Leiterin der größten Marketing-Studenteninitiative Deutschlands wurde und dafür ihr Studium pausierte. Sie studiert aktuell Wirtschaftswissenschaften in Frankfurt. Angefangen hat alles mit einem Engagement bei einem Projekt einer NGO zum Thema „Nachhaltige Herstellung von Kleidung in Bangladesch“. Später wurde sie Mitglied einer Studenteninitiative für Marketing und dort sogar zum Vorstand gewählt. Sie war dort für Akquise/Vertrieb, Kooperationspartner und die Umsetzung von Beratungsprojekten zuständig. „Das habe ich gleichzeitig ein Jahr lang gemacht. Aus Zeitmangel musste ich die NGO-Arbeit leider aufgeben. Danach habe ich mich entschieden, ein Jahr Pause zu machen, um in Vollzeit auf nationaler Ebene eine Führungsposition wahrnehmen zu können. Hier war ich mit meinem Partner zusammen dafür zuständig, dass der Verein weiterläuft, wir waren quasi die Geschäftsführung. Dafür sind auf jeden Fall viel Selbstmanagement und Disziplin gefragt, vor allem in der Klausurenphase."
Stress und Zweifel
„Tatsächlich wollte ich nach dem ersten Semester im regionalen Vorstand aufhören. Die Klausurenphase war durch die Doppelbelastung unheimlich anstrengend, außerdem hatte ich Angst, dass meine Noten darunter leiden würden, da ich vergleichsweise weniger Zeit zum Lernen hatte. Ich habe mit unserem Vorsitzenden geredet und wollte mich abwählen lassen. Nach ein paar Wochen Bedenkzeit in den Semesterferien und der Notenbekanntgabe habe ich mich aber entschieden weiterzumachen.“
Ihre Bilanz
Ohne die Pause wäre eine Führungsposition als Bundesvorstand nicht möglich gewesen. Trotzdem sagt sie: „Ich hatte oft das Gefühl, dass ich mich mit Freunden treffe, und nicht unbedingt, dass ich ‘arbeite’. Ich habe in meinem Leben von nichts so viel profitiert, wie von meinem Engagement. Auf der einen Seite konnte ich dadurch immer neue Leute kennenlernen und habe ein großes Netzwerk aufgebaut. Auf der anderen Seite konnte ich mich enorm weiterentwickeln und an meinen Herausforderungen wachsen. Das einfachste Beispiel ist, dass ich jetzt sehr organisiert und durchgeplant bin. Ich bin viel analytischer im Umgang mit Aufgaben und Herausforderungen, offener und selbstsicherer. Das alles hätte ich nicht ‘gelernt’, wenn ich nicht die Chance gehabt hätte, aus meiner Komfortzone auszubrechen. Ich würde mich immer wieder dafür entscheiden.“
Egal wie – Hauptsache anfangen
Man muss ja nicht gleich Bundesvorstand einer Studenteninitiative werden, um etwas für sich und seine Umgebung zu tun. Engagement kann ja auch bedeuten, anderen zu helfen und Gutes zu tun. Das ist eigentlich ganz leicht und kann auf viele Möglichkeiten umgesetzt werden. Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr, in der Flüchtlingshilfe, im Sportverein, bei der Kirche oder ganz einfach Blutspenden? All diese Bereiche können nur mit neuen Mitgliedern und freiwilligen Helfern gut funktionieren. Und wenn beim nächsten Mal die Studenteninitiativen wieder auf die Bühne kommen: nicht gleich zurückschrecken – vielleicht mal reinschnuppern.
Einen kleinen, aber konstanten Beitrag zu einer besseren Welt kannst du auch mit bewussten Einkäufen leisten. Mit nachhaltigen, fairen Bioprodukten beispielsweise und weniger Fast-Fashion-Shopping. Investiere lieber mal in Produkte, die einem guten Zweck oder einem Verein zugute kommen. Du wirst auch in jeder Stadt und in jedem Dorf etwas finden, das fair und regional hergestellt wurde, und mit dem du entweder die lokalen Verkäufer unterstützen kannst, oder einen noch größeren Kreis. Einfach mal die Augen offen halten. Wenn du weißt, was du gut kannst und was du gerne tust, wirst du auch deinen eigenen Weg finden, um dich für andere zu engagieren und etwas zurück zu geben. Und am Ende wirst du feststellen, dass du mehr bekommen als gegeben hast.