Wie findet Ihr ein Unternehmen, in dem Ihr Euch wirklich wohlfühlt?
Es war, ist und wird immer der wichtigste Aspekt eines Arbeitsplatzes sein: Wie ist die Stimmung? Wie wichtig ist dem Management das Wohlergehen seiner Mitarbeiter? Mehr als alle Gehaltserhöhungen und Aufstiegschancen wird dies darüber entscheiden, ob Ihr in Eurem Beruf glücklich werdet oder nicht. Also sucht Euch ein gutes Unternehmen – oder tragt dazu bei, dass es ein solches wird. Wie macht man das?
Vor allem gilt es, die richtigen Fragen zu stellen. Wer fragt, führt. Denn – womöglich macht sich nicht jeder Berufseinsteiger das klar: Ihr seid keine Bittsteller! Ihr seid ein Schatz, den das Unternehmen heben will. Bis zum Jahr 2025 werden in Deutschland geschätzt 4,5 Millionen qualifizierte Fachkräfte fehlen. Eure Arbeitssuche findet in der (für Euch) besten aller Zeiten statt! Einen neuen Mitarbeiter zu finden, das ist ein Dating, bei dem Euer potenzieller Arbeitgeber sich ebenso gut darstellen muss wie Ihr. Das gilt umso mehr, je mehr Ihr für eine gute Ausbildung Euer selbst gesorgt habt und ein angenehmes soziales Verhalten mitbringt. Fasst Euch ein Herz!
„Wer kümmert sich bei Ihnen um die Firmenkultur? Haben Sie einen Feelgood Manager?“ Oder, spezifischer: „Wie erhalten Sie ein wertvolles und kreatives Betriebsklima aufrecht, wenn alle Mitarbeiter im Home-Office bleiben wollen?“
Traut Euch Fragen zu, die Euch eventuell unverschämt erscheinen. Sie sind es nicht. Ein guter Arbeitgeber wird registrieren, welche nachhaltigen Gedanken Ihr Euch macht, und es zu schätzen wissen.
„Wie hoch war der Krankenstand bei Ihnen in den letzten fünf Jahren? Sie haben bei Kununu (Glassdoor/Google...) nur 3,6 von 5 Sternen (Punkten/Eichhörnchen...) Was denken Sie, wie kommt das? Was wollen Sie tun, um diesen Wert zu heben?“
An der Art, wie gerne und ausführlich Euer Gesprächspartner auf die Frage eingeht, könnt Ihr sehr viel ablesen. Dasselbe gilt auch, wenn Ihr konkret und hintergründig über Eure zukünftige Aufgabe sprecht: „Was könnte mich an diesem Job am meisten frustrieren? Warum haben Sie hier angefangen? Was hätten Sie gern vor Arbeitsantritt über dieses Unternehmen gewusst?“ Schaut dem Entscheider in die Augen, wenn Ihr von ihm wissen wollt: „Wie würden Sie die Stimmung im Team und im Unternehmen beschreiben?“
Eine sehr interessante und zielführende Frage ist auch: „Warum ist diese Position frei?“. Wurde sie neu geschaffen und darf von Euch gestaltet werden? Falls nicht, schließt sich gleich dieser Punkt hier an: „Was können Sie mir über meinen Vorgänger erzählen? Wie lange hat er in meiner Position gearbeitet?“
Und ändert auch einmal die Perspektive: „Wie muss jemand sein, der gut in Ihr Team passt?“ Bietet an, VOR der Vertragsunterschrift zunächst für einen Tag, besser eine Woche, zur Probe zu arbeiten – unentgeltlich natürlich. Was denn, so viel Zeit soll ich dem Unternehmen schenken?!, denkt Ihr? Nun, vielleicht kann EUER Mindset noch ein wenig aufgeschlossener werden. Ihr wollt an diesem Ort (möglichst) viele Jahre Eures Lebens verbringen. Vor der Entscheidung dafür bekommt Ihr die Chance, wirklich einmal hineinzugehen, die Atmosphäre zu erschnuppern, Fragen zu stellen und zu erspüren, wie das Leben dort so spielt. Selbst wenn die Firma danach keine Option mehr für Euch ist, werdet Ihr extrem viel gelernt haben. Das ist keine Zeitverschwendung.
Gefällt Euch diese Vorgehensweise nicht? Ersinnt eine andere, die zum gleichen Ziel führt. Zum Beispiel Euer Netzwerk zu durchforsten. Ggf. kennt Ihr schon jemanden in der Firma oder dessen Kontakt vermittelt Euch ein informatives Telefonat. LinkedIn ist hierfür nach wie vor die Seite der Wahl, auch Facebook kann überraschend hilfreich sein. Xing dagegen wird zunehmend belanglos für Eure Zwecke, seit es mit der Auflösung seiner Gruppen Harakiri begangen hat.
All diese Maßnahmen führen dazu, dass Ihr aktiv werdet. Das ist immer gut. Im Beruflichen wie im Privaten passieren dadurch gute Dinge. Ihr trefft zukünftige Kollegen, hinterlasst Eindruck bei Entscheidern und lernt definitiv etwas dazu. Somit gerät Eure Welt in Bewegung. Ihr nehmt Euer Schicksal in die eigene Hand. Was gibt es Schöneres.
Nota bene: Eure Aufgabe ist nicht in dem Moment erledigt, da Ihr den Job bekommen habt. Was könnt Ihr, was müsst Ihr selbst beitragen zu einem guten Betriebsklima? Zunächst einmal, bei der Artikulierung und Durchsetzung Eurer Wünsche hartnäckig zu bleiben. Lehnt die Chefin es ab, sich mit akuten Problemen zu beschäftigen, oder negiert sie sogar? Fasst so lange nach, bis sich konkret etwas tut: „Wir finden, dass diese Firma einen Wohlfühlbeauftragten wirklich gut brauchen könnte. Sind Sie offen dafür, einen solchen einmal auszuprobieren? Denken Sie, dass Sie von diesem etwas lernen könnten?“
Zu guter Letzt noch ein ganz wichtiger Punkt: Bei aller Betonung, dass Ihr potenziell großen Wert für Eure Firma besitzt – das gilt umgekehrt ebenso. Euer Unternehmen sollte Euch am Herzen liegen. Wie sagte John F. Kennedy einmal zu den Amerikanern: Frage nicht, was dein Land für dich, sondern, was du für dein Land tun kannst! Dasselbe gilt auch für Euch. Ihr sollt Euch nicht zurücklehnen und fordern: „Bespaße mich!“
Seht Ihr irgendwo im Unternehmen Verbesserungspotenzial? Verbessert. Habt Ihr selbst Macken, die für Unmut sorgen? Seht Euch ehrlich an und entwickelt Euch weiter. Stören Euch Dinge? Sprecht sie an. Und bringt direkt eine Idee mit, wie man sie verändern könnte. Exakt den folgenden Satz habe ich erst vor Kurzem in einem Coaching gehört: „Ich hab dem Chef schon gesagt, dass es nicht gut läuft. Was soll ich noch mehr machen?“ Das.Ist.Nicht.Wahr.
Es gibt 147 verschiedene Dinge, die Ihr tun könnt. Geht los und schafft Euch ein herrliches Arbeitsumfeld. Ihr habt es in der Hand.