Es geht wieder los – das Semester startet und die meisten freuen sich darauf, wenn es tatsächlich wieder real an die Uni geht. Menschen sehen und mit Menschen gemeinsam studieren. Gemeinschaft, Lachen und Unbeschwertheit – genau so, oder? So zumindest sollte es sein.
Und wenn wir mal gemeinsam von außen auf das Leben auf dem Campus schauen, dann sieht es auch genau so oft aus. Doch wenn wir reinzoomen in den Alltag und in das Leben, dann verschwimmt das Bild. Dann ist das ein oder andere Lachen eine Fassade, eine gut trainierte Maske.
Ich durfte im letzten Semester wieder das ein oder andere Training präsent veranstalten. Mit wundervollen Studierenden. Mit Lachen und Unbeschwertheit – und viel Vertrauen. Denn wir haben gemeinsam auch hinter genau die Fassaden geschaut. Und hinter der Fassade kann es ganz unterschiedlich aussehen - Unsicherheit, Angst oder Panikattacken, Depression und Trauer. In der momentanen Happy-Insta- Welt sind das Bereiche, die aus meiner Sicht einfach zu oft weggedrückt werden. Wir trauen uns selbst nicht hinzuschauen und verstecken uns alleine mit unseren ganz eigenen Themen. Das Dilemma: Es wird so nicht besser werden, denn der Druck in uns steigt.
Lass uns einmal kurz einen Blick in diese Welt der Emotionen starten: Unser Emotionszentrum ist das limbische System. Fest in unserem Gehirn verankert eines der älteren Bereiche im Gehirn. Je nach Gefühl werden Signale in unseren Körper gesandt, die hierfür hilfreich sind. Bleiben wir mal bei den Grundemotionen: wenn Wir z.B. Angst haben, dann werden die passenden Hormone und Botenstoffe ausgeschüttet, so dass z.B. die Durchblutung aus den äußeren Köperbereichen verringert wird, das Blut eher nach innen gedrängt wird (uns wird heißt und kalt zugleich), Stresshormone werden ausgeschüttet und wir sind in Alarmbereitschaft. All das ist hilfreich für Akutsituationen – als Dauerzustand aber keinesfalls.
Leider lernen wir momentan nicht in der Schule, wie wir hier mit uns am besten umgehen können, welche Hilfe es gibt und das wirklich alle Emotionen ihre Berechtigung haben. Nicht nur happy sein – sondern ich sein. Mit Wut und Angst, mit Freude und Trauer.
Was heißt das jetzt konkret:
Lerne wieder, Deine Gefühle ungefiltert und unzensiert wahrzunehmen (Wie fühle ich mich wirklich gerade? Wie geht es mir damit?)
Lege Dir einen eigenen Werkzeugkasten an Tools an, um mit Deinen Emotionen zu arbeiten.
Gehe nach außen und suche Dir Hilfe und Unterstützung, wenn Du merkst, dass Du hier jemanden an Deiner Seite brauchst. Bei einem Beinbruch fängst Du ja auch nicht an, selbst zu operieren (hoffe ich...).
Lasst uns gemeinsam viel mehr offen über unsere Herausforderungen reden, damit sie aus der Grauzone herauskommen. Wir sind so vielschichtig – und darin so ähnlich. Denn so gelingt es uns gemeinsam, Tabus aufzubrechen und damit auch den Druck rauszunehmen.