Ja, in Bayern gibt es Gold. Die Spuren dieser Goldsuche sind mancherorts noch sichtbar. Und es gibt auch heute noch Goldsucher, wie Hermann Limper. Er sagt so schöne Sätze wie: „Reich wird man dabei nicht, aber reich an Erfahrung. Mein Lieblingsspruch von ihm ist: „Ein bisl was geht immer und wenn nicht, dann haben wir einen schönen Tag g’habt.“
Haben Sie eigentlich schöne Tage? Im Studium? In Ihrem Privatleben? Oder sehen Sie nur die Dinge, die nicht klappen? Ich vergleiche gerne das Gelände, in dem Gold gefunden wird, mit unseren Handlungsmöglichkeiten, unseren Freiräumen. Die können – wie beim Goldsuchen – ein riesiges Gebiet sein oder nur eine begrenzte Ausdehnung haben. Wie groß Ihre Spielräume sind? Keine Ahnung. Aber egal wie groß, Sie haben sie. Sie besitzen einen mentalen Spielraum. Nur hat man meistens nie den kompletten Raum mit allem drum und dran im Blick.
Wie beim Goldsuchen, gibt es auch bei Ihnen viele Möglichkeiten, wohin Sie Ihre Aufmerksamkeit lenken können. Auf den Dreck oder auf die Goldkörnchen, die manchmal nur schwer zu erkennen sind. Goldsucher haben gute Augen – noch so ein Spruch von Herrn Limmer.
Allerdings wird bei Stress nicht nur wortwörtlich das Blickfeld verengt, sondern auch die Aufmerksamkeit fokussiert – nur meistens nicht auf das Positive, also die Dinge, die gut funktionieren, die so selbstverständlich scheinen. Überall sieht man nur Negatives, eben das, was nicht geklappt hat. Unser Kopfkino spielt Katastrophenfilme, die uns denken lassen, dass wir nicht mehr Möglichkeiten haben. Wir könnten natürlich auch einen anderen Film einlegen, aber auch an dieses „Goldkörnchen“ denken wir mit einem negativen Fokus nicht mehr.
Sicher, manchmal sind die Chancen beschränkt. Die Wahl, was wir daraus machen, liegt jedoch immer noch bei uns. Aber haben Sie nach einem langen, langen Tag überhaupt noch Lust, genau hinzusehen und Dinge zu entdecken, die positiv waren? Wir vergessen diese Wahlmöglichkeit in Stresssituationen. Wir vergessen, worauf wir unseren Fokus legen können. Zum Glück helfen handfeste Erinnerer gegen das Vergessen. Das können Post-its, Ausdrucke von Bildern oder Goldkörnchen sein. Goldfarbene Steinchen tun es natürlich auch. Legen Sie sich ein paar dieser Steinchen auf den Schreibtisch oder neben den Laptop und machen Sie es sich zur Gewohnheit, jeden Abend oder jedes Wochenende diese Goldkörnchen kurz zu betrachten und sich wieder daran zu erinnern, was diesen Tag oder diese Woche – egal wie viel schiefgelaufen ist – gut war. Welche Momente waren Goldkörnchen, was, und sei es noch so klein, war positiv.
Also dann – worauf legen Sie Ihren Fokus? Auf das Negative? Auf die vielen Dinge, die noch nicht so laufen, wie Sie es sich vorstellen? Wo sind Sie bereit, hinzusehen? Es ist immer die eigene Entscheidung, wohin die Aufmerksamkeit geht, ob Sie Handlungsmöglichkeiten oder Beschränkungen sehen.
In diesem Sinne: Wenn Sie in Ihrem Alltag Goldkörnchen suchen, dann werden Sie auch welche finden. Ob Sie in Bayern dann wirklich Gold finden… Wer weiß?