Die Wahl des richtigen Berufs ist eine der größten Entscheidungen, die wir im Leben treffen müssen. Unser Job nimmt einen Großteil unserer Zeit in Anspruch und die falsche Wahl kann einen enormen Einfluss auf unsere Lebensqualität haben. Doch diese große und wichtige Entscheidung gleich nach dem Studium zu treffen, ist meist gar nicht so leicht. Den eigenen beruflichen Weg zu finden, ist ein Prozess mit Höhen und Tiefen und es ist ok, wenn man nicht auf Anhieb die richtige Abzweigung nimmt. Schließlich kann man den Kurs jederzeit korrigieren.
Meine persönliche Geschichte
Ich möchte dich gerne auf eine kleine persönliche Zeitreise mitnehmen. Sie beginnt vor zwölf Jahren an dem Tag, als ich meinen Abschluss in Wirtschaftspädagogik an der Universität zu Köln gemacht habe. Im Vergleich zu vielen meiner ehemaligen Kommiliton*innen, hatte ich immer schon genau im Kopf, was ich nach der Uni tun wollte. Ich sah die große HR-Karriere im namenhaften Konzern vor mir. Mein Studium habe ich daher sehr straight durchgezogen und alles auf diesen beruflichen Traum ausgerichtet. Tatsächlich sah es auch so aus, als würde ich dieses Ziel erreichen. Ich unterschrieb meinen ersten Arbeitsvertrag bei einer großen deutschen Bank. Bekannter Name, tolles Gehalt, schicker Titel… Genau das, was ich mir als Wirtschaftswissenschaftlerin vorgestellt hatte. Und trotzdem stellte sich schon bald nach meinem Start ins Berufsleben die große Ernüchterung ein.
Ich wusste schon nach meiner Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau, dass ich mit Menschen arbeiten wollte. Ich wollte in ihrem Leben einen Unterschied machen und zu ihrer persönlichen Entwicklung beitragen. Doch das konnte ich in meiner Rolle als HR Business Partner nicht in dem Ausmaß, wie ich mir das gewünscht hätte. Als Personalerin war ich in letzter Instanz immer Unternehmensvertreterin. Um die Bedürfnisse und Potenziale der einzelnen Mitarbeitenden ging es für mein Empfinden leider viel zu selten. Für mich persönlich war das damals sehr frustrierend.
Ich wechselte mehrfach den Arbeitgeber in der Hoffnung, dass es irgendwo anders besser sein könnte, doch das war es nicht. Den richtigen Job finden? Das schien für mich ein unerreichbares Ziel. Denn was ich damals nicht tat, war reflektieren. Die wirklich wichtigen Fragen stellte ich mir zu dem Zeitpunkt noch nicht.
Was ich erkannt habe
Für mich kam der Wendepunkt 2017 im Zuge meiner systemischen Coaching-Ausbildung. Dort habe ich erkannt: Im Einklang mit der eigenen Persönlichkeit, den eigenen Stärken und Werten zu arbeiten, ist für berufliche Zufriedenheit das A und O.
Ich bin nicht – wie damals erhofft – die CHRO von einem namenhaften Konzern geworden, aber ich habe etwas viel Wichtigeres erreicht. Ich konnte für mich Erfolg neu definieren und mir mit meiner Selbstständigkeit als Jobcoach und Karriereberaterin einen Arbeitskontext schaffen, der genau zu mir und meinem
Leben passt, der aus meinen vermeintlichen Schwächen echte Stärken macht, der mich mit Stolz und Sinn erfüllt und sich mit meiner Rolle als Mutter vereinbaren lässt.
Ich durfte außerdem lernen, dass die meisten Menschen einen starken Wirkungswillen haben. Wir wollen auf dieser Welt etwas verändern. Und wenn wir das wollen, dann ist es nicht egal, für welches Unternehmen oder in welcher Position wir arbeiten. Wir werden schließlich automatisch zu Mitwirkenden. Was wir als gut oder schlecht bewerten und was wir dabei als sinnstiftend empfinden, ist allerdings sehr individuell und mit uns, unseren Werten und unserer persönlichen Lebensgeschichte verbunden.
Aus den Erfahrungen, die ich in meinem bisherigen Berufsleben machen durfte, hat sich über die Jahre mein Warum, also das Thema, an dem ich mitwirken möchte, entwickelt und dafür bin ich sehr dankbar. Meine Vision ist eine Arbeitswelt – weg von höher, schneller, weiter – in der jeder einzelne Mensch zählt und sein volles Potenzial entfalten kann, in der jeder seine zu ihr oder ihm passende berufliche Bühne findet. Natürlich ist das ein sehr ambitioniertes Ziel, aber ich bin davon überzeugt, dass viele kleine Veränderungen eine ganze Bewegung auslösen können. Indem ich viele dabei unterstütze, ihren Job mit Sinn zu finden, kann ich einen Beitrag dazu leisten, dass sich nach und nach das große Ganze verändert.
Wie du deinen Weg finden kannst
Ich möchte an dieser Stelle eins meiner Lieblingszitate, das vermutlich von Albert Einstein stammt, mit dir teilen: „Jeder von uns hat ein unglaubliches Potenzial. Aber wenn ein Fisch daran gemessen wird, wie gut er auf einen Baum klettern kann, wird er immer denken, er wäre dumm.” Und genau so ist es. Das durfte ich in den letzten Jahren auch in zahlreichen Coachings zur beruflichen (Neu-)Orientierung lernen. Für jeden gibt es den richtigen Arbeitskontext. Die Kunst besteht lediglich darin, nicht aufzugeben, bevor man ihn gefunden hat.
Bei der Suche nach deinem beruflichen Weg, können dich die folgenden Fragen unterstützen:
- Wer bin ich und was ist mir im Leben wichtig?
- Was sind meine Stärken und was versetzt mich in den Flow?
- An welchen Themen möchte ich mitwirken und was empfinde ich als sinnstiftend?
- Und welcher Kontext bzw. Arbeitgeber passt dann zu mir?
Vielleicht wirst du – wie ich damals – trotzdem nicht das Glück haben, den richtigen Job sofort zu finden. Aber das ist ok. Sei mutig, probiere dich aus und sei bereit, Fehler zu machen. Hör niemals auf, an dein Potenzial zu glauben, und lass dich nicht verbiegen. Bleib authentisch, arbeite an deinen Stärken und fokussier dich nicht auf deine Schwächen. Keiner ist wie du und das ist dein größtes Asset!