Anleitung zum Messeflop
Sie haben von einem Kumpel gehört, dass heute eine Jobmesse stattfindet. Prima, denken Sie sich, und beißen nochmal kräftig in Ihren Döner mit Zwiebeln und Knoblauchsauce, um sich gestärkt ins Getümmel zu stürzen. Da schau ich doch gleich mal vorbei. Es trifft sich gut, dass Sie heute Ihre besten Turnschuhe tragen und von der WG-Party gestern Abend haben Sie sich beinahe schon erholt. Wir geben Ihnen weitere Tipps, wie die Jobmesse zum perfekten Flop wird.
- Verlassen Sie sich drauf, dass Sie schon rechtzeitig von der Jobmesse erfahren werden. Achten Sie nicht auf Aushänge, lesen Sie keine Zeitung. Rechtzeitig Gesprächstermine zu vereinbaren ist sowieso völlig unentspannt. Drängeln Sie sich halt vor, wenn bei einem begehrten Unternehmen eine lange Schlange steht.
- Werfen Sie den Messekatalog in den nächsten Mülleimer und besorgen Sie sich stattdessen eine Tüte für die Werbegeschenke. Sie sind halt einfach der spontane Typ und lassen sich von Stand zu Stand treiben. Ferrero! Ist das nicht ein Autohersteller? Gehen Sie gleich zum lächelnden Unternehmensvertreter und bitten ihn um eine Probefahrt. Sie wussten es nämlich schon immer: Eine gute Vorbereitung versaut nur den frischen, spontanen Auftritt. Überlassen Sie daher alles dem Zufall. Und man soll doch schließlich Fragen stellen.
- Gute Fragen sind zum Beispiel: Was macht Ihr Unternehmen eigentlich? Es ist immer gut, bei Adam und Eva anzufangen. Oder auch: Wissen Sie, wo es hier zum Klo geht? Wollen Sie nachher noch einen Kaffee mit mir trinken? Erkundigen Sie sich nicht zu intensiv über die ausgeschriebenen Stellen, Sie könnten als Streber gelten. Demonstrieren Sie cooles Desinteresse und lassen Sie das Gegenüber ein wenig rätseln, was Sie fachlich und persönlich auszeichnet. Das erhöht die Spannung.
- Sollte sich jemand erdreisten, näher nachzuhaken, zählen Sie möglichst viele Adjektive auf und hauen Sie dabei richtig auf den Putz. Behaupten Sie einfach, Sie seien teamfähig, flexibel, belastbar, kommunikativ, kreativ, loyal, analytisch und überhaupt: brillant! Wo Sie diese Eigenschaften erworben haben und unter Beweis stellen konnten, geht niemanden was an.
- Sie haben mal gelesen, dass man möglichst authentisch auftreten soll. Ziehen Sie aus diesem Grund bitte ihre ausgelatschten Turnschuhe an und lassen Sie sich rechtzeitig ein paar Bartstoppeln stehen. Lachen Sie über Kommilitonen, die sich bewerbungstauglich in Schale geworfen haben. Lächerlich!
- Seien Sie effizient: Wenn Sie schon mal da sind, sollten Sie auch alles gesehen haben. Hasten Sie schnell von Stand zu Stand, würgen Sie das lange Gelaber der Unternehmensvertreter im Zweifel ab. Wenn die Zeit am Ende knapp wird, fragen Sie bitte nur noch nach den Werbegeschenken.
- Demonstrieren Sie Ihre Wichtigkeit und Geschäftigkeit, indem Sie den Ausführungen der Unternehmensvertreter nicht zuhören. Schauen Sie möglichst viel in die Luft oder attraktiven Kommilitonen hinterher.
- Lassen Sie Ihren ordentlichen Lebenslauf zu Hause. So ein Messetag ist lang. Da wird der Rucksack zu schwer und außerdem brauchen Sie ja Platz für die Werbegeschenke. Wenn Sie das Interesse eines Unternehmens geweckt haben, kann man Sie schließlich auch googeln und in facebook auf aussagekräftige Informationen stoßen. Rufen Sie Ihren Mitbewohner an, dass er schnell die Fotos von der WG-Party hochlädt, denn mit Ihnen kann man richtig Spaß haben und das sollten Sie Ihrem zukünftigen Arbeitgeber nicht verschweigen (Ehrlichkeit!!).
- Machen Sie sich keinerlei Notizen und führen Sie Visitenkarten, die man Ihnen womöglich gegeben hat, dem Altpapier zu. Sie können sich auch so merken, wie Sie beim Gespräch verblieben sind. Wenn Sie sich dann bei einem der Unternehmen bewerben sollten, greifen Sie auf das gute alte „Sehr geehrte Damen und Herren“ zurück. Erwähnen Sie keinesfalls das Messegespräch, um sich bloß nicht anzubiedern.
Wenn Sie diese Tipps beherzigen, dann können Sie sicher sein, dass die Jobmesse auch wirklich ein Flop wird. Seien Sie kreativ und denken Sie auch selbst noch mal nach, was zum Desaster beitragen könnte.