
Zum Schutz der digitalen Privatsphäre: Worauf Studierende, Absolventen und Berufseinsteiger bei der Jobsuche in Sachen Datenschutz achten sollten
In der heutigen Welt sind wir alle ständig online. Mit jedem Klick, Wisch und Login geben wir eine Fülle von Informationen preis. Beim Posten von Fotos, Shopping mit Paybackkarte oder Ausfüllen einer Onlinebewerbung – Internetfirmen greifen all unsere privaten Daten ab. Und machen damit ohne Rücksicht jede Menge Geld. Warum jeder anfangen sollte, auch bei der Jobsuche seine digitale Privatsphäre zu schützen, weiß Datenschutzexperte Achim Barth.
Digitalisierung ja, Datenschwemme nein danke! – so der Ruf der Datenschützer. Wer den Schutz seiner privaten Informationen vernachlässigt, kann schnell auf die Nase fallen. Schließlich nimmt der Einfluss digitaler Technologien auf unser Leben stetig zu. Schon heute sind die Datenmengen im Netz gigantisch. Gleichzeitig stehen Metaverse, KI und Quantencomputer in den Startlöchern. Auch Bewerbungen finden zunehmend online statt. Daher müssen Studierende und Berufseinsteiger bei der Jobsuche in Sachen Datenschutz besonders wachsam sein. Blauäugig geben viele private Informationen auf LinkedIn und Co. preis, teilen mit der Welt und Google Uni-Noten, Infos zu Partnern, Ehrenämtern, Wohnorten und Berufserfahrungen. Sie laden Lebensläufe bei Jobportalen hoch, netzwerken kontaktfreudig in Foren oder Gruppen – und vergessen oft, dass das Netz nie vergisst.
Im Pyjama ins Bewerbungsgespräch?
Viele empfinden Datenschutz als lästig. Dabei ist der sensible Umgang im Netz der einzige Weg, Herr seiner eigenen Privatsphäre zu bleiben. In einer Welt, in der alles online gespeichert wird, geraten intime Informationen schnell in falsche Hände – und bleiben dort für immer. Werden Infos zu Wohnortwechseln, Studienabbrüchen oder Krankheitsausfällen von Cyberkriminellen gestohlen oder von Tech-Giganten missbraucht, kann dies schwerwiegende Konsequenzen haben – von finanziellen Verlusten bis zum Identitätsdiebstahl, von versperrten Karrierewegen bis zu gesellschaftlichen Ausgrenzungen.
Wer sich um den Datenschutz drückt, „weil er nichts zu verbergen hat“, hat die ganze Thematik nicht verstanden. Schließlich würde auch niemand im Schlafanzug oder Partykleid beim Bewerbungsgespräch erscheinen und seinen Kontostand, seine wechselnden Liebschaften, heimliche Ressentiments, politische Gesinnungen oder persönlichen Ängste rausposaunen. Der Unterschied zwischen realem Talk und digitaler Welt liegt lediglich in der eigenen Wahrnehmung: Aug in Aug mit dem zukünftigen Chef sind private Details unangenehm bis vernichtend, im Netz hingegen bekommen wir nicht mit, wenn uns wegen kritischer Kommentare auf Facebook der Job verwehrt bleibt.
Einfallstor Social Media
Beliebte Eintrittspforte für Daten ins Netz sind die sozialen Kanäle. Hier fließt ein breiter Strom ins ewige Internet und zum zukünftigen Arbeitgeber. Ein großer Fehler ist es, zu viele persönliche Informationen preiszugeben – hier ist kein Ort für Adressen, Passwörter, Kreditkartennummern, Vertragsinfos, ebenso wenig für intime Kommentare, lustige Fotos aus Kindertagen, Lästereien über Dozenten, Prüfungsnoten oder Infos zum Finanz- oder Gesundheitsstatus – all diese Informationen in den falschen Händen können Karrieren zerstören. Fast jedes Unternehmen checkt die sozialen Profile ihrer Kandidaten und Mitarbeiter. Diese „verlängerten“ Bewerbungsunterlagen sollten ebenso bereinigt und in Schuss sein wie die eingereichten Anschreiben und Lebensläufe. Gleichzeitig scannen Facebook und Co. ganz nebenbei das Klickverhalten der User und erstellen umfassende Persönlichkeitsprofile, um sie für Werbezwecke zu verkaufen.
Unterlagen und Firmen checken
Wie bei Instagram und Co. achten weitsichtige Kandidaten auch darauf, welche Daten sie im Bewerbungsprozess angeben und welche nicht. Üblich sind: Name, Adresse, Geburtsdatum, E-Mail und Telefonnummer sowie der berufliche Werdegang inklusive Schulen, Ausbildung, Studium. Auch hier gilt: Je weniger Informationen man preisgibt, desto geringer ist das Risiko, dass Daten in falsche Hände geraten. Sensible Themen wie Religionszugehörigkeit, Ausweisnummer, Vermögens- und Eigentumsverhältnisse, Autokennzeichen oder Krankheitsbilder gehören nicht in die Bewerbungsunterlagen.
Es ist zudem ratsam, die Datenschutzrichtlinien der Unternehmen zu überprüfen, bei denen man sich bewirbt. Bewerber sollten darauf achten, dass sie Vita und Co. nur an vertrauenswürdige Betriebe senden. Nimmt das Unternehmen den Datenschutz ernst? Löscht es die Unterlagen fristgerecht? Gibt es transparente Richtlinien? Sind die Jobportale zertifiziert? Wer Zweifel hat, kann das Unternehmen direkt kontaktieren und Fragen zum Datenschutz stellen. Gleichzeitig haben Bewerber die Möglichkeit, ihre Unterlagen zu verschlüsseln.
Wie kann sich jeder vor Datendieben schützen?
Wer seine Daten auch außerhalb der Jobsuche schützen will, muss proaktiv handeln. Dabei gilt es zum Einen, die Hard- und Software klar Schiff zu machen, und zum Zweiten, diese klug zu nutzen. Prävention ist das Zauberwort. Hier sind wichtige Tipps, die dabei helfen:
Starke Passwörter:
Im Durchschnitt verwendet jeder 25 Passwörter – Tendenz steigend. Alle sollten komplex sein und nicht mehrfach verwendet werden. Wer auf Nummer sicher gehen will, nutzt Passwortmanager mit ausgeklügeltem Masterpasswort, notiert keine Daten und Passwörter auf Notizzetteln und sichert Systeme möglichst mit der Zwei-Faktor-Authentifizierung ab.
Soziale Medien:
Überlegen Sie genau, was Sie posten. Nicht nur Facebook und Co. können mit Daten Schindluder treiben, auch potenzielle Arbeitgeber nehmen Profile genau unter die Lupe. Teilen Sie nur, was Sie öffentlich auf einem Marktplatz verkünden würden. Denken Sie nach, bevor Sie posten, liken, kommentieren. Halten Sie sich an den Grundsatz: so viel wie nötig, so wenig wie möglich.
Digitaler Großputz:
Machen Sie Großputz im Internet. Über die Jahre sammelt sich viel an. Profile, Kundenlogins für Foren, Blogs und diverse Plattformen. Durchforsten Sie Ihre Accounts, Fotos und Zugänge und löschen Sie alles, was Sie nicht mehr brauchen. Überprüfen Sie die Privatsphäreneinstellungen bei Browser, Geräten, Webseiten, Apps und Co.
Schutz vor Hackern:
Achten Sie auf verdächtige E-Mails, öffnen Sie keine Anhänge oder Links von unbekannten Absendern. Laden Sie Apps nur aus offiziellen Stores. Nutzen Sie Antivirusprogramme, halten Sie die Software aktuell. Surfen Sie auf sicheren Webseiten über
sichere WLAN-Verbindungen. Lassen Sie die Hardware nicht unbeaufsichtigt, nutzen Sie Kamera-Blocker und No-Signal-Taschen.
Fazit: Aktiv schützen – jetzt und für die Zukunft
Durch bewusstes Handeln und die Umsetzung einfacher Maßnahmen kann jeder seine Daten schützen und die eigene Privatsphäre wahren. Wer als Student den Datenschutz schleifen lässt, hat in wenigen Jahren mitten im Berufsleben keine Chance mehr, den eigenen digitalen Zwilling unsichtbar zu halten. Nur wer weiß, wie er sich aktiv schützen kann, wird auch in zehn Jahren noch selbstbestimmt leben können.