Welcher Fahrrad-Typ bist du?
Hipster-Rennrad, Hollandrad oder Mountainbike:
Eine kleine Fahrrad(fahrer)-Typologie
Das Fahrrad erfreut sich als mobiles Statussymbol großer Beliebtheit. Es ist nicht nur ein praktisches und umweltfreundliches Fortbewegungsmittel, sondern inzwischen auch ein hübsches Accessoire für individuelle Statements. Pragmatiker oder Ästhet, Understatement oder Hipster-Bekenntnis – was sagt dein Fahrradmodell über dich aus?
Das Hollandrad: Hübsch, aber nur fürs Flachland
Zwischenzeitlich als Gefährt alter Damen verschrien, erlebt das Hollandrad schon seit Jahren eine echte Renaissance. Mit der wartungsarmen 3-Gang-Nabenschaltung tuckert es sich schwerfällig und doch sehr stylish durch urbanes Gebiet, das nur nicht zu hügelig sein darf, sonst hängt man wie der LKW am Berg. Typisch sind die extrem aufrechte Sitzhaltung und der superbequeme Lenker. Das erhobene Kinn auf dem weit oben thronenden Kopf (Überblick garantiert) soll keinen Zweifel daran lassen, dass im Fokus der geistig aktiven Driver ganz sicher keine niederen sportlichen Ambitionen stehen. Typische Ziele sind die Bibliothek und der Biomarkt. Die dort erworbenen Objekte können später hübsch im angebrachten Körbchen arrangiert werden.
Fazit: ein hübscher Klassiker mit bequemer Sitzposition und Verstaumöglichkeiten. Wenn du Glück hast, kannst du günstig eins im Keller oder auf dem Flohmarkt ergattern. Der Nachteil: es ist relativ schwer und ungeeignet für bergiges Terrain.
Das Rennrad: das aktuelle Must-have für den geübten Fahrer
Nichts geht aktuell über ein altes Rennrad. Ganz dünner Rahmen, noch dünnere Reifen. Fährt sich blöd auf Kopfsteinpflaster und auf Straßenbahnschienen, auch im Park kann es wackelig werden, aber das kann den stilsicheren Ästheten nicht abhalten. Alte Klassiker von Peugeot sind ein Stück Fahrradgeschichte und werden bei eBay zum Preis eines alten Gebrauchtwagens gehandelt, von liebevoll restauriert bis hin zu leicht angeschrabbelt im Originalzustand. Ein altes Rennrad braucht jeder, der coolnessmäßig durchstarten will. Zugegeben: Sie sind tatsächlich schön und kombinieren leichte Sportlichkeit mit absolutem Retro-Charme. Das überträgt sich auch auf die Fahrer, die einen attraktiven Mix auf die Straße bringen, auch wenn der tief nach vorne gebeugte Oberkörper für den wuseligen Stadtverkehr die denkbar unsicherste Haltung ist.
Fazit: Ästhetisch sind alte Rennräder die Krone der Fahrradschöpfung. Größter Vorteil: Man ist schnell und wendig und kann sein Rad ohne Probleme mit in die Wohnung nehmen und es sogar an die Wand hängen. Außerdem ist es meist leicht zu verstellen und dadurch einfach zu individualisieren. Dafür fährst du eher unbequem durch den Stadtverkehr, kannst keinen Fahrradkorb anbringen und solltest nicht auf unwegsames Gelände fahren. Das Rennrad ist auf jeden Fall nichts für Anfänger!
Das Mountainbike: Der Koloss für Allrounder
Mit einem neuen Mountainbike fährt kein Mensch zur Uni: „Das ist ein Sportgerät und kein Fahrrad“, würden ambitionierte Hobby-Biker sagen. So hat man eher das verkehrstaugliche Jugend-Mountainbike im Kopf, mit dem einige Schulkameraden auch früher schon wie die Gestörten zur Schule gebrettert sind. Die Profile sind maßlos überdimensioniert, die Hose muss zum Schutz vor der frei liegenden Kette (die gerne herausspringt, für Schrauber aber kein Problem) hochgekrempelt werden, und trotzdem ist man bei schlechtem Wetter schnell von oben bis unten eingesaut. Macht nichts, denn aufs Äußerliche legen die oftmals den Natur- und Ingenieurswissenschaften angehörenden Biker sowieso keinen gesteigerten Wert. Untrügliches Erkennungszeichen ist auch die ratternde Schaltung (das gehört aber so), die auch beim kleinsten Hügel und zu jeder Zeit die optimale Übersetzung erlaubt. Motto: You can go fast, I can go everywhere. Schutzbleche sind was für Weicheier.
Fazit: Das Mountainbike ist geeignet für jede Art von Gelände, auch bei schlechterem Wetter nutzbar. Es ist ein Allrounder, es ist bequem dank ausgeklügelter Federung und hat eine besonders vielseitige Schaltung. Der Nachteil: Kann teurer sein in der Anschaffung und fährt sich weniger flüssig als das Rennrad.
Keins für dich dabei? Alternativ gibt es auch noch diese Varianten:
Das neue Retro: Die Romantiker
Sie sind weder modern noch cool, sondern eher was für nostalgische Romantiker: neu hergestellte Retro-Bikes, an denen alles tipp top funktioniert und rund läuft, die aber trotzdem ein Statement gegen modernen Pragmatismus sind. Besonders häufig anzutreffen mit türkisfarbenen Rahmen, cremefarbenen Reifen und braunen Sätteln. Auch jägergrüne Rahmen und altmodisch über den Speichen gespannte Netze verraten die Klassiker, deren Neuwertigkeit erst auf den zweiten Blick durch kratzerfreie, blitzblanke Rahmen offenbart wird. Der Retro-Chic ist teuer, daher unter Studis eher selten.
Fazit: die Retro-Luxus-Variante für all diejenigen, die gerne auf alt machen, aber in Wahrheit die Vorzüge eines neuen Bikes genießen wollen. Hübsch anzusehen, aber oft übertrieben teuer.
Der angemalte Rahmen: Die Alternativen
Auffällig, bunt, verspielt und mit Accessoires – der Kreativität sind auch hier keine Grenzen gesetzt. Hauptsache individuell und auffällig – vielleicht wird dadurch das Rad auch nicht geklaut? Bei Sattelschonern mit Kunstpelz, Plastikblumen und bunten Speichen vielleicht wirklich seltener. Und wie sind die Fahrer? So divers wie die Räder!
Fazit: ganz richtig. Dieses Rad kann man auch ohne Schloss direkt vor dem Hauptbahnhof parken.
Das Sharing-Fahrrad: Die Minimalisten
Wer Fight Club gesehen hat, weiß: „Alles, was du hast, hat irgendwann dich.“ Wer mit den Rädern der Deutschen Bahn oder anderen meist ziemlich globigen Sharing-Bikes durch die Gegend gondelt, ist entweder nur zu Besuch oder wehrt sich gegen Besitz im Allgemeinen. Für wenige Euro pro Fahrt erkauft sich der Minimalist die totale Stressfreiheit – für Studenten ist das ganze oftmals umsonst! Wer kein Fahrrad besitzt, dem kann auch keins geklaut werden. Allerdings könnte das Leihsystem noch ausgereift werden.
Fazit: das perfekte Rad für minimalistische Gelegenheitsbiker, aber Vorsicht: nicht an jeder Ecke abstellen, sonst wird’s teuer!
Das Klapprad: Die Flexiblen
Absolut multifunktional und vor allem kombinierbar mit allen anderen Verkehrsmitteln ist das Klapprad. Wer sein Fahrrad faltet, liebt die Flexibilität. Raus aus dem Zug und direkt aufs Rad: Das ist besonders für Studenten attraktiv, die zur Uni von Stadt zu Stadt pendeln und dabei nahtlos mobil sein wollen. Der Klappmechanismus erfordert manchmal etwas Übung und irgendwie sieht so ein Teil immer etwas zu klein aus. Aktuelle Hersteller haben das Faltrad längst zum urbanen Hipster-Gefährt für Young Professionals revolutioniert, das die kurze Tretroller-Renaissance zum Glück weitgehend abgelöst hat. Studis greifen eher auf die 70er-Jahre-Variante zurück, bis der Rahmen kracht. Was beim Klapprad leicht passieren kann. Praktisch: Im Zug geht es oftmals als Gepäckstück durch.
Fazit: Das Fahrerlebnis kann je nach Modell etwas eingeschränkt sein, in puncto Flexibilität ist das Klapprad jedoch nicht zu toppen.
Das Trekking-Rad: Für Kompromissfähige
Das Neutrum unter den Fahrradmodellen und daher als modisches Statement ungeeignet ist das Trekking-Rad. Nicht zu schwer und nicht zu leicht. Nicht zu viel und nicht zu wenig Reifenprofil. Nicht langsam und nicht schnell. Ordentlich viele Gänge. Für Asphalt und in Grenzen auch auf unbefestigten Wegen geeignet: Das Trekking-Rad hat von allem etwas und ist nichts so richtig – und damit ist es das ideale Fahrrad für unentschlossene Pragmatiker, die sich nicht festlegen wollen. Funktion und ein möglichst breites Einsatzspektrum stehen auf der Prio-Liste.
Fazit: Mit einem Trekking-Rad fährt man meistens gut, ein bisschen spießig ist es aber auch. Vielleicht gerade deswegen.
Fahrrad-Bilder: Freepik.com, Vecteezy.com