Sind Innovationen weiblich?
Wir könnten diese Frage ganz schnell beantworten, wenn wir uns auf den grammatikalischen Artikel zurückziehen. Es ist nicht „der Innovation“, nicht „das Innovation“, sondern „DIE Innovation“. Also ja, Innovationen sind weiblich. Wir reden aber so gut wie nie über „die Innovatorin“ – es ist meistens „der Innovator“. Warum?
Die Antwort ist so einfach, wie sie alt ist: Stereotype schränken unser Blickfeld ein. Überall – gerade auch im Bereich Innovation. Und ich kann das sagen, denn als zweifache Innovationspreisträgerin werde ich mit vielen Attributen versehen – aber so gut wie nie als Innovatorin.
Das liegt vermutlich daran, dass Stereotype nicht nur auf das Geschlecht bezogen sind, sondern auch Innovationen selbst in Deutschland sehr einseitig wahrgenommen werden. Wir fokussieren uns nämlich in der Förderung und Anerkennung von Innovationen hauptsächlich auf die technischen Innovationen und so gut wie nie auf Service-Innovationen, Geschäftsmodell-Innovationen, Verfahrens-Innovationen, Organisations-Innovationen oder Sozial-Innovationen. Innovationen können überall auftreten und von jedem und jeder erfunden werden.
Erfolgreiche Innovatorinnen hat es schon immer gegeben. Hedi Lamarr entwickelte 1942 das Frequenzsprungverfahren (Grundlage für Nachrichtentechnik, Bluetooth, W-LAN). Ausgezeichnet wurde sie dafür aber erst 1997. Ohne Bertha wäre Carl Benz nie zum Automobil-Unternehmer geworden. Bertha Benz finanzierte mit ihrer Mitgift das Unternehmen ihres Mannes und ist gleichzeitig die erste Autofahrerin der Welt. Gerade die Anfänge der IT wurden von Frauen gemacht. Doch warum fehlen sie heute in den entscheidenden Schaltstellen digitaler Zukunft?
Die OECD kam in ihrer Studie „Innovieren Frauen anders?“ zu dem Schluss: „Geschlechterklischees in männerdominierten Wirtschaftszweigen beeinträchtigen u.U. das Selbstvertrauen von Frauen, wodurch die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass Unternehmerinnen innovierende Firmen gründen.“ Doch das sollte uns nicht aufhalten. Ganz im Gegenteil, denn noch nie hat die Welt dringender innovative Zukunftslösungen gebraucht als heute. Der demografische Wandel, die Energie-Frage, globale Konflikte, Umweltschutz, veränderte Kommunikations- und Führungsbedürfnisse in einer hochdynamischen, digitalisierten Welt sind nur einige der akuten Handlungsfelder, denen wir uns visionär widmen können.
Lernen können wir aus der Science Fiction, denn alles, was wir uns vorstellen können, wird es irgendwann geben. Im Guten wie im Schlechten. Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie mit zu erfinden. Wir leben im Jahrhundert der Pro-Aktivität, in dem wir mehr denn je die Zukunft gestalten können. Die Technik kann als Vehikel dienlich sein. Viel wichtiger aber ist die graue Masse zwischen unseren Ohren und unsere mentale Einstellung. Innovatoren sind mentale Rulebreaker. Sie vereinen folgende Eigenschaften:
- Angstlosigkeit
- Kühnheit
- Gewagtheit
Sie sind mitunter rotzfrech, geben nicht nach und verstehen Ihr Handwerk. Zusätzlich haben Sie den Mut, den bestehenden Status quo zu hinterfragen.
Diese Eigenschaften sind universell – und daher sind Innovationen auch weiblich. Natürlich!