Das Anlagevermögen der Zukunft ist der Mensch – nicht die Maschine
5 Millionen Arbeitsplätze könnten der vierten industriellen Revolution in den kommenden fünf Jahren zum Opfer fallen. So prophezeite es das World Economic Forum im Januar 2016 und schockte damit die Nation. Und ob diese Zahlen nun stimmen oder an den Haaren herbeigezogen sind, wie eine Blitzumfrage auf meinem „Futability®-Blog“ ergab (66,7% halten die Zahlen für übertrieben, 19,4% stimmen der WEF-Studie zu und 13,9% halten die Zahlen sogar für zu niedrig) – eines ist klar: Die Arbeitswelt wird sich wandeln. Und die Folgen spüren wir schon heute.
Die Digitalisierung verändert unser Leben, unsere Art der Kommunikation, die Komplexität und Konnektivität. Sie verändert Führung und Zusammenarbeit, sie verändert Produktionsabläufe und Innovationszyklen. Sie verändert die Art und Weise wie wir lernen, konsumieren und mit der Welt in Verbindung treten. Die Digitalisierung kennt keine Verschnaufpause und kein Innehalten.
Roboterhand im OP, humanoide Sicherheitsroboter, digitale Piloten, Pflege- oder Putz-Roboter, ...
Digitalisierung und Industrie 4.0, die großflächige Automatisierung ganzer Unternehmen und Industriezweige, sind in vollem Gange und werden unsere Gesellschaft in einem Maß infiltrieren, das erstaunen, erfreuen und gleichzeitig erschrecken darf. Die Roboterhand im OP, humanoide Sicherheitsroboter, der digitale Pilot, Computer in Arztpraxen, Pflege- oder Putz-Roboter, „Bildungs-Avatare“, virtuelle Rechtsanwaltsgehilfen, selbstfahrende Autos, kommunizierende Kühlschränke – eine Utopie? Mitnichten!
Was in Deutschland in vielen Bereichen noch in den Kinderschuhen steckt, hat in Asien – vor allem in der dramatisch schnell alternden Gesellschaft in Japan – und in den USA in sehr kurzer Zeit ein Ausmaß an Perfektion und Diffusion erreicht, das überrascht. Und das ist erst der Anfang. Alle technischen Weiterentwicklungen, die wir in Zukunft erwarten können – seien es die fortschreitende Digitalisierung, „Big Data“, „Industrie 4.0“ oder revolutionäre Entwicklungen in der Kybernetik, der Biotechnologie oder Medizin – werden einen elementaren Trend einleiten: Die komplette Vollautomatisierung von Routine-Tätigkeiten.
Das kann uns Angst machen – muss es aber nicht! Wenn es soweit ist, dass „Big Data“ und „Industrie 4.0“ vollumfänglich zum Einsatz gekommen sind, werden sich Arbeitswelt und Gesellschaft radikal verändert haben. Da wir diese Entwicklung nicht aufhalten können, liegt es an uns, sie pro-aktiv zu gestalten und das Beste daraus zu machen.
Der Anteil kreativer Jobs und Jobs mit hoher Sozialkompetenz werden steigen.
Wollen wir auch in Zukunft noch wettbewerbsfähig sein, müssen wir zu pro-aktiven und reflektierten Gestaltern unseres Lebens und zu flexiblen Positionierern unserer Stärken und Talente werden, die ihre Qualitäten selbstbewusst und kooperativ in die Gesellschaft einbringen.
Werden Digitalisierung und Industrie 4.0 in naher Zukunft flächendeckend Realität, dann wird die Anzahl der Wissens- und Routinetätigkeiten vielleicht dramatisch abnehmen – mit Sicherheit aber werden sie sich verändern. Gleichzeitig werden auch neue Jobs und Berufsfelder entstehen. Der Anteil kreativer Jobs und Jobs mit hoher Sozialkompetenz werden steigen. Auch der Bedarf an hochqualifizierten Visionären und technologischen „Tausendsassas“ wird wachsen und weltweit unglaublich spannende Jobperspektiven bieten. Die wichtigsten Zukunftskompetenzen dieser neuen Zeit werden sein:
- Kreativität
- Pioniergeist
- Kooperationsfähigkeit
- Flexibilität
Aber auch Kommunikationsfähigkeit, soziale Interaktion, Empathie, eine gestärkte Persönlichkeit und die Fähigkeit komplexen Denkens werden den Übergang in die „Arbeitswelt 4.0“ erleichtern.
Überall dort, wo Wissen und Informationen kreativ genutzt werden, wird der Mensch gebraucht. In allen Bereichen, wo es um die mentale, kognitive und körperliche Entwicklung von Menschen geht, werden Roboter kläglich versagen. In allen Bereichen empathischer, kooperativer, internationaler oder generationenübergreifender Zusammenarbeit können Mensch-Maschinen im besten Fall Übersetzungshilfe für unterschiedliche Tätigkeiten sein – aber auch hier ist der Mensch unersetzbar. Jeder beruflich tätige Mensch sollte sich daher selbst
einem kleinen Selbst-Check unterziehen und sich fragen:
- Welche Routinen in meinem Beruf könnten heute und in Zukunft automatisiert werden?
- An welchen Punkten/in welchen Bereichen bin ich als Mensch in meinem Beruf heute und in Zukunft unersetzlich?
- Was macht diese Unersetzlichkeit aus?
- Wie kann ich sie sichtbarer machen – und wie kann ich sie ausbauen?
Das Anlagevermögen der Zukunft liegt daher nicht in den Robotern und Software-Programmen dieser Welt. Der Schlüsselfaktor für zukünftigen Wohlstand ist der kreative und schöpferisch tätige Mensch. Kreativität und Wertschöpfung werden sich verändern. Im Windschatten von Industrie 4.0 werden wir zu vielleicht schon bald zu
- Umfeld-Veränderern
- Lebens-Gestaltern
- Gruppen-Ermutigern
- Berufs-Pionieren
- Ausbildungs-Künstlern
- Führungs-Artisten
- Gewohnheits-Neugierigen
- Potenzial-Entdeckern
- Gesellschafts-Verantwortlichen
- Dienstleistungs-Experten
- Wissens-Jongleuren
- Kreativitäts-Lobbyisten