Niccolò Machiavelli ist vor allem bekannt durch sein Werk „Il Principe“ (Der Fürst). Bis heute gilt er als einer der bedeutendsten Staatsphilosophen der Neuzeit, obwohl weder er noch sein „Fürst“ unumstritten sind. Der Machiavellismus beschreibt bis heute ein machtvolles, aber unethisches Verhalten, dem jegliche Moral und Sittlichkeit fehlen. Doch in Machiavellis „Fürst“ erhalten wir bei genauerer Betrachtung, so ist Stacey Vanek Smith, Autorin des Buches „Machiavelli for Women: Defend Your Worth, Grow Your Ambition, and Win the Workplace”, überzeugt, einen nüchternen Blick darauf, wie Menschen Macht ergreifen und am besten behalten und ausbauen können. Vor diesem Hintergrund hat sie Machtprinzipien für Frauen entwickelt, die als Leitfaden verstanden werden können, am Arbeitsplatz Status und Stellung zu erhalten und zu behalten.
Nr. 1 – Der Wahrheit auf den Grund gehen, auch wenn es weh tut
Machiavelli war ein großer Freund von Feedback. „Ein Fürst”, schreibt er, „sollte sich immer beraten lassen” (Kapitel XXIII). Machiavelli sah in ehrlichem Feedback die wichtigste Möglichkeit für einen Fürsten, sich vor Schmeichlern und Ja-Sagern zu schützen. Feedback scheint zunächst riskant zu sein, doch Machiavelli sah darin einen wirksamen Weg, um an notwendige Informationen zu gelangen. Die Fähigkeit, die Wahrheit – oder Feedback und Meinungen anderer – anzuhören, macht uns stärker und klüger und verhilft langfristig zum Erfolg. Bitte daher Menschen, die dir den Aufstieg in einem Unternehmen ermöglichen können, um Feedback. Frage Menschen, die du respektierst, frage Menschen, denen du vertraust. Auch wenn die Wahrheit wehtun kann – nur an ihr wachsen wir.
Nr. 2 – Das eigene Netzwerk pflegen
Machiavelli predigte die Bedeutung eines Netzwerks. Der kluge Fürst, so schreibt er, „verteidigt sich, indem er gut bewaffnet ist und gute Verbündete hat” (Kapitel XIX). Ein starkes Netzwerk ist unerlässlich, um in jedem Beruf aufzusteigen. Alle wichtigen Entscheidungen über eine Karriere werden getroffen, wenn die entsprechende Person nicht im Raum ist. Man entscheidet über ihre Einstellung, ihre Entlassung, ihre Beförderung, ihr Gehalt, ihren Auslandseinsatz. Wie können wir also sicherstellen, dass wir jemanden im Raum haben, der sich für uns einsetzt? Indem wir eine Art persönliches Direktorium in Form eines Netzwerks aufbauen, das aus Mentoren, Förderern und Vertrauten besteht.
Nr. 3 – Wenn es darauf ankommt, gemocht oder respektiert zu werden, entscheide dich für Respekt
Machiavelli spricht dieses Spannungsfeld in „Der Fürst“ mehrfach an. Es ist wichtig, dass der Fürst von seinem Volk geliebt wird, aber der Fürst braucht auch den Respekt des Volkes (Kapitel XVII). Oft geraten Frauen am Arbeitsplatz in eine Zwickmühle: Sie sind gefangen zwischen den stereotypen Eigenschaften, die man Frauen zuschreibt (bescheiden, mitfühlend, andere an erste Stelle setzend, sanftmütig, fürsorglich), und den Eigenschaften, die man mit einer erfolgreichen Führungskraft verbindet (unabhängig, entschlossen, offen, durchsetzungsfähig, sich nicht zu sehr um die Meinung anderer scherend). Nach wie vor reagieren Menschen auf durchsetzungsstarke Frauen oft mit Abwehr, weil hier die eigenen Rollenstereotype durcheinandergebracht werden. Doch lasst euch davon nicht entmutigen oder einschüchtern. Kombiniert Durchsetzungsfähigkeit mit weiblichem Charme und verschafft euch Respekt. Respekt ist nachhaltig und kann mit ebenso viel Respekt erwidert werden.
© Melanie Vogel