
Stecken hinter dem Gender-Pay-Gap unterschiedliche Karriereentscheidungen bei Frauen und Männern?
Je nach Befragung macht der Frauenanteil in der IT in den letzten Jahren zwischen 16 % und 19 % aus. Das Ergebnis aktueller jobvector-Befragungen zeigt allerdings, dass dieser Anteil mit 23 % mittlerweile deutlich höher liegt. Ein viel größeres Problem in der IT ist die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen.
Der unbereinigte Gender-Pay-Gap in Deutschland liegt bei 18 %, in IT-Berufen ist dieser mit 22 % sogar noch etwas darüber. Woran liegt das? Sind unterschiedliche Karriereentscheidungen die Ursache?
Der Gender-Pay-Gap in der IT gestaltet sich für verschiedene Arbeitnehmer-Generationen unterschiedlich. Männliche ITler der Gen-Y verdienen heute 23 % mehr, die der Gen-X sogar 25 % mehr als weibliche IT-Fachkräfte aus den gleichen Generationen. In der Gen-Z beträgt der Gender-Pay-Gap noch 16 %. Es zeigt sich zudem, dass bereits zum Berufseinstieg Gehaltsdifferenzen vorliegen, was zunächst gegen die These spricht, dass unterschiedliche Formen der Lebensgestaltung ein Grund für Gehaltsdifferenzen sind. Lässt sich die Vergütungslücke also vielleicht durch unterschiedliche Bildungsabschlüsse erklären?
In der IT liegt das Durchschnittsgehalt von Beschäftigten mit akademischem Abschluss 30 % höher als das von ITlern* mit Berufsausbildung oder schulischem Abschluss. Betrachtet man die Daten dabei zusätzlich nach Geschlecht, sieht man, dass 60 % der Frauen und 63 % der Männer einen akademischen Abschluss aufweisen. Hinzu kommt, dass jeweils ähnlich viele Frauen wie Männer in der Informatik ein Masterstudium oder eine Promotion abgeschlossen haben. Verschiedene akademische und schulische Abschlüsse sind bei Männern und Frauen in der IT somit vergleichbar häufig und können nicht mit den offensichtlichen Gehaltsunterschieden in Verbindung gebracht werden.
Größere Unterschiede hingegen zeigt die Betrachtung der Beschäftigungsart auf. In der Informatik sind mehr als doppelt so viele Frauen wie Männer in Teilzeit beschäftigt. Informatikerinnen im Alter von 30 bis 40 Jahren liegen mit einer Teilzeitquote von 39 % deutlich über der von Männern in dieser Altersgruppe – mit 23 %. Vergleicht man nun lediglich Vollzeitstellen in der IT, liegt der Gender-Pay-Gap allerdings immerhin noch bei 15 %. Gerade der Lebensabschnitt zwischen 30 und 40 Jahren wird häufig mit Familiengründung und Kindererziehung in Verbindung gebracht, also Lebensereignissen, die den Wunsch nach Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit sich bringen.
Die Entscheidung, in Teilzeit zu arbeiten, begründet einen Teil des hohen Gender-Pay-Gaps in der IT. Allerdings zeigen große Unterschiede beim Einstiegsgehalt trotz vergleichbarer Bildungsabschlüsse, dass wohl auch andere, wie z. B. gesellschaftliche Gründe diese Lohnlücke mitverursachen.