
Von Aufschieben spricht man, wenn jemand Aufgaben mit hoher Priorität lange Zeit vor sich herschiebt und stattdessen andere, möglicherweise angenehmere Dinge erledigt. Der wissenschaftliche Fachbegriff lautet: Prokrastination. Dahinter steckt oft der unbewusste Versuch, mit negativen Gefühlen fertig zu werden – quasi der Schutz unseres Selbstwertgefühls.
Wodurch entstehen aber unangenehme Gefühle in Bezug auf eine bestimmte Aufgabe?
Mögliche Ursachen sind: Unklare Prioritäten, schlechte Organisation, Impulsivität, Mangel an Sorgfalt, Abneigung gegen Aufgaben, Ängste, Perfektionismus.
Daraus entwickeln sich typische Denkmuster: „Lernen bringt nichts, wenn ich nicht in der richtigen Stimmung bin“ oder „Morgen fange ich an!“. Überraschung: Daraus wird in der Regel nichts. Schiebst du Aufgaben immer weiter vor dir her, entwickelt sich leicht eine übersteigerte Selbstkritik. Wie kann es jedoch gelingen, unangenehme Dinge mit einer positiven Einstellung anzugehen? Im ersten Schritt geht es um die Selbstmotivierung. Hierzu heißt es in der Psychologie: Der Mensch muss sich positive Gefühle erschaffen, um im zweiten Schritt die negativen Gefühle herunterregulieren zu können.
“Free time is made, not found“
Schaue dir deine To-do-Liste genau an: Wie wichtig sind die dort notierten Aufgaben für dein persönliches Vorankommen? Oft lassen wir uns von den Dingen, die dringend sind, jagen und kommen deshalb nicht zu den wirklich wichtigen Aufgaben. Finde also heraus, welchen Stellenwert die jeweilige Aufgabe für dich hat, und entscheide dann, was du damit tust: delegieren, ablehnen oder ausführen. Formuliere eindeutige Ziele – zeitlich festgelegt als Lebensziele, Jahres-, Monats-, oder Tagesziele. Arbeite mit einer priorisierten Aufgabenliste, einem Tages- oder Terminplan. Identifiziere deine individuellen Stör- und Stressfaktoren und schalte diese gezielt aus. Und das Wichtigste: Konzentriere dich auf das, was du tust!
Eat the frog first!
Dieses Zeitmanagement-Prinzip geht auf den amerikanischen Coach Brian Tracy zurück. Tracy nutzt den Frosch als Bild für ein besonders unangenehmes To-Do, das wir immer wieder aufschieben. Um diesem Teufelskreis ein Ende zu setzen, empfiehlt er, den Frosch gleich am Morgen zu essen. Soll heißen: Das Erste, was du an einem Tag erledigst, sollte die schlimmste Aufgabe sein, die auf deiner Liste steht. So fühlst du dich direkt besser und startest motivierter!
Die ALPEN-Methode
Auch Zeitmanagement-Apps können eine große Hilfe sein. Viele davon basieren auf der ALPEN-Methode. Ziel dieser Methode ist es, die losen Fäden in deinem Kopf zusammenzubinden und in eine To-do-Liste zu überführen. Hierzu erstellst du
jeden Morgen (!) in wenigen Minuten eine Tagesplanung: Aufgaben auflisten, Länge schätzen, Puffer und Pausen einplanen, Entscheiden über Prioritäten, Nachkontrolle der Aufgaben.
Vergiss nicht, auch Vergnügungen und Freizeit einzuplanen, und streiche alle Dinge von der Liste, die du ohnehin nicht ernsthaft machen wirst. Du wirst merken, dass sofort erledigte Aufgaben nicht vergessen gehen können und weder Schreibtisch noch Kopf blockieren.
Sabrina Becker, Deutsche Bildung AG