Sei nicht Taylor, sei einfach du
Als ich das erste Mal in einer meiner beruflichen Stationen NICHT das Gefühl hatte, meine Persönlichkeit beim Pförtner abgeben zu müssen, war das ein unglaubliches Aha-Erlebnis.
Kein Störgefühl oder dieses Unwohlsein in gewissen sozialen Situationen, wenn man glaubt, die anderen seien cooler oder besser. Endlich hatte ich meine „Crowd“ gefunden. Ich hatte es gewagt, ganz ich selbst zu sein, mit all meinen Macken, all meinen Stärken. Heute weiß ich viel besser, was mich ausmacht, was ich im beruflichen Kontext einbringe – und rufe das explizit ab.
Das war nicht immer so, vor allem nicht zu Beginn meiner Karriere. Wäre Taylor Swift schon früher mit ihrem Zitat berühmt gewesen, hätte mir das sicherlich sehr geholfen. „If they don’t like you for being yourself, be yourself even more.” Das mag trotzig klingen, ist aber ein Aufruf zur Selbstreflexion und zur Selbstakzeptanz.
Habe ich ausgelernt und finde alles easy?
Bei weitem nicht. Finde ich es spannend, neuen Menschen zu begegnen, immer wieder neues Wissen zu sammeln und in Situationen zu landen, die für mich Neuland sind? Unbedingt.
Ich hätte mir gewünscht, dass diese empfundene Andersartigkeit, das Gefühl, man gehöre nicht dazu, damals schon als normal gegolten hätte. Erst als ich mich mit Themen wie Vielfalt und Inklusion beschäftigt habe, wurde mir klar – wir sind alle anders.
Alle Menschen bringen unterschiedliche Stärken und Charaktereigenschaften mit. Es gibt keine Norm. Sobald wir zu dieser Schlussfolgerung kommen, ist es sehr befreiend. Die Normen, von denen wir glauben, sie seien echt, sind nur in unserem Kopf. Wir alle leben anders. Lieben anders. Sehen anders aus. Lachen über andere Dinge. Haben unterschiedliche Erfahrungen, bringen andere Altersstrukturen mit, andere Vorlieben, Wünsche, Erwartungen.
Wer muss sich an wen anpassen, wenn man ins Berufsleben startet?
Dazu fällt mir die amerikanische Autorin Brené Brown an, die treffend sagt: „The opposite of fitting in is belonging.“ Ja, es wird Situationen geben, in denen man glaubt, man muss sich anpassen, irgendetwas von sich verstecken oder nicht aussprechen. Wird das der berufliche Ort sein, wo man sein ganzes Potenzial entdeckt? Ich glaube nicht.
Dort, wo wir hingehören, sind wir furchtlos. Machen Fehler. Lernen davon. Stehen wieder auf. Gehen neue Wagnisse an. Werden angefeuert von Kolleg:innen und Führungskräften. In diesen Jobs zelebrieren wir unser aller Andersartigkeit, feiern unsere individuellen Charaktere und finden es großartig, wenn viele Perspektiven aufeinandertreffen.
Hier also mein Plädoyer:
Sei mutig. Finde heraus, was dich ausmacht. Lerne deine Stärken kennen und setze sie bewusst ein. Bleib offen und neugierig – dir selbst und anderen gegenüber. Nur durch Vielfalt sind wir stark, nur so werden wir besser, bunter. Und wenn man genau hinhört, ist auch das eine Botschaft von Taylor Swift.