Jetzt erst recht!
Die Differenz zwischen dem Figurtraum und der Realität nennt sich Disziplin. Blöd, dass Disziplin bei vielen Menschen auf der persönlichen Beliebtheitsskala irgendwo zwischen „Zahnarztbesuch“ und „Durchfallerkrankung“ liegt. Dabei kann jeder seine Disziplin trainieren. Und dieses Training lässt sich ganz einfach in den Alltag integrieren…
Disziplin ist der wichtigste „mentaler Muskel“. Wiederholtes beanspruchen trainiert ihn. Zu Beginn ist es bei fast allen sehr unangenehm, eine nicht so sehr beliebte Aufgabe ständig zu wiederholen. Erst wenn aus dem willentlichen Antrieb eine Gewohnheit geworden ist, ist der Disziplinmuskel so stark, dass es kaum noch Training braucht. Die Disziplin hat sich in Bezug auf die trainierte Gewohnheit fast verselbstständigt.
Drei Phasen für einen starken Disziplin-Muskel
Nehmen wir an, du gehst einfach nicht gerne joggen. Du weißt aber, dass du damit an deiner guten Figur und Fitness arbeiten könntest, wenn du jeden Tag ein paar Minuten joggen gehen würdest.
Du startest mit…
Phase 1 Ungefähr vier Wochen ist es eine Schinderei. Du musst dich wahrscheinlich immer wieder zum Joggen zwingen. Es ist ganz sicher die härteste Phase des Trainings. Dennoch wird sich die Überwindung von Woche zu Woche abmildern. Dann folgt Phase 2
Phase 2 Nach vier Wochen wird es für dich an fünf von sieben Tagen eine Selbstverständlichkeit geworden sein. Nur an zwei Tagen wirst du wieder einen kleinen inneren Kampf führen, den du aber aufgrund deiner guten Referenzerfahrungen der vergangenen vier
Wochen fast immer gewinnen wirst. Das schwächt den Einfluss deines Schweinehundes immer weiter.
Phase 3 Nach ca. einem Jahr ist das Laufen nicht mehr wegzudenken. Dir fehlt es an Lebensqualität, wenn du nicht laufen kannst (z.B. Erkältung, viele Termine). Nur an ganz wenigen Tagen wirst du dich wieder mit deinem mittlerweile auf Rehpinschergröße zusammengeschrumpften Schweinehund auseinandersetzen müssen.
Degenerierter Disziplinmuskel? Mach ein sanftes Training
Wenn dein Disziplinmuskel praktisch nicht vorhanden ist, starte mit einem ganz einfachen Muskeltraining: ich nenne es „Jetzt erst recht!“. Genau so habe ich als Jugendlicher immer wieder den Schweinehund in die Ecke gepfiffen. Ich nutze auch noch über 20 Jahre später diese Technik. Sie funktioniert denkbar einfach:
Schritt 1 Suche dir eine Tätigkeit, die du nicht leidenschaftlich gerne machst, aber dennoch hinbekommst. Z.B. Zähneputzen. Ein Zettel an deinem Bade-zimmerschrank erinnert dich an ein Kommando, das du dir immer genau zu Beginn des Zähneputzens laut denkst oder sagst: „Jetzt erst recht!“. Und dann legst du los. Mache das wie oben in Phase 1 beschrieben vier Wochen lang. Immer wieder. Keine Ausnahmen.
Tue es einfach!
Schritt 2 Nach den vier Wochen setzt du den Spruch dann ein, wenn du etwas tun musst, dass du letztendlich auch vor dir herschieben könntest. Möglicherweise ist es Staubsaugen, Wischen, Küche oder Keller aufräumen, offene Mails beantworten etc. Sobald du dein Kommandospruch mit Überzeugung abgefeuert hast, beginnst du sofort(!) mit der Aktion. Lass dich einfach auf keine Diskussion mit deinem mentalen Haustier ein. TUE ES EINFACH! Beobachte danach ganz genau, wie du dich fühlst: Stolz? Erleichtert? Glücklich? Entspannt? Genau diese Referenzerlebnisse könntest du regelmäßig genießen. Und das passiert im nächsten Schritt.
Schritt 3 Die Stunde der Wahrheit! Nimm dir etwas vor, bei dem der Schweinehund bisher immer haushoch gewonnen hat. Vielleicht das Laufen im vorhin genannten Beispiel? Genau dann, wenn es dir in den Sinn kommt, das jetzt zu „versuchen“, feuerst du mit aller Kraft deinen Kommandospruch ab. UND LEGST SOFORT LOS!
Mentaler Fitnesstest bestanden – jetzt geht`s los!
Ab hier beginnt die vorhin beschriebene Phase 1. Du hast die Erfolgsrakete gezündet. Schau nach vorne. Ganz wichtig dabei ist: überschätze nicht, was du in einem Monat erreichst. Aber unterschätze niemals, was du innerhalb eines Jahres erreichen wirst. Und so ein Jahr ist sehr schnell vorbei.
Mach dich auf den Weg. Und wenn du das Projekt „Laufen“ tatsächlich angehst, dann schnapp dir mal mein LIVE-Hörbuch „Ich bin dann mal schlank“. Dann gehst du rennen und lernst nebenbei noch ein paar Tricks, präsentiert mit viel Humor.