Der Weg vom Change-Geplagten zum kreativen Gestalter
Homeoffice ist für viele Studenten zur Zeit der Pandemie ein großes Thema. Studentin Anna liebt es, im Homeoffice zu lernen, in der Jogginghose vor dem Computer zu sitzen, jederzeit einen Kaffee aus der Küche holen zu können und Fahrtkosten und -zeit zu sparen. Ben, auch Student, ist viel lieber an der Universität, mag Präsenzvorlesungen, trifft gerne seine Freunde persönlich an der Uni und tut sich schwer, dass alles nur online stattfindet. Vor dem Computer fühlt er sich isoliert und das demotiviert ihn beim Lernen. Es handelt sich um den gleichen Change bedingt durch die Corona-Krise, jedoch wird dieser unterschiedlich erlebt. Dabei wird eines schnell klar: Ob und wie sehr uns Veränderungen treffen und was sie mit uns machen, ist eine Frage unserer Wahrnehmung, unserer Präferenzen und der Perspektive, mit welcher wir darauf blicken.
Während Anna froh ist, ihre Vorlesungen von zuhause aus anzuhören, dabei keine Maske tragen oder den dauerhaften Abstand von 1,5 Metern einhalten zu müssen, würde Ben lieber dieses Übel auf sich nehmen, um seine sozialen Kontakte zu pflegen und das Lernen in Präsenzveranstaltungen weiterzuführen. Ben nimmt die Reglementierungen und die damit verbundenen Veränderungen im Studium eher als negativ wahr, während Anna ihnen viel positives abgewinnen kann.
Veränderungen sind grundsätzlich weder gut noch schlecht. Allein die Bewertung und Reaktion der Betroffenen sind unterschiedlich. Jeder hat ein anderes persönliches Empfinden, wenn Dinge sich wandeln.
Du kannst die Situation nicht ändern, allerdings sehr wohl deine Haltung und Reaktion dazu.
Meine Frage an dich lautet: Wie gehst du mit Herausforderungen, Veränderungen und negativen Ereignissen um? Welche Haltung ist hilfreich dabei? Wenn es dir gelingt, aus der negativen Haltung auszusteigen und die Rolle des Opfers zu verlassen, kannst du mehr Eigenmacht aufbauen. Dann kann der Wandel am Ende auch ein Gewinn für dich sein.
Der amerikanische Psychologe Richard Lazarus hat Ereignisse in drei Kategorien eingeteilt, die du für dich nutzen kannst:
- Das Ereignis ist für dich nicht relevant.
- Es ist relevant und positiv.
- Es ist relevant und bedrohlich.
Mein Tipp: Um mit relevanten oder gar bedrohlichen Ereignissen besser umzugehen, empfehle ich dir die Technik des Reframings. Stelle dir folgende Frage: Was ist das Gute im Schlechten? Was kannst du der negativen Situation Positives abgewinnen?
Diese Technik hilft dir dabei, Herausforderungen und Schwierigkeiten in einen anderen Rahmen zu setzen. Homeoffice mag für Ben nicht optimal sein, doch er könnte sich überlegen, was es doch Gutes mit sich bringt. Keine lange Fahrtzeit, flexibles Lernen, keine Maskenpflicht daheim. Er könnte versuchen, die befürwortende Perspektive von Anna einzunehmen. Ben könnte mit seinen Freunden eine Lerngemeinschaft zuhause gründen und Kaffeepausen mit anderen per Zoom oder Teams verbringen, um weiter in Kontakt zu sein.
Mit dem Reframing kannst du relevanten Veränderungen vielleicht auch etwas Gutes abgewinnen. Wenn der Wandel uns persönlich betrifft, sind wir ganz schnell dagegen und das baut viel Druck auf und bringt negative Energie. Doch dem Change ist es egal, ob du ihn magst oder nicht. Wenn wir Dinge auch ein wenig positiv sehen können, fällt es viel leichter, weitere Lösungen für unsere Bedürfnisse zu finden. Also liegt es doch in unserem eigenen Interesse, dass wir versuchen, das Beste daraus machen. Schon Goethe hat es treffend formuliert: Das Leben gehört den Lebendigen und wer lebt, muss auf Wechsel gefasst sein.