
Das Zauberwort heißt Zeitmanagement
„Sorry, aber ich bin im Moment total im Stress.“ Kennst Du den Satz und sagst ihn oft selbst? Viele Menschen halten Stress inzwischen für einen Normalzustand, Studierenden machen da keine Ausnahme. Zeit- und Leistungsdruck-, Prüfungsangst, Geldknappheit – an Stressfaktoren herrscht im Studium kein Mangel. Doch andauernder Stress macht krank. Aus meiner Sicht gibt es nur ein wirksames Gegenmittel, und das heißt Zeitmanagement.
Die Auswirkungen von Stress
Bei Stress schüttet Dein Körper im Übermaß Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol aus. In der Steinzeit halfen diese Hormone beim Überleben, wenn der Säbelzahntiger kam und der Mensch extrem viel Energie brauchte. War der Tigerangriff überlebt, setzte Entspannung ein und der Hormonspiegel sank wieder ab. Und genau das passiert heute nicht mehr. Der Spiegel der Stresshormone hält an, weil es gar nicht mehr zur Entspannung kommt. Du bist quasi ständig im Säbelzahntiger-Modus.
Die Folge: Du schläfst und ernährst Dich schlecht, für Sport ist keine Zeit, von mal Durchatmen und „Me-Time“ ganz zu schweigen. Das führt nicht nur im Sozialleben zu Problemen, auch Deine Leistung im Studium leidet. Langfristig bleibt oft die körperliche oder psychische Gesundheit auf der Strecke, im schlimmsten Fall beides.
Laut einer Studie der Barmer Ersatzkasse war in Deutschland der Anteil der 18- bis 25-Jährigen mit psychischen Diagnosen schon in den Jahren von 2005 bis 2016 – also lange vor Corona – um 38 Prozent gestiegen1. Demnach war in der bis dahin als weitgehend „gesund“ geltenden Gruppe der Studierenden jeder sechste betroffen. Diese Zahl ist noch einmal deutlich gestiegen. Dem kürzlich veröffentlichten Gesundheitsreport 2023 zufolge, nehmen inzwischen 38 Prozent der Studierenden Psychopharmaka2.
Wenn auch Du zu denjenigen gehörst, die unter Dauerstress leiden, ist es also höchste Zeit für Dich, gegenzusteuern. Hier kommen meine Tipps für Dein Zeitmanagement:
Tipp 1: Die To-do-Liste verlängern
Ja, Du hast richtig gelesen. Mein erster Tipp ist: Verlängere Deine To-do-Liste. Obwohl doch alle sagen, dass diese Listen immer viel zu lang sind und nicht mehr als drei Punkte draufstehen sollten. Meine Beobachtung, sowohl im beruflichen als auch im privaten Umfeld, ist eine andere: Du brauchst ein Zeitmanagement mit allen wichtigen Punkten auf Deiner Liste. Nur dann kannst Du langfristig Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden und entsprechend fokussieren. Dein schlechtes Gewissen wird sich verabschieden, wenn Du alle Aufgaben bedacht, sie gewichtet und in die richtige Reihenfolge gebracht hast.
Bei den To-dos kannst Du wählen, ob Du diese auf feste Tage verteilst oder nur auf die Woche festlegst, um etwas flexibler zu sein und auch mal intuitiv entscheiden zu können. Das ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Wichtig ist jedoch, dass alles notiert ist. Hast Du etwas nicht geschafft, übertrage es und erledige es dann am nächsten Tag. Am Anfang wirst Du beim Notieren Aufgaben vergessen. Macht nichts, trag sie einfach nach.
Tipp 2: Realistische Planung
Ohne individuelles Zeitmanagement ist Entspannung in der heutigen Zeit nicht mehr möglich. Davon bin ich fest überzeugt. Das gilt auch für die Uni. Tipp Nummer 2 ist deshalb: Plane Deine Tage, und plane sie realistisch. Damit meine ich sowohl die Zeit, die Du für Dein Studium brauchst, als auch die Zeit für Deine privaten Aktivitäten. Entspannung beim Sport oder ein Treffen mit Freunden ist nicht weniger wichtig als ein Tutorium. Sport und jede Art der Bewegung bauen übrigens die genannten Stresshormone und einige mehr ab. Es ist wichtig sich zusätzlich freie Zeit aufzuschreiben (Me- Time), um spontan zu entscheiden, was möchte ich genau jetzt tun?
Zeitmanagement ist mehr als ein Weg, Zeit zu organisieren. Zeitmanagement ist ein Lebensstil. Durch bewusstes Planen und Priorisieren findest Du die Balance zwischen Deinen Verpflichtungen im Studium und im Privatleben. Du studierst nicht nur effizienter, sondern lebst erfüllter.
Tipp 3: Ablenkungen minimieren
Schau Dir auf dem Handy Deine Bildschirmzeiten an. Dann entscheide bewusst, ob es für Dich in Ordnung ist, wie viel Zeit Du mit dem Smartphone verbringst. Falls nein, wovon ich fast ausgehe, lege in den Einstellungen fest, wie viel Zeit es in Zukunft maximal sein soll, und halte Dich dran.
Um effizient zu sein, brauchst Du einen Raum ohne Ablenkungen. Raum meine ich auch im übertragenen Sinne. Wieder spielt das Handy eine wichtige Rolle. Während Du arbeitest oder Dich bewusst entspannen willst, stelle alle Benachrichtigungen aus und platziere das Gerät außer Reichweite. Wenn möglich, schaffe Dir eine Umgebung, in der Du Dich vollkommen auf die jeweilige Aufgabe konzentrieren kannst, und schließe die Tür.
Zusätzlich funktioniert die Pomodoro- Technik für die meisten Menschen sehr gut. Dies bedeutet, Du lernst 25 Minuten konzentriert und fokussiert (Timer stellen) und machst dann eine fünfminütige Pause. Dies wiederholst Du viermal und machst dann eine Pause von mindestens 30 Minuten.
Tipp 4: Ausreichend Schlaf
Mein letzter Tipp betrifft den Schlaf. Sieben Stunden pro Nacht sollten es schon sein, acht sind noch besser. Schalte Dein Handy, das Tablet, den PC oder den Fernseher eine Stunde vor dem Schlafengehen ab. Warum? Weil auch Blaulicht zur Ausschüttung des Säbelzahntigerhormons sorgt. Das wichtige Schlafhormon Melatonin wird dagegen nicht gebildet. Die Folge: Du kannst nicht einschlafen und Dein Gedankenkarussell dreht sich weiter.
Du hast die Kontrolle und die Macht über Dein Leben. Gestalte es für Dich, voller Energie, positiver Emotionen, Gesundheit und Erfolg.