Der lohnende Spagat zwischen Ehrenamt und Prüfungsstress
Partei-Geschäftsführer und Student zugleich – geht nicht? Geht!
Egal, ob Partei, Verein oder Studenteninitiative: Neuer Nachwuchs ist überall willkommen. Trotzdem hat natürlich nicht jeder die Muße oder auch die Zeit, um sich neben dem Studium ehrenamtlich zu engagieren. Wenn du vielleicht schon einmal überlegt hast, dich irgendwo einzubringen, dir aber unsicher warst, dann haben wir hier ein paar Entscheidungshilfen in petto. Denn unser Interviewpartner studiert nicht nur erfolgreich, er engagiert sich auch aktiv.
Erstes Semester, erstes Mal Hörsaal, erste Vorlesung. Die Professorin kommt auf die Bühne und du erwartest aufgeregt den Beginn deiner ersten Uni-Veranstaltung. Jetzt ist es endlich so weit, die Uhr hat c.t. geschlagen, aber die Professorin startet nicht. Nicht nur, weil sie den Beamer nicht in Gang bekommt, nein, die Studenteninitiativen kommen auf die Bühne und machen Werbung. Jetzt tun sich zwei Lager auf. Die einen denken insgeheim: „Jetzt wo das Studium startet, könnte ich schon mal was machen. Ist irgendwie erwachsen“, und haben nach 6 Semestern immer noch nicht begonnen. Die anderen schalten sofort ab. Zu welchem Lager ihr auch gehört: Lasst euch gesagt sein, ihr verpasst etwas!
Luca Karger – Junge Union/CDU
Luca studiert Publizistik und Politikwissenschaften in Mainz. In der Schulzeit hatte er seine erste Begegnung mit der Jungen Union. Inzwischen ist er Vorsitzender der Jungen Union Rüsselsheim, Kreisvorsitzender der Jungen Union Groß-Gerau, Geschäftsführer der CDU Rüsselsheim und mit 20 Jahren jüngster Stadtverordneter.
Die Aufgaben
Bei den vielen Positionen gibt es einiges zu erledigen: „Innerhalb der Jungen Union Rüsselsheim-Raunheim bin ich seit einem Jahr der Vorsitzende. Als Vorsitzender plant man Veranstaltungen, Aktionen für den Wahlkampf und setzt politische Themen durch Pressearbeit auf die Tagesordnung. An unserem Bahnhof gibt es beispielsweise viel zu wenig Fahrradständer für Pendler. Durch einen Pressetermin und die Absprache mit einem lokalen Fahrradgeschäft kam es letztendlich zu einem Antrag im Stadtparlament, der sich für neue Fahrradständer am Bahnhof einsetzt. In der CDU Rüsselsheim bin ich Geschäftsführer: Ich schreibe Protokolle, Einladungen, organisiere Veranstaltungen und kümmere mich um den Facebook-Auftritt des Stadtverbands.“ Außerdem sitzt Luca seit 2016 im Stadtparlament und ist Mitglied im Haupt- und Finanzausschuss. Dadurch kann er aktiv an wichtigen Entscheidungen mitwirken: „Im Parlament ist es mir vor allem wichtig, mich für nachhaltige Finanzen und die Interessen der Jugendlichen stark zu machen. Wir entscheiden unter anderem über den Bau von Kitas, Schulen oder neuen Straßen.“
Der stressige Teil
Das alles kostet ihn sehr viel Zeit. „Neben den Sitzungen des Stadtparlaments kommen Fraktionssitzungen, Ausschusssitzungen, Vorstandssitzungen und Arbeitskreissitzungen hinzu. So wichtig mir das Engagement in der Partei ist, geht für mich mein Studium immer vor. Deshalb lasse ich die Partei ab und zu Partei sein und konzentriere mich mehr auf die Uni, auch wenn das bei dem ein oder anderen auf Unverständnis stößt.“ Außerdem braucht man sehr viel Durchhaltevermögen – „vor allem gegenüber den älteren Parteimitgliedern, von denen man oft, das haben wir schon immer so gemacht, hört. Dabei kann der Blick eines Jüngeren auf verschiedene politische Themen gut sein, da wir manchmal einen anderen Blickwinkel auf Dinge haben“, erzählt Luca.
Die Bilanz
Luca meint, politisches Engagement ist immer möglich, denn von Ämtern und Funktionen könne man jederzeit zurücktreten. Außerdem hat es ihn persönlich sehr weit gebracht: „Während meiner Zeit in der CDU und JU habe ich gelernt, mich für meine eigenen Ideen stark zu machen und andere von meinen Ideen zu überzeugen. Im Studium hilft mir mein politisches Engagement vor allem bei Diskussionen und Referaten, da es mir mittlerweile leichtfällt, vor Menschenmassen zu reden oder zu diskutieren. Ich würde es generell jedem empfehlen, sich politisch zu engagieren, um seine Ideen und Vorstellungen für die Zukunft umsetzen.“
Egal wie – Hauptsache anfangen
Man muss ja nicht gleich Parteimitglied werden, um was für sich und seine Umgebung zu tun. Anderen helfen und Gutes tun, ist eigentlich ganz leicht und kann durch viele Möglichkeiten umgesetzt werden. Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr, in der Flüchtlingshilfe, im Sportverein, bei der Kirche oder ganz einfach Blutspenden? All diese Bereiche können nur mit neuen Mitgliedern und freiwilligen Helfern richtig arbeiten. Und wenn beim nächsten Mal die Studenteninitiativen wieder auf die Bühne kommen: nicht gleich zurückschrecken - vielleicht mal reinschnuppern.
Wenn du weißt, was du gut kannst und was du gerne tust, wirst du auch deinen eigenen Weg finden, um dich für andere zu engagieren und etwas zurück zu geben. Und am Ende wirst du feststellen, dass du mehr bekommen hast, als du gegeben hast.
Lea Schäfer