
Ja, bitte!
Produkte lassen sich leicht austauschen. Menschen nicht. Das ist einer der Gründe, warum es heute unverzichtbar geworden ist, mit einer starken Personenmarke aufzutreten. Social-Media-Plattformen werden längst nicht mehr nur zum Zeitvertreib genutzt, sondern auch, um berufliche Interessen zu kommunizieren und so eigene Ziele zu erreichen. Der beste Zeitpunkt, damit anzufangen, ist mit Beginn des Studiums.
Der Nutzen scheint also auf der Hand zu liegen: Du baust Dir frühzeitig im Netz Expertise und Bekanntheit auf, wirst von Recruitern gefunden und hast nach dem Studium gleich den Traumjob.Â
Wer mit diesem Ansatz seine Personenmarke aufbaut, hat aus meiner Sicht den falschen Ansatz. Vielmehr geht es darum, schon während des Studiums die eigenen Themen zu finden, sich zu positionieren und den Auftritt vor allem in Sozialen Medien bewusst zu steuern. Ich sage: Als Jobstarter ist ein Branding unnötig. Für die Entwicklung der Persönlichkeit und damit als Weichensteller für die Zukunft dagegen nicht.
Woran sollen die Leute zuerst denken, wenn sie Deinen Namen hören? Das ist die zentrale Frage beim Aufbau einer Personenmarke. Kannst Du sie beantworten, bist Du auf dem besten Weg, Dich klar zu positionieren. Danach beantwortest Du für das Feintuning viele weitere Fragen:Â
→  Was sind meine Werte?
→  Was sind meine Stärken?
→  Wofür stehe ich?Â
→  Welche Standards habe ich?Â
→  Welche besondere Expertise möchte ich mir aufbauen?Â
Es tut sehr gut, sich mit den eigenen Stärken zu befassen. Sich seiner selbst bewusst sein, ist grundsätzlich zukunftsorientiert. Und es ist eine perfekte Vorbereitung für spätere Bewerbungen. Frag Dich auch:Â
→  Was sind meine Ansichten?
→  Wie sieht mein Weltbild aus?
→  Wie reagiere ich, wenn ich etwas als falsch oder ungerecht empfinde?
→  Will ich mich dazu äußern?Â
→  Wo habe ich eine andere Meinung als der Mainstream?Â
Haltung zeigen ist wichtig. Ecken und Kanten sind erwünscht. Über persönliche Ansichten und auch über Geschichten aus Deinem Alltagsleben wird beim Personal Brandung Identifikationsfläche geschaffen. Es ist der größte Wert dieser Methode, die eigene Person, Persönlichkeit und eigenen fachlichen Kompetenzen darzustellen. Andere können so entscheiden, ob Deine Person mit ihrer eigenen Lebensweise, den eigenen Werten und Weltanschauungen zusammenpasst. Extracurriculare Aktivitäten wie soziales Engagement zeigen Dich beispielsweise als leistungsbereit über das Nötige hinaus, als sozial- und teamkompetent.Â
Die Darstellung Deiner Kompetenz kannst Du stärken, in dem Du die Themen Deiner Referate und Seminararbeiten mit Blick auf Deine berufliche Vision, aber auch auf deine Content-Strategie auswählst: Welche neuen Erkenntnisse aus dieser Aufgabe kannst Du teilen? Damit arbeitest Du bereits an Deiner Positionierung als Expertin oder Experte.Â
Die Kommunikation nach außen beginnt, wenn Du Dir über die wichtigsten Punkte für Deine Selbstdarstellung und über Deine Inhalte im Klaren bist. Erst dann werden die Profile bei Xing und LinkedIn nach und nach ausgefüllt. Erst dann wird Netzwerken sinnvoll und erst dann beginnst Du vielleicht mit dem Schreiben deines Blogs.Â
Ich meine damit nicht, dass Du Dein Branding am Reißbrett entwerfen und erst mehrere Semester lang daran feilen sollst, ehe Du es öffentlich machst. Eine gute Personenmarke ist schlüssig, aber nicht statisch. Experimente und Entwicklung sind sogar wichtig und erwünscht, sie können die Magie Deiner Brand ausmachen und sie immer wieder bereichern – solange Dir bewusst ist, warum Du etwas änderst und zeigst.
Personal Branding ist eine Vorbereitung für Deinen weiteren beruflichen Weg. Deshalb ist die Auswahl der Kanäle genauso wichtig wie eine Trennung zwischen Deinen sehr privaten Postings und denen, die später karriererelevant werden können. Du musst nicht ausschließlich bei LinkedIn und Co. unterwegs sein und darfst nie wieder Partybilder posten, von denen Du nicht möchtest, dass eine künftige Chefin oder ein Chef sie sieht. Aber leg dafür rein private Konten an, deren Sichtbarkeit Du einschränkst. Zeig Dich dennoch auf allen Kanälen, die Du wählst, nahbar – schließlich ist ja genau das Teil der Strategie. Doch Dein Kommentar zu einem Fußballergebnis hat auf LinkedIn nur dann etwas verloren, wenn Du Sportmanagement mit dem Ziel studierst, Projektmanager bei einen Fußballverein zu werden.Â
Und Vorsicht: Wer sein Personal Branding danach ausrichtet, was künftige Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber vermeintlich lesen und hören möchten, statt danach, was die eigene Person ausmacht, wird sich verbiegen. Ein solcher Auftritt wird nicht als authentisch wahrgenommen. Auch Recruitingprofis haben feine Sensoren und merken sofort, wenn nicht echt ist, was erzählt und propagiert wird. Der gesamte Auftritt verrät es.Â
Der Aufbau des eigenen Ich zur Marke ist ein Prozess, bestehend aus vielen aufeinander aufbauenden Schritten. Schnell geht es nicht. Aber es lohnt sich. Wenn das Marketinginstrument Personal Branding auf sinnvollen Kanälen virtuos genutzt wird, kann Dich Deine Persönlichkeit zum richtigen Zeitpunkt aus der Masse hervorheben. Das bestätigt auch eine Studie, der zufolge die Frage nach dem Cultural Fit im Personalauswahlprozess immer wichtiger wird (Quelle: https://www.stepstone.de/e-recruiting/wissen/berufseinstieg/).
Zwar entscheidet sich demnach noch jeder dritte Arbeitgeber aufgrund des Abschlusses und jeder vierte auf Basis der vorliegenden Noten für eine Bewerberin oder einen Bewerber. Aber für 60 Prozent der Unternehmen sind die persönlichen Eigenschaften wichtig und 53 Prozent legen größten Wert auf soziale Kompetenzen.