Im Online-Interview überzeugen
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Aufgrund der durch Covid-19 verÂursachten Krise ist die Anzahl von Online-Interviews stark gewachsen und fast schon zum Alltag geworden. Viele Unternehmen möchten bzw. müssen ihren ÂRecruiting-Prozess trotzdem zielgerichtet fortführen und laden stattdessen ihre Kandidaten/-innen vorzugsweise zu VideoÂkonferenzen ein.
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Dabei gibt es inzwischen zahlreiche Tools, um diese professionell durchzuÂführen. Die wohl bekanntesten Programme sind „Skype“, „MS Teams“, „Zoom“ und „WebEx“. „Google Hangouts“ sowie „Jitsi“ sind zwar weniger bekannt, aber für OnÂline-Interviews gut geeignet und werden somit ebenfalls gerne genutzt. Die inhaltÂliche Vorbereitung auf ein virtuelles Vorstellungsgespräch unterscheidet sich in vielen Bereichen nicht maßgeblich von der für ein klassisches Bewerbungsgespräch. Trotzdem gibt es neben den Gemeinsamkeiten aufgrund der geänderten Rahmenbedingungen besondere Aspekte, auf die Sie als Bewerber/innen achten sollten.
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Natürlich sollten Sie sich, wie auch vor einem normalen Bewerbungsgespräch vor Ort, überzeugende Argumente bezüglich Ihrer Eignung und Ihres Mehrwertes für den neuen Arbeitgeber zurechtlegen sowie sich über diesen und die zu besetzende Stelle informieren. Über die Business-Netzwerke XING und LinkedIn kommen Sie zudem an weitere wichtige Informationen zur Position und zum fachlichen Hintergrund des Interviewpartners.
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Der mit Abstand wichtigste und neueste Aspekt ist die Technik. Wenn Sie noch nie zuvor mit der vorgeschlagenen Software (Skype, Zoom, Google Hangouts, etc.) in Kontakt gekommen sind, raten wir Ihnen, diese sich vorab genau anzusehen. Dabei sollten Sie unbedingt auf gewisse Voraussetzungen achten. Um Skype gut nutzen zu können, wird beispielsweise ein Konto benötigt. Da Pünktlichkeit immer vorausgesetzt wird, wäre es unvorteilhaft, sich erst in der letzten Minute ein eigenes Konto einzurichten.
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Es ist weiterhin sehr wichtig, die Bild- sowie die Tonqualität bereits einige Zeit vor dem Online-Interview zu testen. Wenn die Funktionen des Endgerätes nicht ausreichen, ist es durchaus sinnvoll, in eine hochauflösende externe Kamera bzw. ein Headset mit einem guten Mikrofon zu Âinvestieren. Das wirkt deutlich professioneller und trägt sofort zu einem besseren Eindruck auf den Recruiter bei. Damit sind aber lange noch nicht alle Vorbereitungen getroffen. Die Positionierung, die Beleuchtung und der Hintergrund spielen nämlich eine ebenso wichtige Rolle.
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Es wirkt am natürlichsten, wenn sich der/die Bewerber/in leicht nach vorne neigt und genügend Abstand zur Kamera hat. Ideal ist ein Bildausschnitt, bei dem der Oberkörper gut zu sehen und die GesÂtik erkennbar ist. Dabei sollten Sie selbstverständlich auf eine möglichst aufrechte Körperhaltung achten, um auch das nötige Selbstbewusstsein zu vermitteln. Auch ÂMimik und Gestik werden vom Personaler genau beobachtet und bewertet. Also Âbietet es sich an, zwischendurch immer wieder mal zu lächeln. Außerdem sollten Sie stets auf Augenhöhe mit Ihrem Gesprächspartner sein, damit dieser weder aufschauen noch herabblicken muss. Während des Gesprächs sollten Sie direkt in die Kamera blicken, anstatt auf den ÂMonitor. Das gilt vor allem dann, wenn Sie selbst das Wort haben.
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Als Beleuchtung wirkt natürliches Licht am schmeichelhaftesten. Daher sollte das Online-Interview bei Möglichkeit in einem hellen Raum mit Fenster, durch welches ausreichend Tageslicht strömen kann, stattfinden. Grundsätzlich sollte das Gesicht gleichmäßig und schattenfrei ausgeleuchtet sein. Also sollte sich kein Fenster direkt hinter dem/der Bewerber/in befinden. Licht schräg von der Seite oder von vorne und leicht nach unten ist ideal. Der Ort sollte möglichst neutral sein. Denn anstatt sich in einem Konferenzraum zusammenzusetzen, trifft der Interviewer den Kandidaten im eigenen Zuhause, das sehr persönlich eingerichtet ist. Der von der ÂKamera erfasste Raum sollte auf jeden Fall aufgeräumt und sauber sein. Es gilt dabei: Je schlichter der Hintergrund, desto weniger abgelenkt ist der Gesprächspartner und kann sich komplett auf den Bewerber oder die Bewerberin konzentrieren. Mit Âeinem sogenannten „Greenscreen“ haben Sie die Möglichkeit, einen virtuellen Hintergrund zu erzeugen. Dieser sollte möglichst schlicht sein. Am besten sollten Sie jedoch darauf verzichten, da dies den Eindruck erwecken kann, dass Sie etwas verheimÂlichen möchten. Ein idealer Hintergrund wäre beispielsweise eine einfarbige Wand in Weiß oder in einem hellen Farbton.
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Auch wenn der Personaler den/die ÂBewerber/in nicht komplett zu sehen bekommt, sind die Kleidung und das Aussehen trotzdem ein nicht zu unterschätzender Aspekt, denn mit einem gepflegten AusÂsehen können Sie bereits zu Beginn einen positiven Eindruck hinterlassen. Grundsätzlich gilt es, beim virtuellen Bewerbungsgespräch, sich besser zu schick als zu leger zu kleiden. Das klassische Kostüm und einfarbige Hemden bzw. Blusen sind immer gerne gesehen. Natürlich sollten Sie auch auf die Frisur achten, als Mann außerdem auf einen gepflegten Bart (falls vorhanden) und als Frau auf ein dezentes Make-up. Â
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Ein weiterer technischer Aspekt, der schnell übersehen wird, ist die funktioÂnierende Internetverbindung. Um diese Âgarantieren zu können, bietet es sich an, das Endgerät nach Möglichkeit an ein LAN-Kabel anzuschließen, anstatt das WLAN zu verwenden, oder zumindest die Position des WLAN-Routers zu verändern, um die Signalstärke zu verbessern. Die Gefahr ist trotzdem groß, durch eine instabile ÂInternetverbindung missverstanden zu werden. Daher sollten Sie auf eine deutÂliche Aussprache sowie eine angemesÂsene Sprechgeschwindigkeit achten.
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Ein wesentlicher Unterschied zwischen dem klassischen Bewerbungsgespräch und dem Online-Interview sind die Notizen. Auf der einen Seite sollten Sie immer etwas zum Schreiben bereithalten, um sich wichtige Informationen aufschreiben zu können. Diese können Sie sogar in das Gespräch miteinfließen lassen. Das sorgt dafür, die Aufmerksamkeit des PersonaÂlers aufrecht zu erhalten. Auf der anderen Seite ist es erlaubt, sich einen Spickzettel vorzubereiten. Sie sollten aber darauf Âachten, nicht zu oft auf die eigenen Notizen zu schauen.
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Die wichtigsten Erfolgsfaktoren aus unserer Sicht sind (für jedes Jobinterview) die richtigen Argumente bzw. Botschaften. Ãœberlegen Sie, was der neue Arbeitgeber braucht bzw. welche Erfahrungen und ÂFähigkeiten diesem am wichtigsten sind. Wenn Sie die richtigen USPs bzw. Verkaufsargumente parat haben, wird Ihr „Personal Branding“ dafür sorgen, dass die andere Seite Interesse an Ihnen bekommt.
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Mit einer strukturierten SelbstpräsenÂtation, die ca. fünf Minuten dauert, haben Sie die Chance, Ihre Motivation und Eignung für die neue Aufgabe unter Beweis zu stellen. Nur den Lebenslauf „runterÂzurattern“ ist definitiv zu wenig. Entscheidend ist, dass Sie immer ein gutes „Matching“ zwischen Ihren bisherigen ÂErfahrungen und Kompetenzen und den für die Aufgabe notwendigen Skills herÂstellen. Wenn Sie diese bewusst und geschickt ins Spiel bringen, wird das Gespräch sicher auch erfolgreich laufen. Auch die gängigen Fragen zu Stärken und Schwächen sollten Sie vorab üben.
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Angst vor einem Online-Interview ist somit nicht nötig. Zu guter Letzt kommt es bei einem virtuellen Bewerbungsgespräch, wie auch bei vielen anderen Dingen, auf die gezielte Vorbereitung und das Training im Vorfeld an, denn Ãœbung macht schon immer den Meister und gibt die notwenÂdige Sicherheit.
Walter Feichtner
Karrierecoach München