Dos and Don’ts im Vorstellungsgespräch
Wenn die Einladung zum Vorstellungsgespräch kommt, ist die erste und größte Hürde im Bewerbungsprozess gemeistert. Die Unterlagen haben den Personaler schon mal überzeugt, jetzt gilt es, sich im persönlichen Gespräch zu beweisen und gut zu verkaufen - doch wie?
Das Wichtigste ist eine gründliche Vorbereitung, bevor das Gespräch überhaupt stattfindet. Sind Sie unvorbereitet, könnten Sie grobe Fehler begehen und dadurch einen völlig falschen oder negativen Eindruck hinterlassen. Deshalb empfiehlt es sich dringend, sich im Voraus umfassend über das betreffende Unternehmen bzw. den potenziellen Arbeitgeber zu informieren. Dazu zählen Unternehmensstruktur, Konkurrenten, Kunden, Ausrichtung, Geschäftsfelder, Produkte/Dienstleistungen, etc. Es kann durchaus sein, dass Ihr Wissen und damit Ihr ernsthaftes Interesse am Unternehmen mit gezielten Fragen getestet werden. Legen Sie sich zudem zurecht, was Sie wie über sich erzählen können. „Positives Selbstmarketing“ ist hier das Zauberwort. Besonders beliebt ist die oft gefürchtete Aufforderung „Erzählen Sie etwas über sich“. Diese sehr offen formulierte Frage bietet Ihnen die Möglichkeit einen zwei- bis dreiminütigen Monolog zu halten und Ihr Gegenüber „um den Finger zu wickeln“. Sie können sich im optimalen Licht positionieren und genau das von sich wiedergeben, was Sie explizit betonen möchten. Sie sollten allerdings immer sachlich und professionell bleiben und vor allem von Ihrem beruflichen Werdegang, Ihrem Studium und ersten Berufserfahrungen (Praktika, Ferienjobs, Nebenjobs) sprechen. Privates muss nicht außen vor bleiben, auf jeden Fall sollten Sie Ihre besonderen Fähigkeiten bzw. Soft Skills ins Spiel bringen. Es ist wichtig, dass Sie selbstbewusst Ihre Erfolge und Stärken hervorheben und nicht zu nüchtern und eintönig vortragen. Trotzdem dürfen Sie nicht arrogant wirken. Es gilt vielmehr, ein angenehmes Mittelmaß zwischen Authentizität und bewusster Selbstdarstellung zu finden. Üben Sie dies am besten vorher vor vertrauten Personen. Auch die Unterstützung durch einen Karrierecoach kann sinnvoll sein, um die Selbstpräsentation sowie das richtige Darstellen der eigenen Stärken und Schwächen gezielt zu üben. So bekommen Sie wertvolles Feedback bezüglich Ihrer Wirkung sowie nutzenstiftende Verbesserungstipps.
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Für den richtigen Auftritt und den ersten Eindruck ist eine angemessene Kleidung unerlässlich. Das Outfit sollte lieber ein wenig zu klassisch als zu ausgefallen oder leger sein. In einem Unternehmen mit strengen Hierarchien sind für Männer Anzug mit Krawatte und für Frauen ein Hosenanzug bzw. ein Kostüm gut geeignet. In der Kreativbranche oder bei der Bewerbung als Praktikant darf es auch etwas lockerer sein. Man sollte sich am branchenüblichen Dresscode orientieren. Außerdem sollte man Schmuck und Make-Up nur sehr dezent einsetzen und auf eine gepflegte Frisur sowie gepflegte Nägel achten. Wenn Sie zu Schwitzen neigen, achten Sie auf passende Kleidung, um peinlichen Schweißflecken vorzubeugen. Machen Sie sich keine Sorgen, wenn Sie vor dem Gespräch aufgeregt sind. Dieser Zustand ist eine gesunde Reaktion des Körpers, die uns Höchstleistungen ermöglicht. Werten Sie Ihre Nervosität also positiv und nutzen Sie diese Energie!
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Meist baut sich die Anfangsnervosität sofort ab, wenn die Begrüßung und ein lockerer Einstieg ins Gespräch geschafft sind. Haben Sie hier keine Scheu vor einem kurzen Smalltalk. Dieser eignet sich gut, um die Atmosphäre „aufzuwärmen“ und erste Sympathiepunkte zu sammeln. Im Gespräch ist eine angemessene Körperhaltung wichtig. Sitzen Sie gerade, verschränken Sie nicht die Arme, lächeln Sie von Zeit zu Zeit und halten Sie regelmäßig Blickkontakt. Wilde, unruhige Gesten sollten ebenso vermieden werden wie eine zu steife Körperhaltung. Auch hier gilt wieder das gesunde Mittelmaß. Hören Sie außerdem gut zu und stellen Sie auch aus eigener Initiative Fragen. Das signalisiert Interesse an der Stelle und zeugt von Aktivität.
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Im Gespräch kommt es in allererster Linie darauf an, dass Sie Ihrem Gesprächspartner klarmachen, warum Sie und kein anderer Bewerber der ideale Kandidat sind. Sie müssen das „Matching“ Ihrer Qualifikationen und persönlichen Stärken mit dem Anforderungsprofil der Stelle hervorheben. Für unwillkommene Fragen, wie z.B. zu Lücken im Lebenslauf, Schwächen o.ä. können Sie sich vorher passende Antworten zurechtlegen. Bestimmte Mängel oder Makel lassen sich nicht komplett vertuschen. Unglaubwürdige Lügengeschichten aufzutischen, warum man z.B. ein Jahr Australienurlaub einem nahtlosen Übergang von Schule zu Studium vorgezogen hat, machen wenig Sinn und schaffen keine Sympathie. Bleiben Sie lieber ehrlich und stehen zu Ihren Entscheidungen. Dann wirken Sie authentisch und keiner wird Ihnen Ihr „Manko“ übelnehmen. Es gibt allerdings auch unzulässige Fragen. Hierzu zählen Fragen nach Religion, sexuellen Vorlieben, Krankheit und Schwangerschaft. Auf Fragen dieser Kategorie müssen Sie nicht antworten. Insistiert Ihr Gegenüber weiter, sollten Sie sich überlegen, ob dies wirklich der richtige Arbeitgeber ist.
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Ein weiteres, oft unangenehmes, aber besonders für den Bewerber wichtiges Thema, ist das zu erwartende Gehalt. Dieser Punkt gehört unbedingt ins Bewerbungsgespräch, um die beiderseitigen Erwartungen abzugleichen. Am besten wird dieses Thema erst sehr spät bzw. gegen Ende des Gesprächs aufgegriffen. Spricht der Personaler das Thema nicht selbst an, darf ruhig die Initiative ergriffen werden. Sagen Sie ehrlich und selbstbewusst, bei welcher Summe sich Ihre Vorstellungen bewegen und bringen Sie Argumente, die Ihren Marktwert rechtfertigen. Beziehen Sie sich hierbei auf Ihr Know-how, Ihre Erfahrung und Ihre Qualifikation. Bei Unsicherheit können Sie sich vorher über branchen- und positionsübliche Gehälter im Internet informieren.
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Das Vorstellungsgespräch verläuft meist erfolgreich, wenn sich beide Gesprächspartner spontan wohlfühlen und sich das Gespräch mit der Zeit wie von selbst entwickelt, ohne dass der Gesprächsfluss zäh und anstrengend wird. Natürlich hängt ein ideales Gespräch immer von der „gleichen Wellenlänge“ bzw. der Sympathie ab. Diese ist oft subjektiv und nicht direkt steuerbar. Wenn Sie jedoch die genannten Tipps berücksichtigen, können Sie auf jeden Fall punkten und Ihr Gegenüber von sich überzeugen.