Den Bot die Arbeit machen lassen
Bewerben im Zeitalter der Digitalisierung,
ein kleiner Blick in die Zukunft
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Vorab sei schon einmal so viel gesagt: Die Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber müssen Sie auch in Zukunft noch selbst treffen. Aber bis es zum Entscheidungsprozess kommt, ist ja schon einiges an Wasser den Bewerbungsfluss hinunter geflossen. Damit Sie nicht so viel schwimmen müssen, macht es daher heutzutage Sinn, einzelne Teile des Bewerbungsprozesses an Bots auszulagern.
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Man könnte das ganze Augmented Applying nennen: Erweitertes Bewerben. Sie erweitern Ihren persönlichen Bewerbungsprozess um die Hilfe von Bots. Das klingt im ersten Moment sehr verlockend, aber man muss sich leider stets vor Augen halten, dass Bots zunächst einmal dumm sind. Wenn man also gar nicht weiß, in welche Richtung man möchte, wird einem ein Bot auch nicht helfen. Betrachten Sie den Bot wie einen Hammer. Der wird Ihnen helfen, den Nagel in die Wand zu schlagen, aber Ihnen nicht sagen, in welche Wand der Nagel soll. Insgesamt muss man sagen, dass dieses Thema noch in den Kinderschuhen steckt, aber je kreativer man an diese Thematik heute schon heran geht, desto höher wird der Output sein, den man durch den Bot-Ansatz erhalten wird.
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Betrachten wir die aktuelle technische Situation, können durch Bots Aufgaben wie Recherchen oder CV-Vorstellungen übernommen werden. Sollten es deutlich komplexere Aufgaben sein, verlässt man den Bereich des „einfach Umsetzbaren“. Aber Kreativität kann manchmal Wunder vollbringen.
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Eines der Paradebeispiele für Bot- basierte Bewerbung ist Will Sim aus UK, der sich einen Bot gebaut hat, der interessierte Recruiter durch seinen Lebenslauf führt. Der Name des Bots ist Sim‘s Bot und dieser läuft auf dem Facebook Messenger. Recruiter, die an Will interessiert sind, erhalten einen FB-Code, über den sie den Bot in den Messenger reinladen können. Anschließend führt dieser sie durch den CV, und sollte dann noch Interesse bestehen, können Sie direkt mit Will Sim Kontakt aufnehmen. Über die Plattform FlowXo ist solch ein Bot recht schnell gebaut. Das kann sogar ganz ohne Programmierkenntnisse erfolgen. Doch wie bereits erwähnt, wenn ich nicht weiß, was ich will, werde ich hier nicht weiterkommen.
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Zugegeben, dies ist ein sehr progressiver Ansatz, zeigt aber eindrucksvoll, was bereits heute denkbar ist. Will Sims ist ein Beispiel, welches in der heutigen Welt natürlich auch vielen Personalern noch fremd ist, aber es skizziert bereits eine interessante Variation der Zukunft. Weitere Möglichkeiten, Bots im Bewerbungsprozess einzubinden, bietet die Plattform IFTTT. IFTTT steht für If this then that und bildet eine Art Netzwerk für Schnittstellen. Über IFTTT kann ich zwei unterschiedliche Punkte im Internet oder die ans Internet angeschlossen sind, verbinden und den Bot bzw. diese Verbindung auffordern, wenn am Punkt 1 dies passiert, am Punkt 2 jenes zu tun. Es handelt sich um eine ganz einfache Logik, mit der ich aber beispielsweise gezielt meine Lieblingsfirma im Auge behalten kann, ohne jeden Tag auf deren Facebook-Profil zu surfen. Auf IFTTT nennt man eine solche Verbindung Applet. Auf der Plattform selbst kann man die Applets bisheriger IFTTT-Nutzer durchsuchen oder aber eigene Applets zusammenstellen. Bereits die Suche nach Job Seeker gibt einem etliche Anregungen, wie andere Bewerber IFTTT bereits für die Bewerbungsphase genutzt haben. Viele der Applets zielen darauf ab, über neue Jobs informiert zu werden. Wird man aber etwas kreativer, könnte man IFTTT beispielsweise auch in der Interview Vorbereitung einsetzen. Was wird auf den verschiedenen Netzwerken über den Arbeitgeber XY im Kontext Karriere gepostet. Anstelle sich selbst hinzusetzen und Netzwerke zu durchstöbern, könnte man auch einen IFTTT Bot an die Arbeit setzen.
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Blicken wir ein wenig weiter in die Zukunft, so stößt man schnell auf den Bot Wade&Wendy. Wade&Wendy befindet sich noch in einem frühen Beta-Test-Stadium und tatsächliche Erfahrungsberichte existieren noch keine. Dieser Bot, der mit künstlicher Intelligenz ausgestattet ist, soll aber zukünftig in der Lage sein, Bewerbern als Karriere-Coach zu dienen. Dabei spricht Wade nur mit Bewerbern und auf der anderen Seite Wendy stets nur mit Unternehmen. Über Fragen erfährt Wade die Skills des Bewerbers und versucht diese intelligent mit den Informationen von Wendy abzugleichen. Hatten wir eingangs noch den „dummen“ Bot, dem man genau sagen muss, was man möchte, wird man zukünftig intelligenten Bots begegnen, die mich sinnvoll in meinen Karriereschritten beraten können.