
Nach dem Abschluss deines Studiums stehst du vor der Herausforderung, dich im Bewerbungsprozess von anderen Kandidaten abzuheben. Den bedeutenden Unterschied zwischen einer durchschnittlichen Bewerbung und einer, die in Erinnerung bleibt, macht der Inhalt. Storytelling kann dabei der Türöffner zum WunschÂunternehmen sein.
Doch was ist Storytelling?
Storytelling ist eine bildhafte Kommunikationstechnik, bei der Informationen und Fakten in einer Geschichte präsentiert werden. Der Leser begibt sich auf eine emotionale Reise, auf der er mehr erfahren will. Gelungenes Storytelling bleibt dabei nachhaltig und positiv im Gedächtnis.
Bleibe mit deiner Bewerbung im Gedächtnis der Personaler.
Traditionell geben Bewerbungen Daten und Hinweise über die berufliche Vergangenheit und die Qualifikationen einer Person. Das wirkt schnell eintönig und austauschbar. Arbeitgeber suchen heutzutage nach Kandidaten, die neben den beruflichen Skills, einzigartig und authentisch sind. Genau hier kommt Storytelling ins Spiel.
Gut erzählte Geschichten bauen eine Verbindung zwischen Arbeitgeber und Bewerber auf. Sie gewinnen erst die Aufmerksamkeit des Lesers und wecken dann die Neugierde an der Person hinter dem Schreiben. Das ermöglicht es dir, deine Persönlichkeit, Motivation und Leidenschaft zu zeigen. Spannend erzählte Storys verdeutlichen, warum du für die ausgeschriebene Stelle geeignet bist und wie du dazu beiträgst, das Unternehmen zu unterstützen.
Weiterhin hilft Storytelling, deine LernÂerfahrungen und Entwicklungsbereiche anschaulich zu erklären. Arbeitgeber schätzen Bewerber, die in der Lage sind, aus Fehlern zu lernen und Verantwortung zu übernehmen. Wenn du dich um eine Stelle bewirbst, solltest du deine Stärken nicht einfach aufzählen. Präsentiere sie in einem interessanten Kontext und kitzele die Neugier des Lesers.
Wie Laura Keller, die sich in einer Klinik auf den Posten der klinischen Kinderpsychologin bewarb:
Sehr geehrte Damen und Herren der Klinikleitung,
mein Name ist Laura Keller. Ich bin klinische Psychologin, weil ich vor allem Kinder mit traumatischen Herausforderungen unterstützen möchte, ein selbstständiges Leben zu führen. Vor siebzehn Jahren saß ich in einem Krankenhausflur vor einer verschlossenen Tür. Dahinter hörte ich Stimmen murmeln. Zwei Stühle neben mir hockte ein Junge, vielleicht sechs Jahre jung. Wir schwiegen uns eine Weile an, dann rückte er plötzlich einen Platz auf und tippte mich an. Er hieß Maik. Hinter der Tür saß seine Mutter mit einer Ärztin zusammen. Weil er so schnell wütend wurde, erklärte er mir. Drei weitere Sätze später wusste ich, dass nicht nur er rasch wütend wurde, sondern auch sein Vater. Das alles erzählte ich meiner Psychologin, nachdem die Mutter ihren Sohn samt Sorgen und Ängsten mit nach Hause genommen hatte. Ich war dreizehn Jahre alt und hatte aufgehört, zu essen. Deshalb hatte ich einen Termin hinter verschlossener Tür.Â
Vielleicht legte der Junge den Grundstein für meinen Wunsch, Psychologin zu werden – vielleicht auch meine eigene Erkrankung. Heute bin ich geheilt und habe mein Studium mit Bravour abgeschlossen. Ich bin ein Mensch, der beide Seiten der Psyche kennt – die praktische und die theoretische. Das macht mich nicht zur besten Psychologin, aber zu einer Medizinerin, die auf Erlerntes und Intuitives vertraut. Denn Verständnis wächst aus Verstehen. In meiner Vita sehen Sie zudem weitere Abschlüsse und Weiterbildungen chronologisch aufgelistet.
Laura erzählt ihre eigene Geschichte und zeigt viel von ihrer Persönlichkeit. Das macht die junge Frau nahbarer. Zudem erinnern sich die Personaler eher an ihre Bewerbung als an die x-te Aneinanderreihung von Fakten der anderen Kandidaten.
Wie schaffst du es nun, eine überzeugende Story in deine Bewerbung einzubauen?
3 Tipps für Storytelling im Bewerbungsprozess
1. Das Unternehmen und deine Persönlichkeit
Notiere dir kurz, aus welchen Gründen du dich für das jeweilige Unternehmen entschieden hast. Was macht diesen Arbeitgeber aus und wie passt du als Mensch und Arbeitnehmer dazu?
Das hilft dir, erste Gemeinsamkeiten zu entdecken, auf die du später eingehen kannst.
2. Dein Studienabschluss und deine Persönlichkeit
Was hat dein Studium für dich interessant gemacht? Warum hast du dieses Studium gewählt? Was hast du in deiner Studienzeit erlebt? Gibt es eine besondere Geschichte, die dich zu deiner Entwicklung bewegte? Gab es ein Problem, dass du gut lösen konntest? Hattest du einen Mentor, der dich auf deinem Weg begleitete. Schreibe alles in kurzer Form auf und überlege, welcher der interessanteste Punkt ist. Passt dieser zu der Stellenausschreibung und dem jeweiligen Unternehmen? Hat dieser Punkt Mehrwert?
3. Schreibe deine Story auf
Um eine Struktur und den roten Faden für dich zu finden, nutze die STAR-Methode.
Situation: Wie war die Situation?
Task: Was war dabei deine Aufgabe?
Action: Was hast du konkret getan?
Result: Wie war das Ergebnis?
Nachdem du deine Geschichte ausformuliert hast, beginne die Sätze zu kürzen. Streiche Füllwörter und Details, die nicht relevant sind. Personaler haben wenig Zeit, extralange Texte zu lesen. Eine emotionale und fesselnde Story zu schreiben geht auch mit wenig Zeichen. Denk an die kürzeste Werbestory der Welt: „1.000 tunes in your pocket.“
Mit einer authentisch erzählten Geschichte stärkst du deine Kompetenz und zeigst, dass du kreative Lösungen findest. Personaler bekommen so einen besseren Einblick in deine Expertise und auf das Gesamtbild.
Insgesamt ist Storytelling ein mächtiges Instrument im Bewerbungsprozess. Gut erzählte Geschichten haben das Potenzial, dich als Bewerber von der Masse abzuheben und einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. Sie ermöglichen es dir, deine Persönlichkeit, Motivation und Qualitäten in fesselnder Weise zu zeigen. Statt einfach nur Fakten aufzuzählen, legst du den Fokus auf das Erzählen deiner eigenen Geschichte.Â
Somit erhöhen sich die Chancen auf deinen Traumjob.
