Sie wissen endlich, wo Sie sich bewerben möchten, Sie haben den Lebenslauf erstellt, jetzt fehlt nur noch das Anschreiben. Auch wenn es heutzutage mehr und mehr außer Mode gerät, ist es doch gerade bei Bewerbungen ohne viel Berufserfahrung weiterhin von Vorteil. Leider starten zu viele BewerberInnen mit 200 Copy-paste-Anschreiben.
Brauche ich heute überhaupt noch ein Anschreiben?
Als BewerberIn brauche ich ein Anschreiben, wenn ich darÂlegen möchte, warum gerade ICH DIESEN Job haben möchte.
Aus vielen Gesprächen in meinem Personalernetzwerk weiß ich, dass viele Personaler gerne ein Anschreiben erhalten möchten – wenn es aussagekräftig ist.
Warum wollen PersonalerInnen kein Anschreiben mehr?
Personaler wollen kein Anschreiben mehr, weil:
- Hürden abgebaut werden sollen,
- der Lebenslauf wiederholt wird,
- 08/15-Anschreiben nicht aussagekräftig sind,
- der Job keine „Redaktionsposition“ ist,
- es BewerberInnen abschreckt.
Liebe BewerberInnen, wenn der Lebenslauf nicht genau auf die Stelle passt, Sie aber richtig Lust auf diesen Job haben, dann schreiben Sie das!
Anschreiben: Vorbereitung ist alles
Bevor Sie sich an das Anschreiben setzen: Gehen Sie zunächst einen Schritt zurück. Vorbereitung ist aus meiner Sicht so wichtig und wird ganz häufig unterschätzt! Endlich ist die letzte Arbeit geschrieben, die letzten sind Prüfungen geschafft, jetzt geht das Wuseln los! Schnell muss eine Bewerbung her, wie geht das doch gleich? STOPP!
Bitte, halten Sie kurz inne bei einem Tee oder Kaffee. Machen Sie sich Gedanken zu folgenden Fragen:
- Was will ICH eigentlich?
- Was kann ICH bzw. was habe ich bereits alles im Leben gelernt?
Notieren Sie sich Ihre Gedanken. Je mehr Sie hier über sich „herausfinden“ und festhalten, desto besser sind Sie bereits auf das Vorstellungsgespräch vorbereitet. Schließlich heißt es ja BeWERBUNG. Dazu sollten Sie wissen, was Sie bewerben!
Viele StudentInnen haben das Gefühl: „Naja ich hab ja noch gar nicht so viel gemacht und das ist alles nicht der Rede wert.“
Mein Tipp: Fragen Sie wertschätzende Freunde und Bekannte: „Mit welchen Themen würdest du immer zu mir kommen, was kann ich besonders gut?“ Nicht einfach, aber sehr hilfreich! Sie werden überrascht sein! Bisher habe ich nur positive Ergebnisse gehört. Auf meinem Blog finden Sie eine Checkliste, die Sie dazu nutzen können. (Selbstbild/Fremdbild) *
Anschreiben: Tipps für die individuelle Ansprache
Das Anschreiben bringt viele zur Verzweiflung. Formulieren Sie Ihr Bewerbungsschreiben individuell und zielgerichtet!
Einstieg
Der Einstieg in das Anschreiben fällt den meisten meiner CoaÂchees am schwersten.
Wichtig: Bitte beginnen Sie nicht den ersten Satz mit „Hiermit bewerbe ich mich um…“, sondern nutzen Sie einen aktuellen Anlass oder individuelle Kompetenz und Erfahrung als Aufhänger für den Einstieg.
Zum Beispiel: „Nach dem Artikel in … über Ihr Unternehmen, wusste ich, hier will ich arbeiten. Ich kann Sie besonders gut in dem Gebiet … unterstützen, das Sie dort beschrieben haben.“ (Warum folgt!)
Oder: „Beim Tag der offenen Tür habe ich Ihr Unternehmen kennengelernt und möchte bei Ihnen als … tätig werden, da ich besonders meine Kenntnisse… bei Ihnen gut einsetzen kann... und Sie hiervon profitieren können.“ (Erklärung folgt!)
Oder: „In dem Interview des CEOs habe ich gelesen/gehört...“ Oder auf ein neues Produkt eingehen etc.. „Auf der Karrieremesse habe ich Frau/Herrn ... kennengelernt, dadurch habe ich noch stärkeres Interesse, Sie in dem Bereich … zu unterstützen.“
Seien Sie individuell und gut vorbereitet. Werden Sie konkret und belassen Sie es nicht bei Floskeln.**
Hauptteil
Hier stellen Sie Ihre Kompetenzen dar, ohne den Lebenslauf noch einmal zu wiederholen. Heben Sie hervor, was das Unternehmen davon hat, dass es Sie einstellt. Schreiben Sie Beispiele, woran man die Kompetenzen festmachen kann, z. B. Fußballverein als Beleg für die Teamfähigkeit etc.
•   Be-WERBUNG, womit können Sie für sich werben?
•   Warum sollte ich Sie als Unternehmer einstellen?
•   Was bieten Sie dem Unternehmen? Geben Sie Beispiele!
•   Welche Projekte haben Sie in Ihrer Tätigkeit bereits umgesetzt, angestoßen oder erfolgreich abgewickelt, die dem Ansprechpartner zeigen, ja, genau diese Qualifikation suche ich.
Schluss
Am Ende des Bewerbungsschreibens teilen Sie Ihren frühestmöglichen Einstiegstermin mit. Vielleicht möchten Sie ein kurzes Praktikum anbieten, während Sie auf die letzten Prüfungsergebnisse warten. Außerdem geben Sie hier Ihre Gehaltsvorstellungen als Jahresgehalt (p.a.) an, wenn diese gefragt sind.
Zum Abschluss weisen Sie darauf hin, dass Sie für ein Vorstellungsgespräch zur Verfügung stehen. Formulieren Sie auch hier die Sätze aktiv, ohne Konjunktiv. Kein „ich würde mich freuen“, sondern: „Ich freue mich auf ein Gespräch mit Ihnen.“
Weitere wertvolle Tipps für das perfekte Anschreiben
Speichern Sie Ihre Bewerbung IMMER als PDF. Auf diese Weise bleibt die Formatierung erhalten. Falls Sie ein spezielles Design nutzen, kann es so nicht „zerschossen werden“. Achten Sie auf die Größe der Datei.
Selbstverständlich, aber dennoch erwähnenswert: Ihr Anschreiben sollte fehlerfrei sein! Lassen Sie andere Personen im Zweifel lieber noch einmal drüberlesen. Noch peinlicher als Rechtschreibfehler sind falsche Namen oder Firmenbezeichnungen, die durch unachtsames Copy & Paste entstehen. Mit solchen Fehlern haben Sie jegliche Chance schon im Ansatz verspielt. Sie glauben nicht, wie oft ich das schon gesehen habe!
Bleiben Sie bei einer einfach lesbaren Schriftart und -größe.
Im Marketing einer Agentur sollten Sie sicherlich kreativer sein, als bei einer klassischen Bewerbung für eine Bank. Auf www.canva.com finden Sie unglaublich viele kostenfreie VorÂlagen, die Sie nutzen und anpassen können, sowohl für den ÂLebenslauf, als auch für ein Anschreiben.
Und nicht zu vergessen, die Unternehmen suchen wirklich gute BewerberInnen. Der Markt hat sich verändert und es geht darum, dass SIE den RICHTIGEN Job für sich finden und nicht mit irgendeinem starten.
Dabei wünsche ich Ihnen viel Erfolg. Schreiben Sie mir gerne, was Ihnen besonders weitergeholfen hat oder wo Sie weitere Fragen haben.
* Link: https://www.herrmann-hurtzig.de/selbstbild-fremdbild/
** [Podcast: Bewerbung und Karriere; Episode „Der erste Satz“] https://www.herrmann-hurtzig.de/der-erste-satz/