Nach dem Studium: Gründen oder Job suchen?

Mit dem Studium endet ein wichtiger Lebensabschnitt. Welcher Schritt als Nächstes kommt, bestimmt, wie Dein Leben in den nächsten Jahren, vielleicht Jahrzehnten aussehen wird. Eine Entscheidungshilfe.

 

Ganz klar. Mit der Wahl und dem Abschluss Deines Studiums hast Du einen Teil Deiner beruflichen Weichen bereits ­gestellt. Um zu entscheiden, wie es weitergeht, solltest Du Dir jetzt überlegen, was deine mittel- und langfristigen Ziele sind. So weit kannst Du nicht denken? Du musst vor allem kurzfristig denken, und Geld verdienen, um die Miete zu bezahlen?

 

Das ist verständlich. Nimm Dir trotzdem die Zeit, Deine Ziele und Träume ganz konkret zu überdenken. Damit vermeidest Du vielleicht eine Sinnkrise in zehn Jahren, wenn Dir plötzlich auffällt, dass Du nicht das Leben lebst, das Du ­leben möchtest.

Was ist Dein Ziel?

Du möchtest AbteilungsleiterIn bei XY sein? Du willst ein Start-up gründen und dann gewinnbringend verkaufen? Du möchtest Dein eigenes Modelabel gründen? Du möchtest in fünf Jahren Kinder und maximal Teilzeit arbeiten?

 

Egal, welches Ziel Du hast, es ist Dein Ziel und damit gut und legitim. Schaue Dir völlig bewertungsfrei an, was DU wirklich im Leben möchtest, und überlege dann, welche Schritte Du gehen musst, um dieses Ziel zu erreichen. Und diese Ziele dürfen natürlich davon abweichen, was Dein Umfeld von Dir wünscht oder erwartet.

Stelle Dir folgende Fragen:

• Welche Fähigkeiten brauche ich, um dieses Ziel zu erreichen?
• Welche Karriereschritte muss ich gehen, um dieses Ziel zu erreichen?
• Wie kann ich mich auf dem Weg persönlich und beruflich noch weiter­entwickeln?
• Was bringt mich meinem Ziel näher: Selbstständigkeit oder Festanstellung?

Du kennst Deine Vision noch nicht

Es ist völlig in Ordnung, wenn Du nach dem Studium noch keine Vision, keinen Plan für Dein Berufsleben hast. Oft merkst Du erst, was Du willst und was Du nicht willst, wenn Du es ausprobiert hast. Eine Vision entwickelt sich im Tun. Oft ist nur die Vorstellung an eine bestimmte ­Sache sehr verlockend, wenn sie doch dann faktisch gelebt wird, kann sie schnell ernüchternd sein.

 

Das gilt auch für die Wahl der Branche. Vor allem wenn Du ein geisteswissenschaftliches Fach studiert hast, ist der Karriereweg meist nicht so klar und eindeutig vorgezeichnet wie etwa bei Juristen oder Medizinern. Deshalb ist es völlig ok, Dich auszuprobieren und dabei festzustellen, was Dir mehr und was Dir ­weniger Freude bereitet. Der Freude zu folgen ist für Deine Vision einer der wichtigsten Schritte. Allzu oft sind wir getrieben von harten Fakten, handeln eventuell gegen unser Bauch­gefühl oder meinen, etwas tun zu müssen. Richtig gut, richtig erfüllt und richtig auf Hochtouren kommst Du am besten, wenn Dir das, was Du machst, vor allen Dingen sehr viel Spaß bereitet, Dich erfüllt und Deine Lebens­vision ausfüllt.

 

Um mehr Zugang dazu zu erhalten, kannst Du Dir ein Visionsboard oder ein Visionbook basteln. Hier kannst Du Deiner Fantasie freien Lauf lassen und alles einfügen, was sich für Dich gut anfühlt.

 

Das schicke Office im Tower, das kreativ-freie Leben als KünstlerIn, das Entrepreneur-Life und die dazugehörigen Snippets aus Maga­zinen oder dem Internet.

 

Lass Dich inspirieren. Wenn alles möglich ist, wie möchtest Du leben?

Welcher Persönlichkeitstyp bist Du?

Wenn Du überlegst, ob Du selbstständig sein, ein Unternehmen gründen oder angestellt sein willst, lohnt es sich, einen ehrlichen Blick auf Deine Persönlichkeit zu werfen. Denn egal wie gut ausgebildet Du bist oder wie gut Deine Ideen sind – Unternehmerpersönlichkeiten unterscheiden sich stark von Menschen, die lieber als Angestellte arbeiten.

 

Für eine erste Einschätzung eignet sich der Myers-Briggs (MBTI) Persön­lichkeitstest. Er kann unter www.16per­sonalities.com kostenfrei auf Englisch ­gemacht werden und wird auch im Recruitment und bei der Zusammenstellung von Teams genutzt.

 

Da der Test anhand Deiner Aussagen bewertet wird, kannst Du ihn ruhig in ­regelmäßigen Abständen wiederholen. Menschen entwickeln sich – und das ist gut so!

 

Fakt ist: Als Selbstständiger und Unternehmer kommt es auf Dich als Persönlichkeit an. Dein „Entreprenurship-Mindset“ ist der Schlüssel zum Erfolg und macht den Unterschied. Der Satz von Henry Ford: „Es gibt mehr Leute, die ­kapitulieren, als solche, die scheitern“, fasst die Essenz des Unternehmertums zusammen.

 

Schaffst Du es, Deine unternehme­rische Vision zu verankern, Dir Ziele zu setzen und immer dran zu bleiben? Egal was kommt? Bist Du bereit, Dich und Deine Business-Skills regelmäßig weiterzuentwickeln? Denk am besten mal an Dein Studium zurück. War klar, dass Du es zu Ende bringst, egal wie? Oder hattest Du immer wieder Lust, alles hinzuschmeißen?

 

Ein ehrlicher Blick auf Deine Vergangenheit kann Dir zeigen, wie Du mit Herausforderungen umgehst. Fakt ist: Egal, wo Du jetzt stehst, wenn Du bereit bist, Dich immer weiterzuentwickeln kannst Du auch ungünstige Erfolgseigenschaften durch positive ersetzen. Im Studium hast Du schon einige davon gelernt, die Dir für immer helfen werden – egal ob angestellt oder selbstständig.

Fragen zur Selbstreflexion:

• Aus welchem primären Grund möchtest Du Dich für die Selbstständigkeit oder eine Anstellung entscheiden?
• Wie soll Dein Leben aussehen?
• Welche Rolle spielen für Dich Fami­lienplanungen, Reisen und andere soziale Aspekte?
• Hast Du Dir schon ein Visionboard für Deine Zukunft angelegt?
• Welche Stationen Deines Lebens haben Dich bisher gut auf eine eventuelle Selbstständigkeit vorbereitet?
• Wie gut kennst Du Dich mit den Pros und Kontras beider Varianten aus? (Stichwort: Finanzen, Krankenversicherung, Steuer)
• Wie bist Du in der Vergangenheit mit Rückschlägen umgegangen?
• Wie innovativ und schnell folgst Du Deinen Ideen?

Von Jackie Sharon Tamblyn