Storytelling –
wenn man im Bewerbungsgespräch
gebeten wird, etwas über sich
zu erzählen
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Das Vorstellungsgespräch ist der alles entscheidende Schritt im Bewerbungsprozess. Hier lernen sich beide Seiten persönlich kennen und können sich ein sehr konkretes Bild voneinander machen.
Der Bewerber wird in Bezug auf seine Qualifikation genau beobachtet und getestet: Ist der Bewerber für die Stelle genügend qualifiziert? Passt er in die Unternehmenskultur und in das Team? Welchen Mehrwert kann er dem Unternehmen bringen? Der Kandidat ist somit an allen Fronten gefordert, Interesse für sich zu generieren und seine Gesprächspartner von seiner Eignung zu überzeugen.
Im Bewerbungsgespräch können dem Bewerber eine Vielzahl von Fragen gestellt werden. Leider kann man nicht mit absoluter Gewissheit sagen, welche Fragen gestellt werden. Es gibt jedoch einen Part, der Bestandteil eines jeden Jobinterviews ist. Er wird von den Interviewern unterschiedlich „verpackt“ und meistens so eingeleitet: „Erzählen Sie uns doch bitte etwas über sich“ oder „Wir sind sehr neugierig auf Sie und wollen Sie natürlich jetzt noch besser kennenlernen. Es wäre toll, wenn Sie sich noch einmal kurz vorstellen könnten!“ Das ist die Aufforderung zur Selbstpräsentation, dem Herzstück im Bewerbungsgespräch. Das ist der erste große „Auftritt“ im Interview, der sitzen muss. Denn hier gilt: der erste Eindruck zählt und wer hier Interesse erzeugen kann, der hat die halbe Miete schon gewonnen!
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Wie gestalte ich nun meine Selbstpräsentation, um die Chance, gleich zu Beginn des Gesprächs zu überzeugen, wahrzunehmen? Für jede Präsentation gelten generell vier Qualitätskriterien, um Zuhörer gewinnen und überzeugen zu können. Eine Präsentation gilt als überzeugend und gewinnend, wenn sie strukturiert, kurz, prägnant, einfach und anschaulich ist. In vielen Präsentationskursen wird auf die eher technischen „Hard facts“ eingegangen: Es wird betont, wie wichtig eine Struktur für die Präsentation ist und eine einfache, prägnante Vortragsweise trainiert. Die Anschaulichkeit wird leider oft vernachlässigt, doch sie ist das i-Tüpfelchen, das Sahnehäubchen, das die Spreu vom Weizen, den exzellenten vom guten Präsentator unterscheidet. Trägt jemand anschaulich und anregend vor, dann generiert er beim Publikum wahres, echtes Interesse. Dann horchen die Zuhörer auf, dann sind sie dabei, gehen mit und sind vom Redner und seinen Inhalten fasziniert.
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Wie kann ich es also als Bewerber schaffen, mich in meiner Selbstpräsentation anschaulich und anregend darzustellen? Es gibt eine einfache Technik, die seit einiger Zeit in vielen Medien diskutiert und in Büchern beschrieben wird. Storytelling ist heute in aller Munde und gleichzeitig so alt wie unsere Menschheit. Denn Geschichten erzählen wir uns seit jeher - seit wir in Höhlen gelebt und uns die Abenteuer erzählt haben, die wir draußen in der Wildnis erlebt haben. Geschichten wirken immer und überall in unserem Leben. Unsere Mütter und Väter erzählten uns Geschichten, wenn sie uns ins Bett gebracht haben. Wir erzählen uns unter Freunden und Kollegen Geschichten, um Aufmerksamkeit zu generieren oder zu beeindrucken. Geschichten wirken, denn sie sind meistens spannend und sprechen unsere Gefühle an. Daher sollten wir uns diese Technik auf alle Fälle auch im Bewerbungsprozess zu Nutze machen.
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Die Geschichten, die ein Bewerber in seine Selbstpräsentation einbauen sollte, sollten wohl überlegt und klug ausgewählt sein. Smart ist der Bewerber, der Geschichten über sich erzählt, die genau die Kompetenzen belegen, die für die Stelle relevant sind. Es geht also im Kern darum, die eigenen Kompetenzen mit konkreten Erfahrungen zu verbinden, die relevant für das Unternehmen und die Stelle sind, auf die man sich beworben hat. Dafür sollte man sich das Anforderungsprofil der Stelle genau anschauen und strukturiert für jede der geforderten Kompetenzen eine Erfahrung bzw. Geschichte „matchen“.
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Unternehmen agieren auf Basis von Zahlen und Daten und bewerten ihr Tun, aber auch ihre Mitarbeiter auf der Grundlage von konkreten Ergebnissen. Diesbezüglich ist es ratsam, die gleiche Denk- und Darstellungsweise für die eigenen Geschichten in der Selbstdarstellung anzunehmen. Besonders überzeugend und wertvoll sind daher praxisbezogene Geschichten, die man mit konkreten Zahlen und Daten versehen kann. Diese bringen Gewicht in eine Geschichte und steigern die Überzeugungskraft noch weiter. Zum Beispiel kann man die Geschichte eines Projektes erzählen, mit dem man den Prozess im Einkauf optimiert hat, um Angebote bei Lieferanten einzuholen und damit eine bestimmte Zeitersparnis für alle Einkäufer bewirkt hat. Grundsätzlich sollte man im Bewerbungsprozess natürlich positive Geschichten erzählen, am besten Erfolgsgeschichten, die einen klaren Eindruck vom eigenen Mehrwert vermitteln.
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Jede gute Geschichte lebt von einem Spannungsbogen. Er baut auf einem Helden auf, der sich an einem bestimmten Punkt beweisen muss. Der Held steht oft kurz vor dem Scheitern, bevor er ähnlich wie Phönix aus der Asche aufsteigend die Lösung für sein Problem findet. Als Bewerber sollte man also in seinen Geschichten ebenfalls Spannung aufbauen, ohne zu übertreiben oder zu dramatisch zu werden. Den Zuhörern sollte klarwerden, welche Eigenschaften den Kandidaten auszeichnen bzw. ihn befähigen, ein komplexes Problem zu lösen. Dies wird im Unternehmensalltag ebenfalls gefordert sein. Gleichzeitig ist es natürlich wichtig, keine zu langen Geschichten zu erzählen, um nicht in einen Monolog zu verfallen und damit beim Zuhörer das Gegenteil, nämlich Langeweile, zu bewirken.
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Die besten Geschichten sind generell die, die echt und authentisch sind. Kontraproduktiv sind übertriebene und unechte Geschichten. Personalverantwortliche können sehr gut echte von falschen oder aufgesetzten Geschichten unterscheiden. Haben Sie also Mut zum Darstellen der eigenen, positiven Geschichten! Diese können durchaus auch aus dem privaten Bereich kommen, wenn wenig praktische Berufserfahrung vorhanden ist. Wichtig ist, dass sie positiv sind. Damit legt man auf alle Fälle die Basis für den Erfolg in der Bewerbung!