
Die Welt ist aktuell im Umbruch. Täglich erfahren wir durch die Medien, was sich gerade alles Schlimmes tut und wie viel nicht funktioniert, auch in Deutschland. Die Corona-Krise scheint überstanden, aber viele neue Themen beeinflussen unser Leben und auch die Arbeitswelt. Der Krieg in der Ukraine, die Energiekrise, die Inflation, die Erderwärmung, die Zerstörung unserer Natur und die Lieferschwierigkeiten von Unternehmen sind nur ein paar Beispiele.
Viele weitere Konflikte und Veränderungen beschäftigen uns und beeinflussen natürlich auch die Jobmöglichkeiten von Bewerber*innen. Gerade junge Leute, Studierende und Hochschulabsolvent*innen machen sich viele Gedanken und haben Ängste bezüglich ihrer Zukunft.
Der Arbeitsmarkt ist trotz all der Themen, die unser Leben definitiv beeinflussen, richtig gut und sucht qualifizierte Menschen. Wer sein Studium beendet, sollte sich daher nicht zu große Sorgen machen, einen guten und spannenden Job zu bekommen. Der akute Personalmangel an Spezialisten und gut ausgebildeten Menschen bietet viele Chancen für junge und motivierte Leute. Wer auf Jobsuche ist, sucht meist ausschließlich in Jobsuchmaschinen nach ausgeschriebenen Stellen. Dies ist der bekannteste und übliche Weg, wenn auch nicht der einzig zielführende. Es gibt auch noch viele andere gut geeignete Bewerbungskanäle, auf die ich später noch eingehen möchte.
Bei der Entscheidung, ob wir uns bewerben dürfen, prüfen wir natürlich erst einmal die Anforderungsprofile, auch Soll-Profile genannt, der zu besetzenden Stellen. Viele von uns sind in dieser Analyse bezüglich der eigenen Eignung sehr kritisch und selektiv. Klar, eine gewisse Eignung und ein gutes „Matching“ zwischen dem eigenen Profil und dem Anforderungsprofil sollten auf jeden Fall vorhanden sein, aber wir sollten uns auch „austesten“ und mutig ans Bewerben herangehen. Wer sich von den vielen Punkten, die ein Arbeitgeber (angeblich) sucht bzw. braucht und in der Stellenanzeige nennt, zu sehr einschüchtern lässt, traut sich fast nirgends zu bewerben.
Es ist von großer Bedeutung, sich als Kandidat*in Gedanken zu machen, ob die Stelle zu einem selbst passt, diese einen wirklich interessiert und die Aufgaben erfolgreich bewältigt werden können. Trotzdem haben wir immer das Recht, uns zu bewerben und einen Versuch zu starten. Neben einer guten Eignung spielen auch andere Dinge eine wichtige Rolle: der richtige Zeitpunkt, die Qualität der Bewerbungsunterlagen und der Faktor Glück. Wenn wir selbst der anderen Seite zeigen können, warum wir so heiß auf den Job sind, warum wir uns konkret bei diesem Arbeitgeber bewerben und was uns antreibt, können wir sicher punkten und einen ersten guten Eindruck hinterlassen.
Wer geschickt und frech ist, wird auch erfolgreich sein. Mut und Selbstvertrauen sind zwei sehr wichtige Aspekte und Erfolgsfaktoren im Bewerbungsprozess. Es geht darum, die andere Seite neugierig zu machen und dazu zu bewegen, eine Einladung zum Vorstellungsgespräch auszusprechen. Unser Ziel sollte es daher sein, den Fokus in der Bewerbung immer auf die eigene Motivation und den Bewerbungsgrund zu legen. Der potenzielle Arbeitgeber möchte wissen, warum wir uns bewerben, welchen Mehrwert wir leisten können und warum wir uns die Aufgabe zutrauen. Daher ist ein Motivationsschreiben eine gute Chance, dafür die richtigen Argumente zu liefern.
Es geht immer um die USPs (Unique Selling Points), also die Kernkompetenzen, die wir offensiv ins Spiel bringen müssen. Der passende Mix aus bisherigem Werdegang, fachlichen und persönlichen Skills, wird ausschlaggebend dafür sein, ob die andere Seite Interesse an uns bekommt und uns kennenlernen möchte. Diese Fähigkeiten können als Kurzprofil auf dem Deckblatt des Lebenslaufs gepostet und so offensiv betont werden.
Wer nicht alle Fähigkeiten und Erfahrungen, die gefordert sind, mitbringt, muss andere Argumente nennen. Dies gilt insbesondere dann, wenn wir nicht alle Hard Skills haben, die sich die andere Seite wünscht. Wir haben dann die Chance, das Augenmerk mehr auf die Soft Skills, also die Arbeits- und Denkweise, zu legen. Gute Beispiele hierfür sind Ehrgeiz, Zielorientierung, Lernbereitschaft, Eigeninitiative, Selbstvertrauen und eine schnelle Auffassungsgabe. Diese Fähigkeiten werden dabei helfen, sich schnell einzuarbeiten und so zügig in die neue Aufgabe hineinzuwachsen.<br>
Falls wir denken, dass die bisherige Berufserfahrung nicht ausreicht oder in einem komplett anderen Bereich gesammelt wurde, müssen wir andere Themen in die Waagschale werfen. Praktika, Werkstudententätigkeiten, Hiwi-Jobs, Ferien- und Nebenjobs gehören hier ebenso dazu wie Auslandsaufenthalte, Sprachkurse und ehrenamtliche Engagements, bei denen wir uns definitiv weiterentwickelt haben und als Persönlichkeiten gereift sind. Diese Erfahrungen können so fehlende Erfahrungen ausgleichen bzw. als andere oder ähnliche, aber relevante Erfahrungen genannt werden. So kommen wir evtl. dann doch auf zwei Jahre Erfahrung. Wir sind selbst gefragt, die richtigen Botschaften zu finden und das passende „Matching“ zu erzeugen.
Wer in etwa 60 bis 70 % dessen, was gefordert ist, erfüllen kann bzw. mitbringt, darf den Mut aufbringen, sich zu bewerben. Wir müssen zudem aktiv betonen, dass wir selbst zu 100 % davon überzeugt sind, den Job erfolgreich ausüben zu können. Dann wird das Unternehmen immer noch prüfen, ob es noch bessere Kandidat*innen aus deren Sicht gibt, aber wir sind auf jeden Fall Bewerber*innen, die sich selbst als geeignet erachten und anpacken möchten. Wir wollen es der anderen Seite beweisen.<br>
Heutzutage ist es auch ratsam, nicht nur Bewerbungen auf ausgeschriebene Jobs zu schicken, sondern auch andere Wege zu nutzen. Initiativbewerbungen werden aus meiner Sicht komplett unterschätzt. Sie sind ähnlich erfolgreich wie Reaktivbewerbungen, vor allem, weil wir deutlich weniger Konkurrenz haben, den eigenen Drive besser zeigen können und selbstbewusst aktiv werden. Das schätzt ein zukünftiger Arbeitgeber.
Auch die Social-Media-Kanäle (v.a. LinkedIn und Xing) sind Portale, die uns für die Jobsuche und den Bewerbungsprozess nutzen werden. Ein aussagekräftiges eigenes Profil mit den passenden Key Words ist ein guter „Teaser“, um andere auf sich aufmerksam zu machen. Karriere- bzw. Jobmessen, Personalvermittler und ein gutes persönliches Netzwerk sind ebenfalls Möglichkeiten, um einen Zugang zum Arbeitsmarkt zu bekommen.
Wer frech ist, Selbstvertrauen hat und den ersten Schritt von sich aus geht, wird auch ohne das perfekte Profil und das 100%-Matching schnell den passenden Job bekommen. Nur Mut!