
Der Mund ist trocken, der Schweiß fließt, die Atmung ist gepresst. Im Kopf kreisen tausend Gedanken – aber kein einziger ist klar. Lampenfieber-Momente kennen wir alle, da können Expertise und Erfahrung noch so groß sein. Wir brauchen diesen Extra-Kick Adrenalin sogar, um unsere beste Leistung zu bringen. Negativ wird es dann, wenn VersagensÂängste, thematische Unsicherheit oder mangelnde Vorbereitung der Grund für die Nervosität sind. In jedem Fall hilft: Singen.
Ich nenne den Stress, der uns vor einem Vorstellungsgespräch oder einer Prüfung den Schweiß auf die Stirn treibt, die Lampenfieber-Welle. Bühnenprofis wissen die Welle zu reiten, und zwar deshalb, weil sie den selbstsicheren Auftritt in exponierten Momenten schon während ihrer Ausbildung und danach in jeder Probenphase trainieren. Sie hören nie auf zu üben.
Du denkst: Alles Unsinn, man muss dafür geboren sein, vorne zu stehen und selbstsicher aufzutreten? Mit diesem Irrglauben bist Du nicht allein, er ist vor allem in der Businesswelt weit verbreitet. Aber die Überzeugungskraft Deiner Selbstpräsentation hängt nicht davon ab, ob Du zum extro- oder zum introvertierten Typ gehörst, sondern von Deiner inhaltlichen und persönlichen Vorbereitung.
Für diese Vorbereitung gibt es ein natürliches Wundermittel: Singen. Singen ist eine Urkraft. Wenn wir singen, lösen wir innere Anspannungen. Unsere Atmung wird freier und tiefer, der Atem kann frei fließen. Nach dem Singen ist die Stimme klangvoller und souveräner. Wir klingen und wirken beim Sprechen nicht mehr nervös.
Probiere es aus: Wenn Du nervös bist, such Dir einen positiven und ruhigen Song aus. Stell Dich aufrecht hin und sing mit weit geöffnetem Mund. Lass Dich in die Musik fallen und genieß das weite und ruhige Gefühl, das sich in Dir ausbreitet. Konzentriere Dich nur auf das Lied und Dein Körpergefühl. Durch den Fokus auf die Körperwahrnehmung lässt Du stressige und nervöse Gedanken los.
Die in vielfacher Hinsicht positive Wirkung von Gesang, die sich sogar beim Online-Singen entfaltet, habe ich gemeinsam mit Professor Dr. Thomas Schäfer von der MSB Medical School Berlin – Hochschule für Gesundheit und Medizin in einer wissenschaftlichen Studie nachgewiesen1.
Nicht nur das Stressempfinden lässt nach: Singen wir ein Lied, hebt sich generell unsere Stimmung. Ob wir die Töne treffen oder die Melodie halten können, spielt dabei nicht die geringste Rolle. In jedem Fall wird das Nervensystem stimuliert. Nach dem Singen fühlen wir uns wacher, zufriedener und aktiver. Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit werden stärker. Auch das hat die Studie belegt. Singen hilft dabei, an die eigenen Fähigkeiten zu glauben und innere Zweifel und Ängste zu überwinden.
Ob online oder offline kann Singen als Vorbereitung für das Vorstellungsgespräch, die Gehaltsverhandlung oder die schwierige Prüfung eine schnell wirksame und effektive Methode sein, um in der Vorbereitungsphase die eigene Persönlichkeit und die Selbstwirksamkeit zu stärken.   n