Karrieretipps > Kommunikation > Vier gewinnt

Ein Karrieretipp von René Borbonus, Lesedauer: ca. 4 Minuten

Vier gewinnt

Vier gewinnt      

Was Hip-Hop und Vorträge erfolgreich macht

 

Thomas D ist mit und ohne die Fantastischen Vier seit über 25 Jahren eine der schillerndsten Musiker-Persönlichkeiten des Landes. Dass er auch ein mitreißender Redner ist, darf eigentlich niemanden überraschen: Schon immer wusste der Ausnahmekünstler aus Ditzingen seine Stimme auch über die Musik hinaus zu nutzen. Seit langem setzt er sich u. a. für Umweltthemen, einen nachhaltigen Lebensstil, benachteiligte Kinder und gegen Rassismus ein.

 

Entsprechend freute ich mich darauf, ihn bei einer gemeinsamen Veranstaltung über seinen Werdegang sprechen zu hören. Womit ich allerdings nicht gerechnet hatte: Nach dem Vortrag war ich nicht nur um viele Geschichten aus einem spannenden Lebenswerk reicher, sondern auch um einige Erkenntnisse. Vorhang auf für vier Prinzipien wirkungsvoller Vorträge – frei nach Thomas D.

 

1. Authentizität: Gehört wird, wer sich nicht verbiegt

Die Fantastischen Vier entstehen, so wie viele gute Ideen und Erfolgsgeschichten, aus einer persönlichen Leidenschaft heraus. Die vier Bandmitglieder sind zu Beginn der 90er Jahre ganz einfach Hip-Hop-Fans – noch bevor diese Musikrichtung in Deutschland überhaupt ein echtes Thema ist. Nur einige Insider beschäftigen sich damals ernsthaft mit Hip-Hop – und es gibt ihn nur auf Englisch. So versuchen sich auch die Fanta 4 zunächst in der Ursprungssprache des Stils.

 

Bei einer Session mit amerikanischen Kollegen lernen die jungen Enthusiasten jedoch schnell, was Fremdschämen bedeutet. So besinnen sie sich an Ort und Stelle ganz einfach auf ihre Stärke. Mitten in der Session wechseln sie kurzerhand die Sprache. Daraufhin wechselt auch die Reaktion der Amerikaner von Fremdschämen zu Begeisterung: „Oh, that’s real!“ Die Geburt einer deutschen Musiklegende – auf der Basis von Authentizität.

 

Den Stil anderer zu kopieren und Trends hinterherzujagen führt in den seltensten Fällen zu nachhaltigem Erfolg. Die eigenen Ausdrucksmöglichkeiten zu nutzen und konsequent auszuspielen ist immer das bessere Rezept.

 

2. Begeisterung: Am besten wirkt, wer sich nicht um die Wirkung schert

Die ersten Konzerte der Fantastischen Vier sind gelinde gesagt experimentelle Veranstaltungen. „Wir waren ja keine richtige Band“, sagt der Frontmann: Einer rappt, einer scratcht, zwei zappeln. Aber die vier haben sichtlich Spaß dabei – und das bleibt auch dem Publikum nicht verborgen. So oder so ähnlich haben schon viele Erfolgsgeschichten begonnen: Begeisterung steckt an. Mit Freude bei der Sache zu sein ist wichtiger als krampfhaft in eine Schublade passen zu wollen.

 

Auch unter Experten, die Fachvorträge halten, wird die Publikumsanalyse oft überschätzt und die Redneranalyse unterschätzt. Wichtiger als alle Trends und Kategorien ist, dass sich die Begeisterung des Redners auf das Publikum überträgt. Wer Spaß an seinem Thema hat, wirkt immer.

 

3. Reduktion: Weniger wirkt mehr

Den Entstehungsprozess eines Erfolgs-Albums beschreibt Thomas D mit einer einfachen Formel: „Alles, was nicht hammergeil ist, kommt weg.“ Ein großartiger Merksatz auch für die Entwicklung eines guten Vortrags.

 

Bei der Vorbereitung ist es leicht, dem „Fluch der vielen Worte“ zu erliegen. Wir beschäftigen uns monate-, vielleicht jahrelang mit einem Thema – und haben dann viel zu sagen. Doch je mehr wir sagen, desto weniger wirkt die einzelne Aussage. Das Prinzip mag kontraintuitiv klingen, ist aber eines der wichtigsten Prinzipien der rhetorischen Wirkung: Mehr sagen heißt nicht mehr wirken. Weniger ist in der freien Rede fast immer mehr. Glauben Sie es einem, der seine Eloquenz freiwillig in Reime presst und für jede Botschaft nur drei Minuten hat.

 

4. Entwicklung: Wirkung hat ein Verfallsdatum

Routine wird bei Bühnenpersönlichkeiten oft als Qualitätsmerkmal betrachtet, doch sie hat auch ihre Tücken. Irgendwann, so Thomas D, kommt der Punkt, wo man keinen Bock mehr auf die eigenen Songs hat. Dann braucht man neue Songs, um sich selbst zu „kicken“, wie der Künstler es beschreibt.

 

Derselbe Mechanismus gilt auch für Experten, die regelmäßig über ihr Thema sprechen. Wer ein- und denselben Vortrag jahrelang unverändert abspult, spürt irgendwann die Nebenwirkungen von zu viel Routine. Mit der Begeisterung lässt auch die Spannung nach. Die Sprache setzt Patina an, die Vortragsweise wird nachlässig, die Emotionen verblassen. Das überträgt sich unweigerlich auf die Zuhörer. Deshalb ist es wichtig, Thesen auf Aktualität zu prüfen, Beispiele zu aktualisieren, Metaphern und Geschichten aufzufrischen, Neues einzufügen.

 

Wirkung hoch vier: Vortrags-Tipps frei nach Thomas D

Ob man mit Hip-Hop etwas anfangen kann oder nicht: Vom Bühnenprofi Thomas D können wir als Vortragende eine Menge lernen. Niemand kennt die Do’s und Don’ts der Wirkung vor Publikum besser als ein Megastar, der jahrzehntelang vor Millionen von Menschen unter höchstem Erwartungsdruck aufgetreten ist. Den hohen Anspruch ans eigene Tun merkt man auch dem Redner Thomas D an.

 

Viele der Geschichten, die er bei seinem Vortrag erzählt hat, haben mich an die großen Fragen und die großen Schmerzpunkte aller erinnert, die vor Menschen sprechen. An ihnen können sich selbst geübte Redner noch die Zähne ausbeißen.

 

Kommen Sie gut an!

Ihr René Borbonus

 

Hier noch einmal die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst:

  1. Authentizität Am besten wirken Vortragende, die ihren eigenen Stil entdeckt haben und sich auch im Ausdruck auf persönliche Stärken berufen.
  2. Begeisterung Emotionen übertragen sich dann am besten auf die Zuhörer, wenn sie echt sind – weil der Vortragende Freude an seinem Thema hat.
  3. Reduktion Bloß nicht zu viel sagen – je mehr Überflüssiges man weglässt, desto besser können die wirklich starken Inhalte wirken.
  4. Entwicklung Die beste Vorbeugung gegen den Verschleiß von Inhalten und Wirkungskraft besteht darin, das Thema stetig neu zu erfinden.


Kommunikation

Kommunikationstrainer und Buchautor Rene Borbonus und weitere Gastredakteure geben wertvolle Tipps rund um das Thema Kommunikation.

Weitere interessante Tipps zu diesem Thema

>
Julia Bach
Was ist eigentlich dieses Kom-pli-anze – und was hat es mit mir zu tun?
Schon mal von Compliance gehört? Rangiert für viele irgendwo zwischen Polizei und Miss Marple und ...
René Borbonus
Schneller nach oben
Gute Ideen überzeugend vermitteln mit dem Elevator PitchDer Elevator Pitch taugt zu viel mehr als z...
Claudia Kimich
Lets talk about money
Eure Fragen zum Thema Gehalstverhandlung hat campushunter an die Expertin Claudia Kimich gestellt.Ge...
René Borbonus
Zusammenfinden
Wie wir nach dem Corona-Trauma wieder ins Gespräch kommen Das Virus hat viel mehr in unserer G...
Petra Wagner
Was mich aufregen darf – bestimme ich!
Sonne, Strand, früher Morgen und wunderbare Luft. Mein kleiner Welpe ist bei mir und wir toben ausg...
Henryk Lüderitz
In drei Schritten zu mehr Empathie
Mit diesen drei Schritten wirst du sofort viel empathischerEmpathie und Einfühlungsvermögen haben ...
René Borbonus
Schweigen: die unterschätzte Gesprächs-Strategie
Was die „sprechende Medizin“ uns über gelingende Dialoge lehrtEines der hartnäckigsten Irrtüm...
Juliane Rosier
Introvertiert erfolgreich sein!
Nach Treffen mit vielen Menschen bist du meist erschöpft und vor einem oberflächlichen Small Talk ...
Isabel Garcia
Alles aussprechen, ohne Angst vor Streit
Wirkungsvoll in schwierige Gespräche startenCorona, Klimawandel, Gendersprache … es gibt viele Th...
Claudia Kimich
Was ‘ne Schweinerei!
Es war einmal vor langer langer Zeit an einem weit entfernten Ort hinter den Bergen umgeben von Wäl...
René Borbonus
Schrille Post
Wie Ihre Botschaften verfälscht werden und wie Sie das verhindern Jeder kennt den Stille-Post-...
Martina Haas
Feedback – Fluch oder Segen oder gar ein Auslaufmodell?
„Nichts ist leichter als Selbstbetrug, denn was ein Mensch wahr haben möchte, hält er auch für ...
Claudia Hupprich
Willkommen im Organisationszoo
Willkommen im OrganisationszooWie Du mit Meeting-Gorillas und Panik-Kaninchen am besten umgehst ...
René Borbonus
Bloß nicht verzocken!
Bloß nicht verzocken!Wie man sich auf wichtige Gespräche vorbereitet     ...
Martina Haas
Der König ist tot, es lebe der König!
Der König ist tot, es lebe der König!Vom Nutzen von Networking in Krisen Ihr könnt „Corona...
René Borbonus
Reden ist Verantwortung
Reden ist Verantwortung Wie man Menschen überzeugt, statt sie zu überreden Die freie Red...
René Borbonus
Ihre Stimme sagt so viel wie Ihre Worte!
Ihre Stimme sagt so viel wie Ihre Worte! Wie Sie dafür sorgen, dass Sie gut klingen Die V...
Martina Haas
Die E-Mail ist tot – Es lebe die E-Mail
Die E-Mail ist tot – Es lebe die E-Mail Es ist großartig: Wir leben in einem Zeitalter nahez...
René Borbonus
Fassen wir bloß nicht zusammen!
Fassen wir bloß nicht zusammen!Wie Ihr Referat bis zum Schluss spannend bleibt Jede Präsentat...
Isabel Garcia
Die Bessersprecher
Die BessersprecherAn allen Ecken und Enden werden wir belehrt, wie wir zu reden haben. Wer die Arme ...
Mona Wiezoreck
So schmeckt Kritik gut: Der Feedback-Burger
„Kannst du machen, ist halt kacke!“ So schmeckt Kritik gut: Der Feedback-Burger â€žKannst d...
René Borbonus
Wie Sie mit Storytelling Handlungsimpulse erzeugen
Mehr als überzeugenWie Sie mit Storytelling Handlungsimpulse erzeugen Manche Referate während...
A.S.I Wirtschaftsberatung AG
Reden kann doch jeder - oder etwa nicht?!
Reden kann doch jeder -oder etwa nicht?!Rhetorik als Schlüssel zu einer erfolgreichen Präsentation...
René Borbonus
Protest willkommen
                &nbs...
Martina Haas
Mit dem richtigen Networking zum Erfolg.
On- und offline gut vernetzt –Mit dem richtigen Networking zum Erfolg. Wir sind mittlerweile ...
René Borbonus
Powerpoint, dein Freund und Helfer
Powerpoint, dein Freund und HelferWie Sie Ihr Referat mit einer guten Präsentation aufwerten J...
Holger Ahrens
XING, LinkedIn und Co. sind nicht nur was für alte Säcke!
XING, LinkedIn und Co. sind nicht nur was für alte Säcke! Durch digitales Selbstmarketing frÃ...
René Borbonus
Kein Grund, nervös zu werden…
Nervosität– Kein Grund, nervös zu werden…Als Akademiker kennen Sie die Nervosität, die jeden ...
Petra Polk
Wie kommen Sie beim Networking leicht ins Gespräch
Wie kommen Sie beim Networking leicht ins Gespräch Eine Frage die mir sehr oft gestellt wird u...
René Borbonus
Die Kultur des Unwissens
Die Kultur des Unwissens– oder warum wir nicht jeden Mist teilen dürfen Das gesammelte Wisse...
René Borbonus
Gerade noch mal schiefgegangen
Gerade noch mal schiefgegangenWarum es sich lohnt, über Fehler zu reden Fehler haben auf dem Karrie...

Beruflicher Erfolg durch Körpersprache
Beruflicher Erfolg durch KörperspracheWenn Sie beruflich vorankommen wollen, sei es intern oder dur...
René Borbonus
Schreiben Sie doch, was Sie wollen!
Schreiben Sie doch, was Sie wollen!Warum Kommunikation in Echtzeit manchmal echt Zeit braucht. ...
Ute Blindert
Netzwerken während des Studiums – so geht’s!
 Netzwerken während des Studiums – so geht’s!Beim Thema „Netzwerken“ fragen sich siche...
René Borbonus
Fragensteller sind Weichensteller
Fragensteller sind Weichensteller„Wer nicht fragt, bleibt dumm“, diesen Spruch kennen wir alle s...
Viktorija Rakucha
3 x fragen lohnt sich!?
3 x fragen lohnt sich!?Beruflich und privat kommunizieren Sie viel, direkt „Face to Face“ und am...
Ute Blindert
LinkedIn – so erstellst du ein gutes Profil
LinkedIn – so erstellst du ein gutes ProfilWenn du dir die Frage stellst, welches Online-Business-...
René Borbonus
Mit konstruktiver Kritik Konflikte vermeiden
Mit konstruktiver Kritik Konflikte vermeidenDer Kollege, der nie pünktlich zum vereinbarten Termin ...
René Borbonus
Karrieremotor Respekt
Karrieremotor RespektSo schön die Studienzeit auch ist: Nach Jahren in überfüllten Hörsälen mö...
René Borbonus
Alles außer Schall und Rauch
Alles außer Schall und RauchWorte, die etwas sagen, werden auch gehört â€žBitte bleiben Sie n...
Milena Hardt
Voice Power
 Wir alle kennen Menschen, denen wir gerne zuhören und andere, bei denen wir unwillkürlich ab...
René Borbonus
„Hat jemand Notizen gemacht?“
„Hat jemand Notizen gemacht?“Wie Sie einen Blackout überwinden und für sich nutzen könnenEs g...
Ute Blindert
Netzwerken während des Studiums – bringt das was?
Netzwerken während des Studiums – bringt das was?Das Thema „Netzwerken“ macht seit einiger Ze...
Viktorija Rakucha
Schneller zum Erfolg oder Schritt für Schritt?
Schneller zum Erfolg oder Schritt für Schritt?Von der Körpertypologie eines Menschen: sehend vs fÃ...
Ulrike Heiß
Inbox Zero – das Geheimnis eines klaren Kopfes
Inbox Zero – das Geheimnis eines klaren Kopfes So arbeiten die E-Mail-Profis: Wer konsequent ...
René Borbonus
Mit konstruktiver Kritik Konflikte vermeiden
Mit konstruktiver Kritik Konflikte vermeidenDer Kollege, der nie pünktlich zum vereinbarten Termin ...
René Borbonus
Der erste Satz muss begeistern
RedeeinstiegDer erste Satz muss begeistern Der erste Satz in einer Rede entscheidet darüber, o...
René Borbonus
Der Pannen-Notfallkoffer
Der Pannen-Notfallkoffer Die schlechte Nachricht: Nach dem Gesetz von Murphy wird all das schie...
women&work
Guanxi – oder die Kunst, Kontakte zu knüpfen
Guanxi – oder die Kunst, Kontakte zu knüpfenSechs effektive Networking-TippsGuanxi ist das chines...
René Borbonus
Ratschläge für einen schlechten Kritiker
Ratschläge für einen schlechten KritikerWie Sie Ihre Mitmenschen vergraulen Wer braucht schon...
Viktorija Rakucha
Unsere Zunge kann lügen - unser Körper nicht.
Unsere Zunge kann lügen - unser Körper nicht Die Körpersprache wird aus dem Unbewussten des ...

Keine lange Leitung
Keine lange Leitung Um es kurz zu machen: das Telefon-Register für mehr Erfolg im Job. Klingel...
Lorenz-Seminare
Was unser Körper über uns verrät
Was unser Körper über uns verrätvon Karl Heinz LorenzWir geben uns viel Mühe, Sprachen zu erlern...
Karrierecoach München
Konflikte erfolgreich meistern!
Konfliktmanagement: Konflikte erfolgreich meistern! Häufig werden Konflikte als unangenehme St...
René Borbonus
Erfolgreich Fahrstuhl fahren
Erfolgreich Fahrstuhl fahren Geheimwaffe Elevator Pitch: In Sekundenschnelle überzeugend präs...
Thorsten Ohler
Die ultimative Präsentation
 Die ultimative Präsentation und was Lametta damit zu tun hat…„Ich will, dass die Präsent...
Deutsche Bildung
Lampenfieber
Lampenfieber: ein schrecklich mulmiges GefühlWer kennt das nicht? Heute müssen Sie ein Referat h...
René Borbonus
Killerfragen clever nutzen
Schwierige (Frage-)Typen und wie man ihnen begegnetIch werde oft gefragt, wie man schwierige Fragen ...
René Borbonus
Good news first?
Von der Kunst, schlechte Nachrichten angemessen zu vermitteln Die Zeiten, in denen Ãœberbringer...
René Borbonus
Mit einem Lächeln zum Erfolg
Warum es sich lohnt, ein freundlicher Mensch zu seinWann hat Freundlichkeit eigentlich einen derart ...