Fassen wir bloß nicht zusammen!
Wie Ihr Referat bis zum Schluss spannend bleibt
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Jede Präsentation findet irgendwann ein Ende – besser früher als später. Schade nur, wenn die Zuhörer das gar nicht merken und sich wundern, warum plötzlich das Licht wieder angeht. Leider passiert das sehr oft, denn gerade an diesem wichtigen Punkt kannst du als Vortragender einiges falsch machen.
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Jeder Studierende, der schon ein paar Referate gehört oder gehalten hat, kennt auch den anderen häufigen Effekt, zu beobachten vor allem in Seminaren, die zu späterer Stunde oder an Freitagen stattfinden: Kaum ist man bei der Zusammenfassung angelangt, ergreifen die ersten Kommilitonen auch schon die Flucht.
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Gerade bei längeren Fachvorträgen die Spannung bis zum Schluss zu halten, ist ein echtes Kunststück. Dabei geben wir in den letzten Minuten gerade die wichtigsten Informationen preis – die Essenz wochen- (oder mindestens tage-) langer Vorbereitung. Wer uns jetzt davonläuft, bekommt also das Wichtigste nicht mit. Und das ist für beide Seiten bedauerlich.
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Neben dem Einstieg ist der Schluss der wichtigste Moment einer Präsentation oder eines Vortrags. Hier entscheidet sich, was die Zuhörer mit nach Hause nehmen – oder eben nicht. Es gibt einige Tricks, um die Spannung bis zum Schluss zu halten und dafür zu sorgen, dass auch die wichtigsten Erkenntnisse oder die Zusammenfassung eines Referats noch die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen.Â
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Der Aufmerksamkeits-Killer Nr. 1
Der häufigste Fehler, den Vortragende gerade bei längeren Fachvorträgen machen, besteht darin, das Ende zu früh anzukündigen: „Bevor ich zum Schluss komme, möchte ich noch einmal zusammenfassen …“ Selbst erfahrene Professoren tappen nach Jahrzehnten manchmal noch immer in diese Falle. Wenn an dieser Stelle die Hälfte des Auditoriums zu den Jacken greift und die Smartphones wieder auf laut stellt, dürfen Sie sich nicht wundern. Sie haben ihnen praktisch eine Steilvorlage geliefert, nicht mehr zuzuhören: „Jetzt kommt nichts Wichtiges mehr, ihr habt’s fast überstanden.“
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Lösen Sie nie die Spannung auf, bevor Sie wirklich am Ende angelangt sind. Auf eine relativ redundante Zusammenfassung der Kernthesen zu verzichten, wie man es später im Business-Kontext durchaus tun kann, ist bei Referaten an der Uni oft keine Option – aber das heißt nicht, dass man den alten Fehler vieler Generationen von Studenten wiederholen und die Zusammenfassung als solche ankündigen muss.
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Aufmerksamkeitsfaktor InformationsdefizitÂ
Neben dem Verzicht auf Langeweile erzeugende Floskeln gibt es auch rhetorische Techniken, um sogar trockene Themen für die Zuhörenden interessanter zu machen. Eine wirkungsvolle Methode, um den Spannungsbogen bis zum Ende zu halten, ist das sogenannte „Informationsdefizit“.
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Der Hintergrund dieser Technik, die sogar in Hollywood-Filmen in anderer Form zur Anwendung kommt: Nichts wurmt uns mehr, als wenn wir etwas nicht wissen. Das ist wie die Möhre an der Angel, der das Pferd hinterherläuft. Hängen Sie Ihren Zuhörern die Möhre gleich zu Anfang Ihrer Präsentation gut sichtbar vor die Nase, nach dem Muster: „Ich habe in meinem Referat die zentrale prüfungsrelevante These zur Theorie XY versteckt. Ich verrate sie Euch später.“ Diesen Teaser können Sie im Laufe der Präsentation immer wieder aufwärmen – doch die Lösung selbst verraten Sie erst ganz zum Schluss.
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Ähnlich funktioniert die Methode der „unterbrochenen Geschichte“: Erzählen Sie zum Anfang des Vortrags eine spannende Geschichte, die die Zuhörer direkt ins Thema zieht und persönlich interessiert – zum Beispiel eine mit Bezug zum Studentenleben, die als Analogie für das Thema funktioniert. Bauen Sie dabei möglichst viel Spannung auf – brechen dann aber kurz vor der Auflösung ab und halten ganz entspannt weiter Ihr Referat. Erst am Ende verraten Sie, wie die Geschichte ausgeht.
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Noch Fragen?
Ein weit verbreiteter Fehler ist auch die Angewohnheit, dem Auditorium erst am Ende der Präsentation Zeit für Fragen zur Verfügung zu stellen. Viele Vortragende geben sich bis zum Schluss sehr viel Mühe mit ihrem Referat, legen einen perfekt runden Auftritt hin, und rufen dann in die Runde: „Gibt es noch Fragen?“
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Auch das ist so eine Angewohnheit, die viele Studenten einfach so übernehmen, weil sie es nicht anders kennen. Grundsätzlich ist natürlich auch nichts Falsches an einer Fragerunde zum Schluss. Es ist nur so: Damit überlassen Sie die Macht über den wichtigen letzten Eindruck (auch beim Dozenten, der das Referat bewertet) den Zuhörern. Und das kann nach hinten losgehen. Schließlich gibt es fast immer jemanden in der Seminargruppe, der alles besser weiß – oder mindestens gern besser wissen will.
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Deshalb ist es sinnvoll, zunächst eine kurze Fragerunde einzulegen und erst dann einen starken, gut vorbereiteten Schlusspunkt zu setzen.Â
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Die letzte Folie
Ein wichtiger Aspekt des Schlusses ist auch die visuelle Gestaltung der Schlussfolie. Was von einem Vortrag in Erinnerung bleibt, ist oft gleichbedeutend damit, was die Zuhörer auf ihrem Smartphone mit nach Hause nehmen – das ist später im Berufsleben übrigens nicht anders als in der Uni, wo die abfotografierten Folien oft sogar der Prüfungsvorbereitung dienen.
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Die letzte Folie der Bildschirmpräsentation ist diejenige, die von allen Folien eines Vortrags am häufigsten fotografiert wird. Deshalb macht es Sinn, hier gestalterisch alles zu geben – und auch inhaltlich einen prägnanten Schlusspunkt zu setzen. Dafür bieten sich folgende Gestaltungsmittel an:
- ein Zitat, das deine Kernthese pointiert aufgreift,
- eine Bildmetapher aus dem Vortrag, die den Zuhörern die daran geknüpften Thesen sofort wieder in Erinnerung ruft,
- oder die Kernthese selbst, auf einen prägnanten Satz reduziert.
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Verzichten sollten Sie dagegen auf eine Auflistung aller Bullet Points aus dem Vortrag in Schriftgröße 8, ambesten noch in Form einer Excel-Tabelle. Selbst wenn jemand diese Folie fotografiert – gern wieder anschauen möchte so etwas niemand. Auch hier gilt: Nur weil die Kommilitonen auf den Stoff angewiesen sind, muss er ja nicht langweilig daherkommen …Â
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Kommen Sie gut an!
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Ihr
René Borbonus