On- und offline gut vernetzt –
Mit dem richtigen Networking zum Erfolg.
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Wir sind mittlerweile permanent online – die „digital natives“ an den Schulen und Hochschulen ebenso wie die „digital immigrants“. Der Film „Kevin allein zu Hause“ könnte so nicht mehr gedreht werden, denn Kevin, den die Familie im Ferienaufbruchsstress zu Hause vergass, wäre – trotz Festnetzdefekt – dank iPhone, iPad und Co. nicht unerreichbar. Das Web bietet unzählige Chancen, sich zu vernetzen, denn Milliarden von Menschen sind nur einen Mouseclick entfernt. Viele davon vergeben Praktika oder Jobs oder können uns beruflich voranbringen.
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Doch wo Chancen sind, sind auch Risiken. Trotz der Angst vor fremdem Zugriff auf unsere Daten posten wir unser Privatleben sorglos in die Welt. Das bringt manchen um den Traumjob. Vergesst die Social-Media-Plattformen, wenn Ihr mit ihnen nicht professionell umgeht.
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Wenn Social Media, dann richtig
Die Online-Regeln, wie rasch zu antworten, regelmäßig zu posten, zu interagieren, sind klar. Doch was ist mit dem Bild, das ihr von Euch erzeugt, und dem Content, den ihr kreiert? Es ist großartig, dass wir mittels Smartphone tolle Momente mit Fotos und Videos über WhatsApp oder Facebook in Echtzeit teilen können. Doch nicht nur Freunde sehen uns im Web beim Feiern oder lesen womöglich grenzwertige Kommentare, sondern auch potentielle Arbeitgeber. Auch Euer Netzwerk ist im Web transparent. Beachtet, noch immer gilt: Sag mir, mit wem Du gehst, und ich sage Dir, wer Du bist. Macht Euch Euer Netzwerk attraktiv oder unmöglich?
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Spätestens wenn Ihr einen interessanten Job sucht, gerne gut bezahlt, solltet Ihr darauf achten, wie Ihr wahrgenommen werdet. Das gilt für Frauen vielleicht noch mehr: Bikinifotos sind Privatsache, wenn frau nicht Animateurin im Ferien-Club, sondern Staatsanwältin werden möchte.
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Jeder ist eine Marke oder sollte eine werden
Die zentrale Frage ist: Was sagt Euer Auftritt über Eure Kompetenz? Schauspieler sprechen von der „public persona“, der Person, als die wir wahrgenommen werden wollen. Die Ulknudel, der Spaßmacher mögen in der Clique beliebt sein, ob man sie als Praktikanten im Unternehmen haben möchte, ist fraglich. Ein solches Image wirft eher einen Schatten auf die Fachkompetenz. Man riskiert, nicht zu Vorstellungsgesprächen eingeladen zu werden, oder startet zumindest nicht von der Pole-Position, sondern von den hinteren Rängen.
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Personalabteilungen, Headhunter, selbst kleine Betriebe recherchieren Bewerber, ja selbst Praktikanten. Vorsicht: „Tante Google“ weiß alles. Selbst eine Löschaktion hilft nur bedingt, denn das Internet vergisst nichts. Der Feuerwehrmann Max Müller bekam monatelang nur Jobabsagen - der Grund: Es gab im Web ein Foto von ihm mit angeheiterten Freunden – jeder mit einem großen Bier – und dem Posting: Unser Max – beim Löschen und an der Bar immer der Erste. Was lustig sein sollte, wurde zum Karrierehindernis: Man dachte, der trinkt gerne. Max hatte Glück, dass er den Hinweis bekam.
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Private Accounts und geschlossene Gruppen sind eine Möglichkeit, Intimes/Privates vom Beruflichen zu trennen. Nutzt Facebook-, Instagram-, WhatsApp-Gruppen für die Freizeit und legt einen „seriösen“ Xing- oder LinkedIn-Account für die Karriere an – das macht schon kurz vor dem Studienabschluss Sinn. Dort könnt Ihr Euch in zigtausend Fachgruppen engagieren und Kontakte knüpfen. Eine ganz andere Option ist, bei Instagram oder YouTube Influencer zu werden. Was ist Euer Ziel?
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Analog und digital im Doppelpack
Über ihre Social Media-Aktivitäten vernachlässigen viele die Offline-Optionen im „Real Life“ und vergeben Chancen. Ich plädiere für analoges und digitales Networking! Die Mechanismen sind dieselben: Kontakte knüpfen, Beziehungen zu Menschen aufbauen, in Vorleistung gehen, geben und nicht nur nehmen wollen und vor allem dranbleiben. Nur wenige begreifen, dass jede erste Begegnung nur ein Kontakt ist. Nur, wer sich um einen neuen Kontakt, Friend oder Follower kümmert, baut eine starke Beziehung auf. Andernfalls war das Kontaktknüpfen Zeitverschwendung. Networking lebt von Interaktion, vom Geben und Nehmen und Vertrauen. Das Follow-up ist nicht schwer: Schickt eine Dankesmail oder Information, gebt ein Feedback.
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Face-to-Face-Kommunikation hat eine andere Qualität und Intensität als die digitale: der andere wird mit allen Sinnen erfasst, man merkt schnell, ob die Chemie stimmt, die Stimme stört oder man sich nicht riechen kann. Man muss nicht auf eine Antwort warten.
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Ich empfehle, Karrieretage, Jobmessen und Ähnliches zu besuchen. Man lernt Entscheider kennen, hört, was am Markt passiert, oder bekommt sogar eine Einladung. Jedes Gespräch trainiert für spätere Bewerbungen. Man sollte sich gut vorbereiten, um kluge Fragen zu stellen, und die Frage, was man beruflich vorhat, ohne Zögern beantworten können. Es kommt nicht gut an, keinen Plan zu haben. Geschickt ist die Formulierung, man orientiere sich noch und brauche Informationen.
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Wichtige Sprungbretter sind studentische Unternehmen und studentische Initiativen wie ELSA für Juristen. Sie ermöglichen schon während des Studiums praktische Erfahrungen für das Berufsleben. Geboten werden Vorträge, Workshops, Soft Skills-Trainings wie auch mehrtägige Projekte.
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Oft bieten Diplomarbeiten den Einstieg in Unternehmen, daher sind Themen mit hoher Praxisrelevanz von Vorteil. Auch Kontakte zu Alumni, den ehemaligen Studenten der Universität, sind für den Erfahrungsaustausch hilfreich. Für internationale Kontakte ist der DAAD wertvoll. Nicht zuletzt öffnet das Ehrenamt, das Engagement für soziale und gesellschaftspolitische Themen häufig berufliche Türen im Rahmen der Tätigkeit für die Organisation.
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