Karrieretipps > Kommunikation > Reden ist Verantwortung

Ein Karrieretipp von René Borbonus, Lesedauer: ca. 4 ½ Minuten

Reden ist Verantwortung

Reden ist Verantwortung

 

Wie man Menschen überzeugt, statt sie zu überreden

 

Die freie Rede kann viel bewirken. Jeder, der bei einem Referat schon einmal erlebt hat, wenn es im Auditorium klick macht, hat das erfahren. Das Reden ist ein mächtiges Werkzeug, das viele im Zuge ihrer akademischen Laufbahn kennen und schätzen lernen – und deshalb auch eines, mit dem es verantwortungsvoll umzugehen gilt. Je früher man als Redner auch das lernt, desto besser.

 

Manche begegnen „guten Rednern“ schon im Hörsaal mit einer gewissen Skepsis, und vor dieser Verallgemeinerung möchte ich warnen. Ein Rhetoriker, der etwas auf sich hält, ein Redner im aris­to­telischen Sinne, wird seine Redekompetenz nicht nutzen, um Menschen bewusst zu steuern. Er oder sie wird niemanden mit seinen Worten kontrollieren oder gar belügen. Die Kunst des Redners ist nicht das Manipulieren, sondern das Überzeugen.

 

Diese Feststellung ist wichtig, um eine klare Grenze zu ziehen, welche Phänomene in aktuellen Debatten man der Macht der Rhetorik zuschreiben kann und welche nicht. Populisten, autokratische Staatsoberhäupter und vergessliche Mandatsträger sind keine fehlgeleiteten Rhetoriker. Sie sind Populisten, auto­kratische Staatsoberhäupter und vergessliche Mandatsträger. Schon immer hatten „bad actors“ die Möglichkeit, Werkzeuge der Redekunst für ihre Zwecke zu missbrauchen. Doch dass sie reden, macht sie noch lange nicht zu Rhetorikern.

 

Die Baustellen, auf denen der gute Ruf der ­Rhetorik derzeit in Gefahr gerät, sind ganz andere. Als junge Akademiker können Sie sich gegen diese Tendenzen wenden – indem Sie nicht nur auf Ihrem Fachgebiet, sondern auch als Redner Verantwortung übernehmen.

 

Was den verantwortungsvollen Redner auszeichnet

Die zentrale Bedrohung für die Glaubwürdigkeit aller Experten, die sich öffentlich zu ihrem Thema äußern – also auch Sie, als Fachleute der Zukunft –, ist die Achtlosigkeit. Ein Tropfen kann reichen, um den ganzen Brunnen zu vergiften. Eine ungeprüfte Tatsache, ein unsauberes Zitat, eine falsch zitierte Studie können Ihre Glaubwürdigkeit zerstören. Wenn Sie schon einmal eine Referatsdiskussion erlebt ­haben, die wegen einer Kleinigkeit aus dem Ruder gelaufen ist, wissen Sie, was ich meine.

 

Abgesehen von der Faktentreue und der Prüfung aller Inhalte nach bestem Wissen: Wie können wir als Redner mit rheto­rischen Mitteln unseren Teil ­dazu beitragen, dass Debatten verantwortungsvoll geführt werden? Die Antwort ist so simpel wie komplex, denn sie dringt bis auf die Mikroebene jedes Vortrags vor: durch Sprachbewusstsein.

 

Viele Bilder sind tief in unserem Sprachgebrauch verankert – auch ohne, dass dabei immer eine konkrete Absicht im Spiel ­wäre. Wir verwenden Alltagsmetaphern, wenn wir über die „Informationsflut“ klagen, uns mehr „Schlagfertigkeit“ wünschen oder uns über „Rabeneltern“ in der S-Bahn aufregen. Wenn Menschen dieser Metaphorik im Gespräch unbewusst stattgeben, ist das schlimm genug. Doch wenn wir es als Redner tun, wenn wir vor anderen Menschen sprechen, ist es verantwortungslos.

 

Ein erster Schritt zu mehr Sprachbewusstsein ist: Worte und Bilder wörtlich nehmen. Ob ich zum Beispiel sage: „Ich bin im Marketing tätig“ oder „Ich bin für das Marketing verantwortlich“, ist ein großer Unterschied. Unsere Worte wirken – und als Redner darf uns nicht egal sein, wie.

 

Kompetenzwahrnehmung modellieren

Ich werde oft gefragt, wie man als Experte Kompetenzwahrnehmung modelliert, sich also auch ­außerhalb von Fachkreisen als seriöser Redner zu seinem Thema zu erkennen gibt. Tatsächlich ist diese Fähigkeit heute, wo es mehr selbsternannte ­Experten gibt als Fachgebiete, eine Kernkompetenz. Hier einige Tipps, wie man seine Expertise auch ­rhetorisch zur Geltung bringt.

 

1. Konkret sprechen. Wenn jemand weiß, wovon er redet, hat er konkrete Beweise in Form von ­Fakten parat und ist in der Lage, transparent zwischen Fakten und Meinung zu trennen. Ohne falsifizierbare Aussagen transportieren wir letztlich nur Behauptungen, und Menschen spüren das meist auch ohne Faktencheck.
 
2. Die Fakten in einen Kontext stellen. Was im Fachreferat vor anderen Experten keine große Bedeutung hat, wird außerhalb des akademischen Kontexts schon bald zur Reifeprüfung: Damit die Fakten bei den Zuhörern ihre Wirkung entfalten, müssen sie in ihre Lebenswelt übersetzt werden. Hierfür sind z. B. Metaphern und Analogien ideal, die einen Bezug zum Leben der Zuhörer haben. Gleichzeitig müssen sie allerdings auch themenzentriert sein und der Komplexität des Themas gerecht werden. Keine ­Effekthascherei!
 
3. Die eigene Kompetenz hinterfragen. Fachkompetenz ist durch nichts zu ersetzen. Gerade deshalb gilt es, sich die ­eigenen Grenzen zu vergegenwärtigen. Zur Verantwortung des Redners gehört, sich nur zu den Themen zu äußern, zu denen er etwas Substanzielles beizutragen hat. Und sonst: Klappe halten. Manchmal ist Schweigen verantwortungs­voller als Reden.
 
4. Differenziert argumentieren. Verantwortungsvolle Redner widerstehen der Versuchung durch einfache Wahrheiten und unzulässige Zuspitzungen. Die kurzfristige Wirkung darf nicht über der langfristigen Integrität des Experten stehen.
 
5. Den Respekt wahren. Ein Redner, der keine zweite Meinung gelten lässt, verliert auch schnell den Respekt des ­Publikums. Der ist nämlich keine Einbahnstraße: Kollegen, Konkurrenten, Andersdenkende zu diffamieren endet immer mit einem Eigentor. Der Respekt vor der Gegenthese ist ein wichtiges Kennzeichen verantwortungsvoller Rhetorik.

 

Botschaft über Ego

Als Redner in Ihrem Fachbereich stehen Sie ­zukünftig im Dienst der Menschen, zu denen Sie sprechen. Zu erkennen, dass man auch und gerade als redender Experte einer größeren Sache dient, hilft im Übrigen auch ganz ungemein bei einem sympathischen Auftreten. Nichts steht der persönlichen Wirkung von Rednern effektiver im Weg als das eigene Ego.

 

Die Botschaft, nicht der Selbstzweck, ist der Maßstab für die Worte, die wir wählen. Das ist unsere Verantwortung als Redner.

 

Kommen Sie gut an!

Ihr

René Borbonus



Kommunikation

Kommunikationstrainer und Buchautor Rene Borbonus und weitere Gastredakteure geben wertvolle Tipps rund um das Thema Kommunikation.

Weitere interessante Tipps zu diesem Thema

>
Silvia Artmann
Trust the process
– wenn Offenheit zu einer Haltung wirdNa klar bin ich offen. Und tolerant. Und flexibel. – Wenn ...
Julia Bach
Was ist eigentlich dieses Kom-pli-anze – und was hat es mit mir zu tun?
Schon mal von Compliance gehört? Rangiert für viele irgendwo zwischen Polizei und Miss Marple und ...
René Borbonus
Schneller nach oben
Gute Ideen überzeugend vermitteln mit dem Elevator PitchDer Elevator Pitch taugt zu viel mehr als z...
Claudia Kimich
Lets talk about money
Eure Fragen zum Thema Gehalstverhandlung hat campushunter an die Expertin Claudia Kimich gestellt.Ge...
René Borbonus
Zusammenfinden
Wie wir nach dem Corona-Trauma wieder ins Gespräch kommen Das Virus hat viel mehr in unserer G...
Petra Wagner
Was mich aufregen darf – bestimme ich!
Sonne, Strand, früher Morgen und wunderbare Luft. Mein kleiner Welpe ist bei mir und wir toben ausg...
Henryk Lüderitz
In drei Schritten zu mehr Empathie
Mit diesen drei Schritten wirst du sofort viel empathischerEmpathie und Einfühlungsvermögen haben ...
René Borbonus
Schweigen: die unterschätzte Gesprächs-Strategie
Was die „sprechende Medizin“ uns über gelingende Dialoge lehrtEines der hartnäckigsten Irrtüm...
Juliane Rosier
Introvertiert erfolgreich sein!
Nach Treffen mit vielen Menschen bist du meist erschöpft und vor einem oberflächlichen Small Talk ...
Isabel Garcia
Alles aussprechen, ohne Angst vor Streit
Wirkungsvoll in schwierige Gespräche startenCorona, Klimawandel, Gendersprache … es gibt viele Th...
Claudia Kimich
Was ‘ne Schweinerei!
Es war einmal vor langer langer Zeit an einem weit entfernten Ort hinter den Bergen umgeben von Wäl...
René Borbonus
Schrille Post
Wie Ihre Botschaften verfälscht werden und wie Sie das verhindern Jeder kennt den Stille-Post-...
Martina Haas
Feedback – Fluch oder Segen oder gar ein Auslaufmodell?
„Nichts ist leichter als Selbstbetrug, denn was ein Mensch wahr haben möchte, hält er auch für ...
Claudia Hupprich
Willkommen im Organisationszoo
Willkommen im OrganisationszooWie Du mit Meeting-Gorillas und Panik-Kaninchen am besten umgehst ...
René Borbonus
Bloß nicht verzocken!
Bloß nicht verzocken!Wie man sich auf wichtige Gespräche vorbereitet     ...
Martina Haas
Der König ist tot, es lebe der König!
Der König ist tot, es lebe der König!Vom Nutzen von Networking in Krisen Ihr könnt „Corona...
René Borbonus
Vier gewinnt
Vier gewinnt      Was Hip-Hop und Vorträge erfolgreich macht Tho...
René Borbonus
Ihre Stimme sagt so viel wie Ihre Worte!
Ihre Stimme sagt so viel wie Ihre Worte! Wie Sie dafür sorgen, dass Sie gut klingen Die V...
Martina Haas
Die E-Mail ist tot – Es lebe die E-Mail
Die E-Mail ist tot – Es lebe die E-Mail Es ist großartig: Wir leben in einem Zeitalter nahez...
René Borbonus
Fassen wir bloß nicht zusammen!
Fassen wir bloß nicht zusammen!Wie Ihr Referat bis zum Schluss spannend bleibt Jede Präsentat...
Isabel Garcia
Die Bessersprecher
Die BessersprecherAn allen Ecken und Enden werden wir belehrt, wie wir zu reden haben. Wer die Arme ...
Mona Wiezoreck
So schmeckt Kritik gut: Der Feedback-Burger
„Kannst du machen, ist halt kacke!“ So schmeckt Kritik gut: Der Feedback-Burger â€žKannst d...
René Borbonus
Wie Sie mit Storytelling Handlungsimpulse erzeugen
Mehr als überzeugenWie Sie mit Storytelling Handlungsimpulse erzeugen Manche Referate während...
A.S.I Wirtschaftsberatung AG
Reden kann doch jeder - oder etwa nicht?!
Reden kann doch jeder -oder etwa nicht?!Rhetorik als Schlüssel zu einer erfolgreichen Präsentation...
René Borbonus
Protest willkommen
                &nbs...
Martina Haas
Mit dem richtigen Networking zum Erfolg.
On- und offline gut vernetzt –Mit dem richtigen Networking zum Erfolg. Wir sind mittlerweile ...
René Borbonus
Powerpoint, dein Freund und Helfer
Powerpoint, dein Freund und HelferWie Sie Ihr Referat mit einer guten Präsentation aufwerten J...
Holger Ahrens
XING, LinkedIn und Co. sind nicht nur was für alte Säcke!
XING, LinkedIn und Co. sind nicht nur was für alte Säcke! Durch digitales Selbstmarketing frÃ...
René Borbonus
Kein Grund, nervös zu werden…
Nervosität– Kein Grund, nervös zu werden…Als Akademiker kennen Sie die Nervosität, die jeden ...
Petra Polk
Wie kommen Sie beim Networking leicht ins Gespräch
Wie kommen Sie beim Networking leicht ins Gespräch Eine Frage die mir sehr oft gestellt wird u...
René Borbonus
Die Kultur des Unwissens
Die Kultur des Unwissens– oder warum wir nicht jeden Mist teilen dürfen Das gesammelte Wisse...
René Borbonus
Gerade noch mal schiefgegangen
Gerade noch mal schiefgegangenWarum es sich lohnt, über Fehler zu reden Fehler haben auf dem Karrie...

Beruflicher Erfolg durch Körpersprache
Beruflicher Erfolg durch KörperspracheWenn Sie beruflich vorankommen wollen, sei es intern oder dur...
René Borbonus
Schreiben Sie doch, was Sie wollen!
Schreiben Sie doch, was Sie wollen!Warum Kommunikation in Echtzeit manchmal echt Zeit braucht. ...
Ute Blindert
Netzwerken während des Studiums – so geht’s!
 Netzwerken während des Studiums – so geht’s!Beim Thema „Netzwerken“ fragen sich siche...
René Borbonus
Fragensteller sind Weichensteller
Fragensteller sind Weichensteller„Wer nicht fragt, bleibt dumm“, diesen Spruch kennen wir alle s...
Viktorija Rakucha
3 x fragen lohnt sich!?
3 x fragen lohnt sich!?Beruflich und privat kommunizieren Sie viel, direkt „Face to Face“ und am...
Ute Blindert
LinkedIn – so erstellst du ein gutes Profil
LinkedIn – so erstellst du ein gutes ProfilWenn du dir die Frage stellst, welches Online-Business-...
René Borbonus
Mit konstruktiver Kritik Konflikte vermeiden
Mit konstruktiver Kritik Konflikte vermeidenDer Kollege, der nie pünktlich zum vereinbarten Termin ...
René Borbonus
Karrieremotor Respekt
Karrieremotor RespektSo schön die Studienzeit auch ist: Nach Jahren in überfüllten Hörsälen mö...
René Borbonus
Alles außer Schall und Rauch
Alles außer Schall und RauchWorte, die etwas sagen, werden auch gehört â€žBitte bleiben Sie n...
Milena Hardt
Voice Power
 Wir alle kennen Menschen, denen wir gerne zuhören und andere, bei denen wir unwillkürlich ab...
René Borbonus
„Hat jemand Notizen gemacht?“
„Hat jemand Notizen gemacht?“Wie Sie einen Blackout überwinden und für sich nutzen könnenEs g...
Ute Blindert
Netzwerken während des Studiums – bringt das was?
Netzwerken während des Studiums – bringt das was?Das Thema „Netzwerken“ macht seit einiger Ze...
Viktorija Rakucha
Schneller zum Erfolg oder Schritt für Schritt?
Schneller zum Erfolg oder Schritt für Schritt?Von der Körpertypologie eines Menschen: sehend vs fÃ...
Ulrike Heiß
Inbox Zero – das Geheimnis eines klaren Kopfes
Inbox Zero – das Geheimnis eines klaren Kopfes So arbeiten die E-Mail-Profis: Wer konsequent ...
René Borbonus
Mit konstruktiver Kritik Konflikte vermeiden
Mit konstruktiver Kritik Konflikte vermeidenDer Kollege, der nie pünktlich zum vereinbarten Termin ...
René Borbonus
Der erste Satz muss begeistern
RedeeinstiegDer erste Satz muss begeistern Der erste Satz in einer Rede entscheidet darüber, o...
René Borbonus
Der Pannen-Notfallkoffer
Der Pannen-Notfallkoffer Die schlechte Nachricht: Nach dem Gesetz von Murphy wird all das schie...
women&work
Guanxi – oder die Kunst, Kontakte zu knüpfen
Guanxi – oder die Kunst, Kontakte zu knüpfenSechs effektive Networking-TippsGuanxi ist das chines...
René Borbonus
Ratschläge für einen schlechten Kritiker
Ratschläge für einen schlechten KritikerWie Sie Ihre Mitmenschen vergraulen Wer braucht schon...
Viktorija Rakucha
Unsere Zunge kann lügen - unser Körper nicht.
Unsere Zunge kann lügen - unser Körper nicht Die Körpersprache wird aus dem Unbewussten des ...

Keine lange Leitung
Keine lange Leitung Um es kurz zu machen: das Telefon-Register für mehr Erfolg im Job. Klingel...
Lorenz-Seminare
Was unser Körper über uns verrät
Was unser Körper über uns verrätvon Karl Heinz LorenzWir geben uns viel Mühe, Sprachen zu erlern...
Karrierecoach München
Konflikte erfolgreich meistern!
Konfliktmanagement: Konflikte erfolgreich meistern! Häufig werden Konflikte als unangenehme St...
René Borbonus
Erfolgreich Fahrstuhl fahren
Erfolgreich Fahrstuhl fahren Geheimwaffe Elevator Pitch: In Sekundenschnelle überzeugend präs...
Thorsten Ohler
Die ultimative Präsentation
 Die ultimative Präsentation und was Lametta damit zu tun hat…„Ich will, dass die Präsent...
Deutsche Bildung
Lampenfieber
Lampenfieber: ein schrecklich mulmiges GefühlWer kennt das nicht? Heute müssen Sie ein Referat h...
René Borbonus
Killerfragen clever nutzen
Schwierige (Frage-)Typen und wie man ihnen begegnetIch werde oft gefragt, wie man schwierige Fragen ...
René Borbonus
Good news first?
Von der Kunst, schlechte Nachrichten angemessen zu vermitteln Die Zeiten, in denen Ãœberbringer...
René Borbonus
Mit einem Lächeln zum Erfolg
Warum es sich lohnt, ein freundlicher Mensch zu seinWann hat Freundlichkeit eigentlich einen derart ...