Warum sollten wir über unser Verhalten bei Geschäftsessen nachdenken?
Essen ist mehr als reine Nahrungsaufnahme, es ist eng ins soziale Leben eingebettet. Gemeinsames Essen, beruflich oder privat, zuhause oder im Restaurant ist jedoch mehr als Genuss oder Bedürfnisbefriedigung, es birgt kommunikative und soziale Aspekte: Essen drückt Beziehungen, Macht, Respekt, Liebe, Gemeinschaft aus. Nicht nur was, sondern auch wo und wie wir zu welchen Gelegenheiten essen, wer kocht oder serviert und wer teilnimmt: All das übermittelt Botschaften über uns selbst.
Tischmanieren und die Kenntnis der Spielregeln rund ums Thema Essen, Wein und Restaurant drücken somit eine Menge aus. Tischmanieren erlauben Rückschlüsse auf Ihre Erziehung und Sozialisation und zeigen Gästen und Gastgeber, ob und wie sehr Sie diese respektieren. Sie demonstrieren Ihre Weltgewandtheit oder auch eine mangelnde Erfahrung in Restaurants einer bestimmten Kategorie.
Geschäftsessen gehören heute bei vielen Berufen zu den ständigen Anforderungen – sicher nicht immer zur Freude aller Beteiligten. Dennoch sind diese Essen nicht wegzudenken. Es ist oft die einzige Gelegenheit, sich mit jemandem ein wenig länger zu unterhalten, nicht immer unterbrochen zu werden und nicht selbst nervös nach der Uhr zu schauen, weil das nächste Meeting gleich ansteht.
Geschäftsessen werden dennoch oft unterschätzt. Meist ist das Gegenüber nicht unbedingt an Ihrer korrekten Messerhaltung interessiert – vielleicht hat der andere selbst auch viel schlechtere Manieren. Dennoch haben die Details so eines Essens größere Bedeutung, als man auf den ersten Blick meinen möchte. Was bedeutet das? Wir verbringen zwei, drei oder auch vier bis fünf Stunden miteinander und erleben den anderen in ganz unterschiedlichen Situationen und Gesprächen. Auf jeden Fall erleben wir mehr vom Menschen hinter der Fachkompetenz als in einem Meeting oder bei einer Präsentation. Manch ein geschulter Beobachter achtet dabei dann auch auf ganz bestimmte Details, die sorgfältig analysiert und gegeneinander abgewogen werden. Doch auch wer sich nicht durch Lektüre, Beratung und Kurse in der Analyse von Persönlichkeitseigenschaften schlau gemacht hat – jeder hat ein bestimmtes „Bauchgefühl“ oder persönliche Einstellungen, die das Verhalten des anderen auf meist unbewusste Art und Weise interpretieren. So ist ein Geschäftsessen eine gute Möglichkeit, Vertrauen aufzubauen, eine Beziehung zu vertiefen und neue Geschäfte anzubahnen – es ist aber ebenso eine Möglichkeit, durch unbedachte Fehler viel Zeit und Geld zu verlieren, ohne das geringste zu gewinnen.
Fünf goldene Regeln zur Orientierung
1. Eintritt
In Deutschland betritt der Gastgeber als Erster das Restaurant. Der Gastgeber geht auch zum Tisch voran, die Gäste folgen. Geht Ihnen allerdings der Ober voran, so ist die Reihenfolge: Ober – Gäste – Gastgeber.
2. Haltung
Die Sitzhaltung sollte immer aufrecht sein, die Lehne des Stuhls wird nur zum Abrücken des Stuhls und zum Anlehnen zwischen den Gängen benutzt. Selbst dann lehnt man sich allerdings nur leicht zurück, so dass man immer noch eine aufrechte Körperhaltung hat. Während des Essens werden die Arme nur parallel zum Rumpf und eng am Körper bewegt. Also keine Bewegungen, die den Nachbarn zu nahe kommen könnten. Gabel oder Löffel kommen dem Mund entgegen, nicht der Mund dem Besteck. Wenn Sie sich daran erinnern, dass die Sitzhaltung immer aufrecht sein sollte, kann eigentlich nichts schief gehen, und Sie kommen gar nicht in Versuchung, sich in ständigen Auf-und-ab-Bewegungen vor Ihrem Essen zu verneigen.
3. Besteck
Das Besteck links und rechts neben dem Teller wird von außen nach innen verwendet. Das Dessertbesteck liegt oberhalb des Tellers und besteht aus Löffel und Gabel, gebrauchen Sie beide Teile zugleich und verwenden Sie dabei den Löffel nicht nur in seiner klassischen Funktion, sondern auch als Messerersatz zum Zerteilen. Sollten Sie eines der beiden Bestecke nicht mehr benötigen, so können Sie es auch im oberen Teil des Tellers ablegen und nur mit dem anderen Besteckteil weiter essen.
Die Spitze des Bestecks darf nie nach oben oder auf das Gegenüber gerichtet sein. Machen Sie auch keine untersteichenden Gesten mit dem Besteck in der Hand.
Wenn Sie nachgelegt bekommen wollen, kreuzen Sie das Besteck auf dem Teller. Wenn Sie mit dem Gang fertig sind, wird es parallel, wobei die Griffe gegen fünf Uhr zeigen, abgelegt.
Bitte bauen Sie keine „Brücken“, indem das Besteck mit dem Griff auf dem Tischtuch aufliegt und die Spitze auf dem Tellerrand ist.
4. Serviette
Die Serviette wird niemals ganz entfaltet auf dem Schoß ausgebreitet. Sie liegt dort, einmal halbiert, während des ganzen Essens. Wenn Sie die offene Seite zum Körper platzieren, können Sie mit der Innenseite der „Oberhälfte“ den Mund abtupfen und beim Ablegen bleibt sowohl die Außenseite, als auch Ihre Kleidung unter der Serviette stets sauber. Bevor Sie trinken, tupfen Sie sich einmal den Mund ab.
5. Gläser
Stilgläser werden auch heute noch immer nur am Stil angefasst. Vor allem werden sie genau auf den Platz zurückgestellt, an den sie der Service eingedeckt hat.
Vermeiden Sie diesen mögliche Deal- oder Karrierekiller
Karrierekiller Suppenkasper
Sicher: Jedem ist zugestanden, dass er bestimmte Dinge aus gesundheitlichen oder religiösen Gründen nicht essen kann, auch wer irgendeine Gemüseart nicht mag muss nicht unangenehm auffallen, schließlich gilt heute die Regel, dass man alles aufessen kann aber nicht muss. Doch wer fast gar nichts mag oder „generell nichts mit Sauce“ mag, der bringt sich in größere Schwierigkeiten als verpassten Genuss. Wir wissen eben aus einer Reihe von wissenschaftlichen Untersuchungen, dass Menschen ein Verhalten als Merkmal des gesamten Verhaltens bewerten – vor allem dann, wenn wir die Person noch nicht oder kaum kennen. So passiert es, dass jemand, der ständig und dauernd Sonderwünsche bei Geschäftsessen hat, nicht nur zum Außenseiter werden kann, sondern auch aufs Abstellgleis statt auf die Karriereleiter geraten könnte. Wer will schon mit jemanden zu tun haben, der dauernd – im wahrsten Sinn des Wortes – eine Extra-Wurst braucht?
Somit werden zu viele Sonderwünsche bei Geschäftsessen als Persönlichkeitsmerkmal „will immer eine Extrawurst“ genommen. Manch einer meiner Teilnehmer in den Seminaren meint dennoch, es wäre so „authentisch“ die ehrliche Meinung zu jedem Bestandteil des Essens zu sagen. Authentisch heißt aber nur „wahrhaftig und echt“ sein und bedeutet nicht, völlig hemmungslos einfach alles an Gefühlen und Gedanken zu kommunizieren. Das würden wir von anderen auch nicht wollen – weder im Supermarkt, noch in der Arbeit oder im Zug!