Erster Eindruck – innere Werte –
wie wirklich ist das eigentlich, was Sie von sich zeigen?
Generell gilt: So sehr wir uns auch dagegen sperren und eher wünschten, einen Menschen erst dann zu beurteilen, wenn wir ihn näher kennen gelernt und seine Persönlichkeit, seine Stärken und Schwächen erlebt haben: Der Schlüssel für die Beurteilung eines zweiten oder dritten Eindrucks liegt immer in den ersten Sekunden: Ist jemand positiv bemerkt worden, so werden, egal ob bei einem Flirt, beim neuen Nachbarn oder in der Arbeit, die ersten Fehler oder Pannen, eine Nachlässigkeit oder ein Vergessen eher entschuldigt „kann ja mal vorkommen...“ Ist jedoch der Erste Eindruck nicht gut verlaufen, so kommt es dann eher schnell zu Gedanken wie „habe ich mir doch gleich gedacht...“ oder „hätte ich nur auf mein Gefühl gehört“. Der Wissenschaft ist dieser Mechanismus als Primacy-Effekt bekannt: Das was zuerst – auch unbewusst – empfunden wurde, dominiert noch lange alle anderen Gedanken und Empfindungen.
Der Grund für dieses Phänomen ist recht einfach: Persönlichkeitseigenschaften sind nun einmal nicht direkt beobachtbar. Wir mussten als Gattung Mensch über lange Zeit recht schnell entscheiden, wen wir da vor uns haben: Freund oder Feind, stärker oder schwächer. Da galt es dann innerhalb von Sekunden zu einem Schluss zu kommen und entsprechend zu reagieren: Weglaufen, verstecken, angreifen oder freudig begrüßen. Dauerte der Entscheidungsprozess zu lange, dann war es oft schon zu spät, überhaupt etwas zu entscheiden, das hatte dann möglicherweise der andere schon für uns erledigt. Dieses evolutionäre Erbe ist uns bis heute erhalten geblieben, auch wenn es im 21. Jahrhundert nicht immer zu den richtigen Schlüssen führt.
Unser Urteil muss sich also auf Merkmale stützen, die direkt wahrnehmbar sind und von ihnen auf grundlegendes Verhalten schließen. Ohne dass wir es merken, machen wir es ständig so, dass wir nicht nur Dinge und Menschen beobachten und einfach registrieren, sondern ihnen unbewusst Sinn, Zusammenhang und Kontinuität verleihen. Obwohl wir das vielleicht gar nicht wollen, werden bei uns automatisch und unwillkürlich bestimmte Schubladen geöffnet und die Merkmale, die wir gerade wahrnehmen dorthin einsortiert. Auch wenn wir das „politisch nicht korrekt“ finden - wir machen es trotzdem. Auch Sie! Einfach deshalb, weil Wahrnehmung so funktioniert. Im Kopf des anderen wird eine Wirklichkeit geschaffen, die sich aus dem nährt, was sich ihm bietet und mit dem vermischt, was er an Werten, an Bildung und Ideen, an bewusstem und unbewusstem Wissen in sich trägt.
Es ist also immer ein Bild das entsteht – es hat etwas damit zu tun, was in der Realität da war, aber es ist eben ein Bild, also etwas anderes. Wir sprechen nicht umsonst von „Selbstbild“ und „Fremdbild“ – das Bild, das ich von mir habe muss ein anderes sein als das, was ein Nachbar, mein Chef, meine Mutter oder ein Partner hat. Jeder nimmt nur bestimmte Ausschnitte wahr und vermengt sie mit etwas eigenem.
Nach nur 250 Millisekunden hat schon eine unbewusste Entscheidung stattgefunden, ob wir den anderen sympathisch finden oder nicht. Viel Zeit für intelligente Sätze bleibt da nicht!55 Prozent, also mehr als die Hälfte werden durch die Optik entschieden. Da hilft es nicht, wenn wir uns selbst erzählen „das Aussehen ist mir nicht so wichtig“. Neueste Veröffentlichungen weisen darauf hin, dass ein Mensch nur 150 Millisekunden braucht, um festzustellen, ob der Andere schön ist oder nicht. Wenn wir uns darüber im Klaren sind, dass das Auge pro Sekunde 10 Millionen Bits ans Gehirn weiterleitet, unser Bewusstsein jedoch nur 10 bis 20 Bits pro Sekunde verarbeiten kann, so wird deutlich, wie sehr dieser Prozess im Unterbewusstsein stattfindet. Nach nur 250 Millisekunden hat schon eine unbewusste Entscheidung stattgefunden, ob wir den anderen sympathisch finden oder nicht. Viel Zeit für intelligente Sätze bleibt da nicht!
Rund sieben Sekunden dauert es tatsächlich nur, bis der erste Eindruck komplett ist. Ehrlich oder kompetent zu sein, heißt ganz klar nicht unbedingt auch so zu wirken. Wie wir wirken ist oft nicht so, wie wir wirklich sind. Der Umkehrschluss gilt genauso: Offen zu wirken, heißt noch lange nicht auch offen zu sein. Hochstapler oder auch Heiratsschwindler wissen leider meist besser als ein gut ausgebildeter Angestellter, wie man mit solchen Mechanismen spielt.
Interessant ist dabei auch, dass wir es hierbei mit sehr vielen irrationalen Faktoren zu tun haben. So weiß man, dass Menschen mit einer Brille meist als intelligenter und kompetenter eingestuft werden – aber auch als weniger attraktiv. Dies zeigt deutlich, wie irrig diese Eindrücke und Meinungen sind. Schließlich hat Fehlsichtigkeit nichts mit Intelligenz zu tun. Dennoch scheint es so zu sein, dass unbewusst der Gedanke entsteht, diese Person müsse wohl immer viel gelesen und sich so die Augen verdorben haben. Da dieser Eindruck unbewusst entsteht, kommt natürlich nicht zur Überlegung, dass diese Person möglicherweise eine Brille aus Fensterglas trägt und ein anderer, ohne Brille. Kontaktlinsenträger ist.
Das geht so weit, dass wir heute durch die modernen Forschungsmethoden wissen, dass ein Mensch im grauen Anzug tatsächlich kompetenter eingeschätzt wir, als die selbe Person (sein angeblicher Zwilling) im braunen Anzug.
Insofern gewinnt die Bedeutung von Umgangsformen immer mehr an Bedeutung. Spannend ist nicht die Frage „darf ich eigentlich auch für das normale Alltagsgeschäft braune Anzüge tragen?“, interessant ist vielmehr, wann dies eine kluge Entscheidung ist und wann nicht. Wir senden mit vielen Details eine Botschaft über uns, das Unternehmen, für das wir tätig sind und über die Waren und Dienstleistungen die angeboten werden aus: Egal ob mit unsere Kleidung, die Festigkeit unseres Händedrucks, die Länge des Blickkontaktes und die Frage ob wir uns mit „ich bin Klaus Müller“, „mein Name ist Klaus Müller“ oder „ich heiße Klaus Müller“ vorstellen – wir formen dadurch die Art und Weise, wie sich der Kontakt gestalten wird. Je mehr wir darüber wissen, desto besser können wir an guten Beziehungen arbeiten und uns vor Manipulation schützen.
Weitere Informationen zu Nandine Meyden finden Sie unter www.etikette-und-mehr.de