Und,
wie kommen Sie so rüber?
Auch wenn es politisch unkorrekt ist, auch wenn wir uns selbst nicht gerne als so oberflächlich sehen – der erste Eindruck entscheidet wirklich darüber, wie die gesamte Situation ablaufen wird. Auch wenn wir natürlich die fachliche Kompetenz ebenso wie Persönlichkeitsmerkmale erst viel später beurteilen können. Dennoch gilt: Der Schlüssel für die Beurteilung eines zweiten oder dritten Eindrucks liegt immer in den ersten Sekunden. Der Wissenschaft ist dieser Mechanismus als Primacy-Effekt bekannt: Das was zuerst – auch unbewusst – empfunden wurde, dominiert noch lange alle anderen Gedanken und Empfindungen.
Die gute Nachricht: Ist jemand positiv bemerkt worden, so werden, egal ob bei einem Flirt, beim neuen Nachbarn oder in der Arbeit, die ersten Fehler oder Pannen, eine Nachlässigkeit oder ein Vergessen eher entschuldigt „kann ja mal vorkommen...“ Die schlecht Nachricht: Ist jemand eher, auch durch Kleinigkeiten, negativ aufgefallen, so kommt es dann eher schnell zu Gedanken wie „habe ich mir doch gleich gedacht...“ oder „hätte ich nur auf mein Gefühl gehört“.
Schein und Sein sind hier oft zweierlei: Ehrlich zu sein, heißt ganz klar nicht unbedingt auch so zu wirken. Wie wir wirken ist eben oft nicht so, wie wir wirklich sind. Der Umkehrschluss gilt genauso: Offen zu wirken, heißt noch lange nicht auch offen zu sein. Kompetent zu wirken, heißt auch nicht, kompetent zu sein. Es geht also darum, die eigenen blinden Flecken zu entdecken und zu überprüfen, wie wir unseren Eindruck auf das Gegenüber so verbessern können, damit dieser sich gerne Zeit nimmt und genügend Interesse aufbringt, etwas mehr über unsere Persönlichkeit und unsere Fähigkeiten herauszufinden. Denn leider ist es so, dass gerade viele der hervorragend ausgebildeten Menschen viel Aufmerksamkeit auf ihre fachliche Kompetenz lenken, aber nicht darauf, wie sie auf andere Menschen wirken.
Was bedeutet das konkret für Situationen des ersten Eindrucks im Beruf – bei Vorstellungsgesprächen, spontanen Begegnungen auf Netzwerkveranstaltungen; Messen sowie Neukontakten zu Kunden und Kooperationspartnern?
Fünf goldene Regeln, die Ihren guten Eindruck unterstützen können:
1. Das Äußere:
Auch unsere „Verpackung“ ist wichtig. Wer darüber spricht, dass er sorgfältig, detailorientiert usw. ist, an einem Knopf aber ein loser Faden ist, die Bügelfalten nicht mehr akkurat ist, die Sohlen abgelaufen oder die Schuhe ungeputzt sind – der sendet durch die Optik andere Signale als durch die Sprache. Die visuellen Eindrücke sind aber entscheidend, auch wenn es bei diesem Job nicht um Ihre Kleidung geht. Unbewusst wird Ihr Gegenüber irgendwie das Gefühl haben, etwas stimme nicht. Ihre Chancen müssen damit nicht verspielt sein. Es bedeutet nur, dass Sie sich im Gespräch und mit Ihrer Argumentation viel mehr anstrengen müssen, um den anderen zu überzeugen und seine innere, unbewusste und zweifelnde Stimme zum Verstummen zu bringen.
2. Die Begrüßung:
Gerade in Räumen mit vielen Menschen oder in Situationen mit unbekannten Personen neigen Menschen dazu, sich unbewusst erst einmal einen Überblick zu verschaffen. Das führt leider dazu, dass viele bei einer Begrüßung keinen klaren und ausreichenden Blickkontakt mit dem Gegenüber haben. Auch wenn dieser dann während des Gesprächs hergestellt und gehalten wird – der erste Eindruck, dass hier nicht genügend Aufmerksamkeit da war, Unsicherheit vermutet wird oder ähnliches, der bleibt leider….
3. Der Händedruck:
Wir alle mögen keinen Händedruck, der entweder wie ein feuchter Waschlappen oder wie eine Schraubzwinge ist. Doch dieses Phänomen stellen wir immer nur bei anderen fest. Unseren eigenen Händedruck und wie dieser auf andere wirkt, das wissen wir meist nicht. Wer also am Berufsanfang steht und viele Situationen vor sich weiß, in denen er Unbekannten die Hand reichen wird, der tut gut daran, sich Feedback einzuholen. Schließlich wollen wir weder als zu forsch noch als zu schüchtern wirken!
4. Die Visitenkarte:
Ein Blick auf die Karte zeigt nicht nur Wertschätzung gegenüber etwas, das ich bekommen habe, sondern gibt mir unter Umständen auch Informationen über Titel und Rang des anderen, die ich sofort gebrauchen kann. Wer die Karte nachlässig wegsteckt – vielleicht sogar in eine Hosentasche – der ist eindeutig nicht wertschätzend. Ein Visitenkartenetui sollte zu Ihren nächsten Anschaffungen gehören – es muss ja kein hochpreisiges Designerstück sein.
5. Die Anrede:
Wer seinen Gesprächspartner nicht mit Titel anspricht wirkt schnell respektlos, auch wenn es gar nicht so gemeint ist. Lassen Sie sich nicht dadurch irritieren, dass sich jemand ohne Titel vorstellen, Sie aber wissen, dass er promoviert ist. Das bedeutet nicht, er oder sie legt keinen Wert auf die Anrede! Man stellt sich selbst einfach nicht mit Titel vor – der steht ja auf der Visitenkarte...
Und vergessen Sie nicht:
Der erste Eindruck ist der entscheidenste, der letzte Eindruck aber der bleibendste. Achten Sie also auch darauf, dass Sie Blickkontakt halten, Ihr Händedruck immer noch angemessen fest ist, Sie freundlich lächeln und mit selbstbewusster gerader Körperhaltung den Abschied gestalten. Auch ein Dank für ein gutes Gespräch, die gewidmete Zeit, die vielen Informationen usw. hat noch nie geschadet…