„Egal, wofür man sich inter­essiert, in der IT gibt es immer...

 

Programmieren und IT im Allgemeinen galten lange als Männerdomäne. Ist man als Frau in diesem Berufsfeld wirklich noch die Ausnahme?

Es wird besser – auch wenn noch lange kein Gleichgewicht herrscht. An der Uni waren wir vier Frauen gegenüber gefühlt 40 Männern. Und bei einigen Firmen habe ich erlebt, dass der Druck gerade für junge Frauen beim Einstieg höher ist. Aber bei LHIND war das nie ein Thema – das hat mich von Anfang an sehr positiv überrascht.

 

Wie behauptet man sich als Studien- oder später als Berufseinsteigerin?

Vor allem sollte man sich nicht abschrecken lassen. Viele Frauen denken vielleicht: Ich finde IT spannend, aber ich bin gar nicht der Typ, der jeden Tag stundenlang zockt oder ständig an PCs schraubt. Wenn einen das Thema an sich interessiert, dann hat es mit Gaming ohnehin nicht viel zu tun. Wer sich für IT als Modell begeistert, sollte also einfach schauen, welche Möglichkeiten es gibt – und es dann ausprobieren.

 

Du selbst arbeitest bei LHIND im Projektteam, das den Online Car Configurator von VW betreut. Wie war es für dich, in ein so umfangreiches und lange laufendes Projekt einzusteigen?

Klar, am Anfang sieht so ein Projekt riesig aus. Da hat man schon manchmal das Gefühl, dass man es nie durchschaut. Davon darf man sich aber nicht einschüchtern lassen, sondern muss einfach einsteigen. In der IT ist Erfahrung alles: Man kann theoretisch sehr viel wissen, aber nur die entsprechende Praxis bringt einen als Entwicklerin weiter.

Natürlich hat so ein laufendes Projekt auch Vorteile. Es gibt schon viele fertige Bereiche, an denen man sich orientieren und von denen man lernen kann. Und es macht Spaß, das Projekt immer weiter zu verbessern – wenn man eine Idee hat, wie man die Software für den Endkunden noch besser machen kann, ist das ein tolles Gefühl. Und die Kunden sind offener für neue Ideen, wenn ein Projekt schon läuft und immer weiter angepasst wird.

 

„Arbeiten im Team“ – das klingt gar nicht nach dem Klischee der Programmier:innen, die am PC einsam vor sich hinarbeiten. Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?

Dieses Klischee stimmt schon lange nicht mehr. Klar, wenn man seine Aufgaben hat, dann arbeitet man die manchmal auch gern in Ruhe ab. Der eigentliche Arbeitsalltag ist aber zum ­größten Teil Teamarbeit. In großen Projekten gibt es stetigen ­Abstimmungsbedarf innerhalb des Teams und wir haben viele Meetings. Jeden Morgen gibt es ein Abstimmungsmeeting, in dem wir unsere Aufgaben und mögliche Herausforderungen ­besprechen. Wir legen die Aufgaben zusammen fest und besprechen sie, sodass sie jeder verstanden hat. Einzelkämpfer gibt es nicht: Das Team arbeitet als Einheit und unterstützt sich bei den Aufgaben.

 

Software-Entwickler:innen müssen also sehr kommu­nikationsfähig sein. Welche Eigenschaften sollten man noch mitbringen?

Man muss offen für Neues bleiben. Gerade in der Projekt­arbeit sollte man öfter über den Tellerrand hinausschauen, was es noch alles für Möglichkeiten gibt. Und natürlich muss man ­teamfähig sein. Bei uns arbeitet keiner allein in seiner Ecke – Software-Entwickler:innen müssen aktiv kommunizieren und zum ständigen Austausch bereit sein.